Am 13. Februar verstarb in Regensburg Pfarrer Peter Zillich im Alter von 61 Jahren. Den Mitgliedern unserer Landsmannschaft war er vor allem als „Pfarrer mit dem Akkordeon“ bekannt, denn als solcher hatte er in den zurückliegenden 30 Jahren unzählige Maiandachten und Heimattreffen besucht, hatte Pilgergruppen begleitet, bei Kirchweihfesten heilige Messen gefeiert, Kinder getauft und manche Landsleute auf ihrem letzten Weg begleitet. Er tat dies in ganz Süddeutschland, in den letzten Jahren aber auch in den USA, in Kanada und in Entre Rios in Brasilien. Mit seinem Gesang, seiner offenen und herzlichen Art erreichte er nicht nur die Herzen seiner Landsleute, sondern auch die seiner Mitmenschen in Weiden, in Regensburg und überall dort, wo er Verantwortung in Kirche und Gesellschaft übernommen hatte.
Als „Neu-Evangelisierung“ würdigte der damalige Kurienkardinal Josef Ratzinger und spätere Papst
Benedikt XVI. das schulische Wirken von Peter Zillich in einem persönlichen Brief, nachdem er sich über dessen Arbeit an der Europa-Berufsschule in Weiden und seine vielen außerschulischen Aktivitäten informiert hatte. „In unserer säkularisierten Welt, in der die Menschen oft wenig Orientierung finden und die auch arm geworden ist an menschlichen Werten, gewinnt das mutige Zeugnis für Christus, in dem die Menschenfreundlichkeit Gottes erschienen ist, und die treue Verbundenheit mit der Kirche neue Aktualität“, schrieb der Kardinal.
Peter Zillich wurde am 11. September 1957 in Kleinbetschkerek geboren, wuchs aber ab seinem zweiten Lebensjahr in Dolatz auf. Ab 1972 besuchte er die Kantorenschule in Karlsburg / Alba Iulia, wo er auch das Abitur ablegte. Bis 1980, dem Jahr seiner Flucht über die Grüne Grenze aus Rumänien, studierte er Theologie. Er setzte das Studium in Regensburg fort und wurde 1984 von Bischof Manfred Müller zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Straubing, wirkte in Dingolfing und bekam eine Pfarreistelle in Gerzen.
Aus gesundheitlichen Gründen wechselte er 1995 an die Staatliche Berufsschule Weiden in der Oberpfalz. Hier wirkte er als Stadtjugendseelsorger und arbeitete in der Pfarrei St. Josef mit. In der beruflichen Weiterbildung wird er „Magister der Theologie“ und zum Schulpastoral für die beruflichen Schulen der Diözese Regensburg zertifiziert. Aufgabe vom Schulpastoral ist es, den Lern- und Lebensraum Schule mitzugestalten, die ganzheitliche Entfaltung junger Menschen zu fördern, diese zu begleiten, zu beraten, Räume der Begegnung und der Konfliktbearbeitung zu schaffen. In die Arbeit eingebunden werden Schüler, Lehrkräfte und Eltern. Über seine neue zusätzliche Aufgabe sagte Pfarrer Zillich damals: „Das größte Angebot, das wir jungen Leuten zu machen haben, sind wir selbst. Als Erwachsene, die ihnen zeigen, dass wir sie mögen; Erwachsene, die Freude an ihrer Entwicklung und an ihren Leistungen haben; Erwachsene, die erkennen, wenn es Probleme, Sorgen oder Durchhänger gibt; Erwachsene, die da sind, die Zeit haben und ein offenes Ohr; Erwachsene, die als authentisch, ehrlich und fair erlebt werden; Erwachsene, die Respekt vor der Würde des Einzelnen haben.“
Seit 1994 war Pfarrer Zillich Bischöflicher Beauftragter für heimatvertriebene Priester und Gläubige in der Diözese Regensburg, seit 2004 Oberstudienrat an der Europa-Berufsschule in Weiden, seit 2012 Studiendirektor. Vier Jahre später musste er aus gesundheitlichen Gründen aus dem Schuldienst ausscheiden. Mit seiner offenen Art, seinem vorbehaltlosen Eintreten für seine Schüler und Mitmenschen, stets an das Gute im Menschen glaubend, habe er dabei den Charakter der Europa-Berufsschule wie kein anderer Geistlicher davor geprägt, sagte der Direktor seiner Schule Josef Weilhammer. Dass seine Banater schwäbische Herkunft und Denkweise bei manchen Projekten ausschlaggebend war, sei nicht verschwiegen. So ging er am Wohnhaus von Papst Benedikt in Regensburg vorbei und wunderte sich über den schlechten Zustand des Gartens und des Zaunes. „Das ist eines Papstes unwürdig“, sagte er und kam nach entsprechender Vorbereitung mit seinen Berufsschülern wieder. Es entstand ein Projekt, Folgeprojekte, mehrere Klassen und mehrere Partnerschulen wurden eingebunden, eine Solaranlage auf dem Dach installiert, vom Ertrag der Stromproduktion wurden weitere Projekte finanziert – bis heute.
