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Kulturinstitutionen als Bewahrer der Identität

54. Kulturtagung des Landesverbandes Baden-Württemberg in Sindelfingen - Nach der totalen Erniedrigung am Ende des Krieges, nach Deportation und Enteignung gab es für die Deutschen in Rumänien ab 1948 doch wieder bescheidene Möglichkeiten, ihre Sprache und ihre Kulturtraditionen zu pflegen. Auch die Banater Deutschen waren wie alle anderen Gruppen davon betroffen. Mit dem neuen Unterrichtsgesetz wurde der muttersprachliche Unterricht unter staatlicher Aufsicht und selbstverständlich mit den Lehrplanvorgaben der neuen kommunistischen Staatsform wieder gestattet. Auch die Zeitungen tauchten wieder auf, der überregionale „Neue Weg“ in Bukarest und die „Neue Banater Zeitung“ in Temeswar. Die Gründung eines Germanistiklehrstuhls an der Temeswarer Universität war ebenso bedeutsam für die Identität der Minderheit wie die Neugründung des Temeswarer Deutschen Theaters. Literatur und Musik konnten in deutscher Sprache gepflegt werden. Das ging freilich nicht reibungslos und Konflikte mit den unberechenbaren kommunistischen Machthabern waren vorprogrammiert. Dennoch konnte sich unter diesen bescheidenen Vorgaben ein kulturelles Selbstverständnis der Banater Deutschen entwickeln, das sich auch positiv auf die Integration nach der Auswanderung in die Bundesrepublik Deutschland ausgewirkt hat. Die 54. Kulturtagung in Sindelfingen, die der Landesverband Baden-Württemberg am 10. und 11. November 2018 veranstaltet, stellt die Kulturinstitutionen der Banater Deutschen in den Fokus. Kompetente Referenten konnten gewonnen werden, um Aspekte des kulturellen Selbstbewusstseins der „mitwohnenden Nationalität“ zur Diskussion zu stellen.

Einleitend führt der Historiker Dr. Jens-Peter Müller aus Tübingen in die Zeitgeschichte und die Situation der Deutschen ab 1948 ein. Radegunde Täuber wirft einen Blick in den Nachlass von Maria Pechtol, Gründungsmitglied des Germanistiklehrstuhls an der Temeswarer Universität. Zum muttersprachlichen Unterricht spricht Hans Fink, ehemals Redakteur beim „Neuen Weg“. Über die Wirkung des Deutschen Theaters referiert Andrea Wolfer, die heute bei dieser Institution als Dramaturgin arbeitet. Dr. Hans Dama reist aus Wien an, um die Rolle des Humors als Ventil gegen die Repression im kommunistischen Alltag mit entsprechenden Text-Kostproben zu beleuchten.

Der Samstag klingt wie immer mit einem Konzert aus: Melodien aus Operetten und Musicals „von Europa nach Amerika“ hat Franz Metz zu einem Programm zum Thema „Liebe“ zusammengestellt. Er selbst begleitet dabei zusammen mit dem Geiger Karl W. Agatsy die Sopranistin Nina Laubenthal und den Bariton Wilfried Michl auf dem Klavier.

Der Sonntag startet mit Luzian Geier, der als langjähriger Redakteur der „Neuen Banater Zeitung“ über die impulsgebende Wirkung dieses Blattes im Banat referiert. Horst Samson enthüllt danach Einzelheiten der sogenannten „Bulhardt-Affäre“ im Literaturkreis Adam Müller-Guttenbrunn. Schließlich wirft Adrian Nuca-Bartzer, Leiter des heute noch im „Exil“ bestehenden Schubert-Chors, ein Schlaglicht auf den kulturellen Auftrag dieser Institution, die im nächsten Jahr ihr 50. Jubiläum feiert.

Teile der Ausstellung „Temeswar 1716 – Die Anfänge einer europäischen Stadt“, die als deutsche Fassung zur Bewerbung der Kulturhauptstadt 2021 erstellt wurde, sind während der Tagung im Foyer zu besichtigen.

Zur Kulturtagung lädt der Landesverband Baden-Württemberg der Landsmannschaft alle Interessenten ins Sindelfinger Haus der Donauschwaben (Goldmühlestraße 30)   recht herzlich ein. Im Tagungsbeitrag von 30 Euro ist an beiden Tagen Verpflegung mit Kaffee und Kuchen sowie ein Abendessen am Samstag inbegriffen. Bei Übernachtung ist ein Eigenbeitrag von 25 Euro (EZ) beziehungsweise 15 Euro (DZ) zu leisten. Aus organisatorischen Gründen bitten wir um verbindliche Anmeldung bis zum 31. Oktober 2018 an den Landesverband Baden-Württemberg, E-Mail: lmbanaterschwaben-bw@t-online.de, Tel. 0711 / 625127 (Montag bis Donnerstag, vormittags).