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Die Gräber der Vorfahren in Billed digital finden

Der Neugässer Friedhof in Billed Fotos: Archiv der HOG Billed

Ralf Gilde während seiner Ansprache bei der Gedenkveranstaltung auf dem Karlsruher Hauptfriedhof am Billeder Heimattag 2019

Was nach einem Menschenleben übrig bleibt, ist neben den Erinnerungen meistens das Grab. Bevor die Deutschen aus Billed das kommunistische Rumänien verlassen haben, ließen viele die Ruhestätten ihrer Vorfahren mit Betonplatten bedecken. Eine praktische Lösung, auch eine definitive. Als aber Jahrzehnte später ihre Nachkommen nach den Grabstätten suchten, gab es nur noch wenige Einheimische, die deren Lage auf den Friedhöfen kannten. Denn das eine Grab unter rund 2000 zu finden, ist vergleichbar mit der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Um Abhilfe zu schaffen, machten sich im Juni 2004, im Dienste der Gemeinschaft, Josef Herbst, Johann Martini, Jakob Muttar, Werner Gilde und Hans Muhl aus Deutschland auf den Weg nach Billed, um die Grabstätten auf den beiden Friedhöfen, dem Neugässer und dem Sauerländer Friedhof, zu erfassen. Mitgenommen hatten sie eine Digitalkamera, die damals zu den neuesten Modellen zählte, eine auf einem Laptop installierte Datenbank und zehn Tage Zeit. Zusammen mit den Billedern Adam und Roswitha Csonti, Brunhilde Klein, Peter Trendler, Hans Weber und Ioan Andras erfassten sie in mehreren Teams und rund 1000 Arbeitsstunden die Daten und Positionen von 2149 Gräbern und 4283 Verstorbenen, unabhängig von Nationalität und Religion. Bei der Anlegung der Karteikarten arbeiteten noch Heidi Müller und Jakob Muttar mit. Die Friedhofspläne haben Tiberiu Neu und Isolde Hehn gezeichnet.

Die Bestandsaufnahme von 2004 sollte einige Zeit ruhen, bis im Frühjahr 2020 eine andere Mannschaft das Projekt Friedhöfe wieder aufgriff. Sollten die Daten über die Gräber in einem Buch, auf einer CD oder mittels einer nun möglichen Webanwendung zugänglich gemacht werden? Diese Frage beschäftigte das Team. Der beste Vorschlag kam aus dem Hause Gilde. Ralf Gilde, im Vorstand der Billeder Heimatortsgemeinschaft aktiv, nahm sich der Sache an. Obwohl kein gelernter Webentwickler, ist er es als studierter Wirtschaftswissenschaftler gewohnt, sich auch in Programmiersprachen einzuarbeiten. Gilde hat die Gräbersuche in mehreren Abschnitten programmiert, der Programmcode umfasst rund 48000 Zeichen mit 3715 Wörtern. Hätte man solch eine Anwendung erwerben wollen, wäre 
sicherlich ein vierstelliger Betrag fällig gewesen.

Durch diese Anwendung kann man nun auf der Website der HOG www.heimathaus-billed.de/friedhof beliebig nicht nur nach Namen und Vornamen der Verstorbenen suchen, sondern auch nach Todes- und Geburtsjahr, sofern diese auf den Grabinschriften eingetragen waren. Das Informationsangebot umfasst ein Foto der Grabstätte beziehungsweise des Kreuzes (Stand 2004), Angaben zur Zahl der bestatteten Personen und zum Zustand des Grabes/Kreuzes, Positionsdaten sowie eine PDF-Datei mit sämtlichen Informationen zum Ausdrucken und Abspeichern. Die Suchfunktionen ermöglichen auch statistische Auswertungen. Sahnehäubchen der intuitiven Suche ist ein Lageplan mit einem blinkenden Kreis, der die Position des gesuchten Grabes anzeigt. Von jedem Winkel der vernetzten Welt können Interessierte Gräber auf den virtuellen Billeder Friedhöfen suchen und finden.  

Wir schätzen die Leistung des bereits in Deutschland geborenen Ralf Gilde sehr. Nicht nur seine Generation, sondern auch zukünftige Nachfahren können die Gräber der Ahnen sowohl digital als auch anlässlich eines Besuches des Friedhofs leicht finden. Die von ihm vorgenommene Programmierung ist in eine Reihe zu stellen mit den Leistungen der heutigen jungen Kreativen, denen man auf den verschiedensten Internetplattformen begegnet. 

Gerne können sich andere Heimatortsgemeinschaften, die auch Datensätze zu ihren Friedhöfen erhoben haben, mit uns in Verbindung setzen. Wir helfen gerne, diese digital zugänglich zu machen.