Den Weg zur Landsmannschaft der Banater Schwaben fand Peter Zillich über den damaligen Münchner Kreisvorsitzenden Franz Andor. Es entwickelte sich eine langjährige und sehr gute Zusammenarbeit mit sämtlichen Gliederungen und Einrichtungen der Landsmannschaft und 2004 wurde Peter Zillich zum stellvertretenden Landesvorsitzenden Bayern gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode inne und er nahm es sehr ernst. In fünfzehn Jahren hatte er keinen Sitzungstermin verpasst, immer wieder Projekte initiiert und mitbetreut. 2005 brachte der Landesverband Bayern einen Tonträger mit 18 Liedern von Peter Zillich heraus. Die Gesänge gehörten zum Teil zum allgemeinen Liedgut der katholischen Kirche, zum Teil waren es Neuschöpfungen und Vertonungen nach Texten von Banater Schwaben. Sie trafen die Gemütslage unserer Landsleute in einer Phase des Abschiednehmens von der Banater Heimat und des Aneignens einer anderen, einer neuen Heimat. Vielen waren sie dabei eine wertvolle Stütze. Auf seinen Wunsch hin wurde vom Verkauf einer jeden CD ein Euro für die Renovierung der Wallfahrtskirche Maria Radna zur Verfügung gestellt, es sollte ein Zeichen sein. Es folgte eine zweite CD mit Marienliedern, auch diese Edition war ein Erfolg. Mehrere tausend Tonträger haben ihren Weg in die Wohnungen und Häuser seiner Landsleute gefunden, die Lieder ihr Gemüt bewegt, sie in ihrem Glauben bestärkt. Es war ihre Sprache, er erreichte ihre Herzen. Als er Papst Benedikt XVI., damals schon emeritiert, vor fünf Jahren im Vatikan eine DVD mit seinen Liedern überreichte und entschuldigend hinzufügte, dass es nur ein einfacher Gesang sei, erfuhr er eine besondere Anerkennung: „Das Einfache ist meistens das Schöne und Wertvolle“. Er hatte sich darüber gefreut. Die meisten Landsleute erreichte Peter Zillich jedoch bei seinen unzähligen Terminen mit unseren Landsleuten in ganz Deutschland, aber auch in Österreich, im Banat, in Ungarn. Er betreute jahrelang Pilgergruppen nach Lourdes, nach Ave Maria Deggingen und Mariazell, er fuhr nach Maria Radna und Maria Tschiklowa, in der Mitte seiner Landsleute fühlte er sich wohl, hier war er daheim.
Im Jahre 2011 hat Dr. Gebhard Fürst, Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Pfarrer Peter Zillich zum Geistlichen Beirat des St. Gerhards-Werks ernannt. Er trat die Nachfolge von Monsignore Andreas Straub in diesem Amt an. Als Beirat und als Präses des St. Gerhards-Werks hat er in einer Phase der Umbrüche einen wichtigen Beitrag geleistet, dass das religiöse Leben aller Deutschen aus dem südöstlichen Europa fortgeführt wird.
