Als man sich das erste Mal im Herbst letzten Jahres über ein Konzept zu einem „Schwäbischen Nachmittag“ im Vorstand des Kreisverbands Tuttlingen-Rottweil-Schwarzwald-Baar ausgetauscht hat, ging man von einem eineinhalbstündigen Programm aus. Dass dieses am 11. Mai, am Muttertag, in der Spaichinger Stadthalle präsentierte abwechslungsreiche Kulturprogramm zu einem großen Erfolg werden würde, konnten die Veranstalter seinerzeit nicht ahnen. Das zahlreich erschienene Publikum dankte den rund 80 Darstellern, Tänzern und Musikanten mit langanhaltendem Applaus und ermutigte die Künstler, auf diese Art und Weise weiter zu machen, möchte man doch den umfangreichen Schatz unserer von den Vorfahren überlieferten banatschwäbischen Volkskultur nicht einfach der Vergessenheit preisgeben. Selbst die örtliche „ Schwäbische Zeitung“ war voll des Lobes über die inhaltliche Reife der Darbietungen und die organisatorische Meisterleistung der Verantwortlichen. So erlebten die Zuschauer ein wahres Feuerwerk an feinster Blasmusik, dargeboten vom „Original Banater Echo“ unter der Leitung von Manfred Ehmann. Die Kapelle spielte viele Eigenkompositionen wie „Heimatstern“ und „Musikantentraum“ oder traditionelle Bearbeitungen aus dem reichen Fundus der Darowaer Blasmusik wie der „Unschuld-Walzer“ oder die „Traumgold-Polka“. Aber auch weitere aktuelle Ohrwürmer wie die „Heidrun-Polka“ aus der Feder des bekannten Komponisten und Arrangeurs Franz Watz oder der „Böhmische Traum“ fanden im Repertoire des Kapelle Platz und entlockten dem Publikum Zugabe-Rufe, die das „Original Banater Echo“ mit einem zünftigen Stück, der „Borsicka-Polka“, honorierte.
Auch über die Auftritte der im Herbst des Jahres 1977 gegründeten Kapelle der „Darowaer Dorfschwabenmusikanten“ freute sich das Publikum sehr und spendete für altbekannte Weisen wie „Grüß Gott, ihr Freunde“, „Uplakana“, „Ein Lied aus der Heimat“ oder „Vogelwiese-Polka“ reichlich Beifall. Der Kapellmeister und Arrangeur Franz Müller kann stolz auf eine traditionsreiche Gruppe zurückschauen und mit Zuversicht auf ein baldiges vierzigjähriges Jubiläum hinarbeiten, denn die gebotene Musik klingt immer noch jung und dynamisch. Die Hingabe für die Kompositionen von Ernst Mosch sowie der in der Gruppe kameradschaftlich gelebte Geist sind vorbildlich, und so will der musikalische Leiter zusammen mit seinen Mitstreitern in den kommenden Jahren noch etliche Projekte angehen.
Aber auch die Tanzgruppen der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen zauberten während des Nachmittags schöne, spritzige und abwechslungsreiche Tänze auf die Bühne und stellten unter Beweis, dass die Jugendarbeit in Spaichingen einen hohen Stellenwert genießt und reichlich Früchte trägt. Brigitte Polling und Christine Wollanka haben von Anfang an die perfekte Balance zwischen kontinuierlicher Aufbauarbeit und spielerischem Umgang mit den Kindern gefunden und nach sieben Jahren des Bestehens Großartiges geleistet. Erstmals traten die Mädchen in schicken Dirndln auf und wurden zum Schluss – wie auch die Jungen – mit einem Poloshirt des DBJT geehrt.
Die Probearbeiten der Theatergruppen hatten teilweise schon kurz nach Neujahr begonnen. Minutiös wurden zwei Kurzstücke und zwei Szenetten einstudiert und diese in Höchstform dem Publikum präsentiert. In der „Spinnstub“ des Bruckenauer Autors Helmut Schlauch (Crailsheim) haben die Männer der Tanzgruppe um Käthe und Hansi Winze einige Freiheiten genossen, bis ihnen die Frauen zeigten, wo diese tatsächlich enden und in dem Stück „Ein ganz normaler Alltag“ wurde auf witzige Art das Großfamilienleben auf dem Banater Dorf während der Erntezeit nacherzählt. Auch hier glänzten die Schauspieler mit viel Spielwitz und darstellerischer Kunst. Humorvoll und lustig bis ins letzte Detail war der Sketch „Der Stuhl“, gespielt von Julia Polling und Melissa Schmidt. Außerordentlich gelungen war auch der Auftritt der Jugendtanzgruppe in der Persiflage „Aschenbrödel“. Jessica Frenzen, Julia Polling, Sandra Mahalek, Patrick Polling, Melissa Schmidt und Fabian Wollmann reihten in einem atemberaubenden Tempo Pointe an Pointe reihten aneinander und rissen das Publikum buchstäblich vom Hocker.
Zum Schluss standen an diesem Nachmittag rund 80 Akteure auf der Bühne und nahmen den Beifall des Publikums strahlend entgegen. Kaum jemand hatte im Vorfeld erwartet, dass ein derart ausgewogenes und kurzatmiges Programm mit hohem künstlerischem Anspruch in unserer Zeit auf die Bühne gebracht werden kann. Gewürzt wurde dies obendrein mit lustigen und witzigen Beiträgen und Gedichten von Ludwig Schwarz („Am Sparherd is es Platz fors Weib“ und „Am End knallt die Peitsch“), Otto Aczel („Was mr in Deitschland anerscht soot“) oder Eugen Philips („Mei Urohn“), vorgetragen von Johann Polling, Hansi Winze und Richard Wagner. In einem rührenden Abschluss sangen die Darsteller und das Publikum das allseits bekannte und beliebte Lied „Wahre Freundschaft“.
Besonderer Dank gilt allen Musikern, Tänzern und Darstellern, die für diesen Anlass viel Zeit aufgebracht und ein großartiges Programm erarbeitet haben. Ein ganz besonderes Lob gebührt den Familien Polling, Mahalek und Winze, denn sie haben sowohl als Gruppenleiter wie auch als Musikanten, Tänzer und Theaterdarsteller ein großartiges Potenzial zur Geltung gebracht. Sehr lobenswert war auch, dass der gesamte Vorstand des Kreisverbands dieses Programm und die Betreuung der Gäste durch die Schaffung einer schönen Saalatmosphäre und Bühnengestaltung ermöglicht hat. Der Vorstand ist zutiefst überzeugt, dass durch diese Vorführung eine guten Sache zustande gekommen ist und würde sich freuen, zu einem weiteren „Schwäbischen Nachmittag“ noch mehr Landsleute und Gäste begrüßen zu dürfen.