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Wie kommen die Schwaben ins Banat? Online-Jugendseminar des Landesverbandes Bayern

Der sechsjährige Moritz aus Augsburg verfolgte konzentriert die Ausführungen zur Geschichte der Banater Schwaben. Foto: Anita Comlosan

Halrun Reinholz und Ramona Sobotta freuten sich nach dem Seminar, dass alles gut funktioniert hat. Foto: Thomas Sobotta

Wieso seid ihr eigentlich Deutsche, wenn ihr in Rumänien geboren seid? Und was habt ihr mit Österreich zu tun? Und mit Ungarn? Warum fahrt ihr so gern da hin? Das sind Fragen, die sich die jungen Leute stellen, die heute in der DBJT mitmachen. Im Gegensatz zu ihren Eltern sind sie nämlich meistens nicht im Banat geboren oder gar aufgewachsen. Sie haben dieses Erbe sozusagen „in die Wiege gelegt“ bekommen. Oder sie haben ganz andere Wurzeln und sind nur aus Freude an der Gemeinschaft, am Tanzen dabei. Aber das Banat ist natürlich immer ein Thema und deswegen hat sich der Landesverband Bayern schon lange vorgenommen, historisches Wissen über das Banat auch an die junge Generation zu vermitteln. Als Motivation zitierte der Landesvorsitzende Harald Schlapansky in seiner Begrüßung einen Satz von Helmut Kohl, der die Sache auf den Punkt bringt: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“

Das Jugendseminar war für Ende November geplant – natürlich im Rahmen eines „realen“ Treffens. Doch schon bald war klar, dass die Corona-Pandemie diesmal einen dicken Strich durch die Rechnung macht. Einfach absagen wollte der Landesverband das Seminar aber nicht, zumal ihm gerade der Nachwuchs der Landsmannschaft sehr am Herzen liegt. Und da sich in dieser Corona-Zeit so viel ins Internet verlagert hat, entstand der Alternativplan: Wissen online vermitteln! Harald Schlapansky und mit ihm einige andere „Junggebliebene“ im Landesverband planten um. Mit der technischen Hilfe von Robert Abendschein aus Augsburg und der Plattform ClickMeeting wurde das Netz im Netz geknüpft, wenn auch manche das digitale Neuland mit einem etwas mulmigen Gefühl betreten haben. Die Akteure waren coronagerecht an verschiedenen Standorten verteilt und wurden abwechselnd live geschaltet. Die stellvertretende Landesvorsitzende Ramona Sobotta aus Augsburg hielt die Fäden in der Hand und führte durch das Programm des Seminars. Ihr zur Seite standen Andrea Kielburg (ebenfalls aus Augsburg), die das Quiz präsentierte und moderierte, sowie Martina Lenhardt aus München, die für die Gestaltung der Flyer und die Werbung im Netz zuständig war. Die 30 angemeldeten Teilnehmer erhielten einen Link und konnten dem Programm problemlos und unsichtbar folgen – ohne den Druck, sich melden oder beteiligen zu müssen.

Worum ging es bei dem Geschichts-Seminar? Um das Banat natürlich. Immer wieder stellt man fest, dass dieser Teil der europäischen Geschichte im Schulunterricht kaum Platz findet. Darum die Fragen, die am Anfang dieses Artikels gestellt werden. Sie bildeten auch den Einstieg zu dem Vortrag von Halrun Reinholz vom Kreisverband Augsburg, die das Kultur- und Dokumentationszentrum der Banater Schwaben in Ulm betreut und ihren mittlerweile großen Erfahrungsschatz zu diesem Thema anbringen konnte. Um die eingangs gestellten Fragen zu beantworten, muss man natürlich ein Stück zurückgehen in der Geschichte – etwa 300 Jahre. Denn da wurden die „Banater Schwaben“ sozusagen „geboren“. Ein längerer Prozess war das, der mit den Türkenkriegen und österreichischen Kaisern zu tun hatte. Nun ist Geschichtsunterricht manchmal etwas trocken, doch mit Hilfe von Bildern und Karten kann man das im Netz fast noch besser vermitteln als im richtigen Vortrag. Von den „Ulmer Schachteln“ hatten so manche schon etwas gehört – aber was ist das eigentlich? Und wie lange brauchte man denn, um aus dem Schwarzwald bis ins Banat zu kommen? Fragen, die bei so einem Vortrag bei aufmerksamen Zuhörern natürlich auftauchen. Aber das Netz bietet für Fragen ja einen Chat an, und der wurde nach dem Vortrag fleißig genutzt. Und wie! Die Fragerunde dauerte nämlich fast genau so lang wie der Vortrag selbst. Ein klarer Beweis, wie interessiert die DBJTler an ihrer Herkunft sind.

Zum Schluss konnte jeder noch testen, ob wirklich was hängengeblieben ist von all dem geballten Wissen. Die Veranstalter hatten nämlich ein Quiz vorbereitet: 13 Fragen mit jeweils drei Antwortmöglichkeiten. Wer mitmachen wollte, konnte die richtigen Antworten blitzschnell über WhatsApp verschicken. Die rege Beteiligung ließ bei den „Auszählern“ leichte Hektik aufkommen. Insgesamt zwölf Teilnehmer lieferten sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, aber dann standen die Gewinner fest: Den ersten Preis (alle Fragen richtig beantwortet!) teilten sich Victoria Ziegler aus München, das Team Miriam Österreicher und Sarah Klein aus Karlsruhe sowie Christa Eichinger vom Kreisverband Augsburg. Auf den zweiten Platz kamen mit gleicher Punktzahl Kerstin Schuch aus Düsseldorf und Herta Schuld aus Augsburg. Der dritte Platz ging ins Banat, an Astrid Kataro aus Keglewichhausen. So nebenbei zeigt sich hier die große Reichweite, die das Online-Seminar hatte.

Die Resonanz der Teilnehmer war überwiegend positiv. Nicht nur die Jugendlichen, auch ihre Eltern gaben zu, „was gelernt“ zu haben, es sei „kurzweilig und informativ“ gewesen. Vor jedem Bildschirm saßen natürlich jeweils mehrere Personen aller Altersgruppen. Der wohl jüngste Teilnehmer war der sechsjährige Moritz aus Augsburg, der nach Aussage seiner Mutter die ganze Zeit konzentriert zuhörte. Als sein Vater ihn ansprach, mahnte er ihn: „Pssst, da geht es um die Schwowe. Und ich bin auch ein Schwob.“
Und natürlich tauchte schnell die Frage auf: Wann geht es weiter? Die Referentin hatte nämlich eine Fortsetzung versprochen. Vielleicht auch mal live, aber warum nicht wieder im Netz? Solange Corona anhält, eine praktikable Möglichkeit, zusammenzukommen und sich mit Wissen zu rüsten. Wie man vom Landesverband hört, könnte die Fortsetzung schon sehr bald kommen.

Der Vortrag zur Ansiedlung ist auf YouTube abrufbar (https://youtu.be/950eHN0wEL8). Zum Nachlesen gibt es ihn auch als PDF-Datei, die der Landesverband an die interessierten Gruppen oder Einzelpersonen verschickt. Auch das Quiz steht zur Verfügung, es wurde sogar bereits aus Brasilien angefordert. Dann kann man nur gespannt sein, wie es mit der Geschichte der Banater Schwaben nach der Ansiedlung weitergeht.