Pfarrer Peter Zillich hat uns Banater Schwaben in vielen existenziellen Lebensphasen einen Weg gezeigt: Er floh aus dem kommunistischen Rumänien über die sogenannte grüne Grenze. Er hat hier sein Studium der Theologie fortsetzen können, als Priester gewirkt, eine erfolgreiche schulische Laufbahn eingeschlagen, aber immer auch eine Brücke in das Banat aufrechterhalten, zu den Menschen dort, zu unserer Kirche. Er hat uns darin bestärkt, uns zu unseren Prägungen, zu unserem besonderen Lebensweg zu bekennen, diesen Teil unserer Geschichte anzunehmen, egal wo wir heute leben. Er hat uns stets dazu angehalten, in den kleinen und einfachen Dingen das Große
zu sehen und er hat uns immer wieder im Handeln für unsere Gemeinschaft bestärkt. „Das ist sehr wichtig, ich helfe mit“, sagte er. Zum letzten Mal im Januar dieses Jahres bei unserer Gedenkveranstaltung in München für die Opfer der Zwangsarbeit, von der auch seine Mutter betroffen war.
Hunderte Weidener, Regensburger und Banater Schwaben haben Peter Zillich auf seinem letzten Weg am 27. Februar begleitet. Das Requiem für den verstorbenen Priester bereitete der Pfarrer von St. Josef in Regensburg-Reinhausen Josef Eichinger vor, Hauptzelebrant war Prodekan Franz Ferstl. Unter den 34 anwesenden Priestern befanden sich auch zahlreiche Banater Priesterkollegen: Monsignore Andreas Straub, dessen verstorbener Priesterbruder Franz Straub als Pfarrer in Dolatz Peter Zillich den Besuch der Kantorenschule empfohlen hatte, Dekan Karl Zirmer, Pfarrer Paul Kollar, Pfarrer Günther-Diether Loch, Stiftskanonikus Josef Palfi, Pfarrer Josef Hell, Pfarrer Franz Maywurm, Pfarrer Otto Barth und Domkapitular Andreas Reinholz, der von Maria Radna als Vertreter der Heimatdiözese Temeswar angereist war. In der katholischen Pfarrkirche in Kleinbetschkerek hielt Pfarrer Boneventura Dumea zur gleichen Zeit eine Andacht. Auch in Weiden und in der Donauschwabensiedlung Entre Rios in Brasilien fanden Trauerrequiems für den Verstorbenen statt.
Ehrende Nachrufe hielten Dekan Karl Zirmer seitens des Südostdeutschen Priesterwerkes, Prof. Dr. Reinhard Bendel im Auftrag von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke seitens der Arbeitsgemeinschaft katholischer Vertriebenenorganisationen (AKVO), Josef Lutz seitens des St. Gerhards-Werks, Domdekan Johann Neumüller seitens der Diözese Regensburg, Dekan Georg Flierl als Kurssprecher und Pfarrer Martin Stempfhuber als Sprecher der Pfarrei St. Bonifaz. Seitens der Europa-Berufsschule Weiden sprachen Oberstudiendirektor Josef Weilhammer und Studiendirektor Martin Krauß von der Fachschaft Katholische Religion. Den Nachruf der Landsmannschaft hielt Bundesvorsitzender
Peter-Dietmar Leber. Eine Botschaft des Präsidenten des Landesverbandes der Donauschwaben in den USA, Robert Filippi, wurde verlesen.
Zum Abschied hatte eine Bläsergruppe der Original Banater Dorfmusikanten unter Leitung von Helmut Baumgärtner das beliebte Lied „Wie groß bist Du“, welches Pfarrer Peter Zillich bei vielen Gelegenheiten vortrug, einstudiert und in der Aussegnungshalle auf dem Oberen Katholischen Friedhof in Regensburg gespielt. Die Priester verabschiedeten sich am Grab mit dem marianischen Antiphon „Salve Regina“. Die Fahnenabordnungen der Kreisverbände Ingolstadt, München, Waldkraiburg und Würzburg sowie der Heimatortsgemeinschaften Glogowatz, Neu-arad, Nitzkydorf, Sanktanna, Sankt-martin und Wetschehausen senkten sich zum letzten Mal über dem Grab, als das Lied vom guten Kameraden erklang. Die anwesenden Mitglieder des Bundesvorstandes, der Landesvorstände Bayern und Baden-Württemberg, des Weltdachverbandes der Donauschwaben, der Landsmannschaft der Donauschwaben, die Vorstände der Heimatortsgemeinschaften Dolatz und Kleinbetschkerek, die Kreis- und HOG-Vorstände unserer Landsmannschaft und viele Landsleute von nah und fern verabschiedeten sich in Dankbarkeit und Trauer.
Das Akkordeon von Pfarrer Peter Zillich ist verstummt, die verkündete Botschaft bleibt aktuell und wird in unserer Gemeinschaft fortklingen.