Die Hatzfelder Tage fanden vom 27. bis 29. Juli nun schon zum 21. Mal statt. Zwanzigmal war Josef Koch als Mitorganisator seitens der Heimatortsgemeinschaft Hatzfeld bei den Festtagen dabei, diesmal nahm zum ersten Mal der neue HOG-Vorsitzende Hans Vastag zusammen mit Vorstandsmitglied Michael Vastag als Vertreter der „ehemaligen Hatzfelder“ daran teil.
Nach einer zwölfstündigen Reise war das Ziel erreicht. Hatzfeld schien sich im Ausnahmezustand zu befinden: Die große Bühne war nicht wie sonst vor dem Floriani aufgebaut, der ganz verhüllt dastand – das Denkmal soll demnächst in neuem Glanz und farbig erstrahlen –, sondern links vor dem Rathaus. Das Zentrum der Stadt von der Mainzer Gasse bis zur Kirche besetzten verschiedene Stände, meist mit Essensangeboten von Mici bis Szekler Ringelkuchen, aber auch mit Warenständen aus Siebenbürgen und aller Welt: Damenblusen, chinesische Plastikwaffen, Bibeln, Weihrauch und Ikonen, eine kleine Eisenbahn für Kinder. Vor dem Kulturhaus ein Rummelplatz mit Ringelspiel und anderen Belustigungen. Alle Haupt- und Kreuzgassen verstopften geparkte Autos, schätzungsweise 5000 an der Zahl.
Der Startschuss zum dreitägigen Stadtfest fiel am Freitag, dem 27. Juli, um 10.30 Uhr: Die Hatzfelder Tage wurden im Kulturhaus von dessen Blasmusikorchester mit der rumänischen Hymne feierlich eröffnet. Anwesend waren der Bürgermeister Darius Adrian Postelnicu, Vizebürgermeister Gábor Tóth und der Vizebürgermeister der Gemeinde Mórahalom aus Südostungarn László Csányi. Für besondere Leistungen um unsere Heimatgemeinde und besonders für die Einrichtung der Diel-Gedenkstätte wurde die Urenkelin von Dr. Karl Diel, die emeritierte Temeswarer Hochschullehrerin Prof. Dr. Pia Brânzeu, mit dem Mihail-Avramescu-Preis ausgezeichnet. Die Verleihung des Preises samt Urkunde nahm der Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. Marcel Tolcea, vor. Moderiert wurde die Veranstaltung von Sergiu Dema vom Hatzfelder Fernsehstudio. Hans Vastag versicherte in seiner Ansprache, dass der Kontakt zwischen HOG und Heimatort auch in Zukunft aufrecht erhalten bleibt, und stellte sich kurz vor. Dragomir Ciobanu lancierte anschließend die Neuauflage seines Buches „Valori şi tradiţii. Momente din universul spiritual al Jimboliei“ (Werte und Traditionen. Momente aus dem geistigen Leben Hatzfelds). Im Foyer des Kulturhauses präsentierte dann Detlef Strunk die Ausstellung „Hatzfeld von einst“ mit Fotos aus den letzten 120 Jahren.
Beim Begegnungsnachmittag um 16 Uhr am Sitz des Deutschen Forums gab es gute Gespräche mit den Anwesenden und ein schönes kulturelles Programm, dargeboten von drei Hatzfelder Tanzgruppen, die von Hansi Müller, einem rührigen Mann, geleitet werden. Für sein Engagement gebührt ihm alle Achtung. Zwei Schüler trugen Gedichte von Peter Jung vor und zwar rezitierte Alexandru Dohinca das Gedicht „Ein Wort“, während Laura Țibrea den „Gruß an Hatzfeld“ deklamierte. Auch der Abgeordnete der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Ovidiu Ganţ, war zugegen und sprach ein paar Worte, wie auch der Hatzfelder Bürgermeister Darius-Adrian Postelnicu, Hans Jirkowsky, der den Forumsvorsitzenden Erwin Zappe vertrat, und Hans Vastag. Die Veranstaltung wurde vom rumänischen Fernsehen aufgezeichnet. Im Anschluss gab Hans Vastag ein kurzes Interview für die deutsche Sendung.
Am Samstag, dem 28. Juli, fand um 10 Uhr die Neueinweihung des von der HOG renovierten Grabmals von Peter Jung am Hatzfelder Friedhof statt. Die Initiative war noch vom früheren HOG-Vorsitzenden
Josef Koch ausgegangen. Die Kranzniederlegung an Peter Jungs Grab war andachtsvoll, feierlich und relativ gut besucht, trotz sengender Hitze. Pfarrer Dr. Davor Lucacela sprach ein Gebet und Hans Vastag hob fünf Alleinstellungsmerkmale des Dichters in der Banater Kulturlandschaft hervor. Er stellte fest, dass Peter Jung vermutlich mit 9355 Versen, die seine nähere Umgebung zum Thema haben, der heimatverbundenste Dichter des Banats sei. Außerdem sei er der Autor der inoffiziellen Hymne der Banater Schwaben, „Mein Heimatland, Banaterland“, vertont von dem Hatzfelder Komponisten Josef Linster. Mit insgesamt 12500 Gedichten (rund 92000 Verse) gehöre er auch zu den produktivsten, obwohl nicht einmal zehn Prozent davon bisher in Druck erschienen sind. Weniger bekannt sei, dass Peter Jung die Bibel in 30000 gereimte Verse übertragen hat, was einmalig in der Weltliteratur dasteht. Auch sei er nicht zuletzt der politisch und ethisch engagierteste Dichter gewesen, ohne sich aber von einer bestimmten Ideologie von rechts oder links vereinnahmen zu lassen. Davon zeugen seine 6541 Sinnsprüche zu allen Lebenslagen und eine Reihe politscher Artikel in Banater Zeitungen der Zwischenkriegszeit. Anwesend bei der Feierlichkeit war auch Simion Dănilă aus Belinţ, der Übersetzer von Jungs Lyrik ins Rumänische, der sein Gedicht „Am Grab von Peter Jung“ vortrug.
Am letzten Tag, Sonntag, dem 29. Juli, wurde um 10 Uhr ein Festgottesdienst in der fast vollbesetzten Heimatkirche von Pfarrer Dr. Davor Lucacela zelebriert. Erstaunlich war, wie Pfarrer Lucacela immer wieder zwischen deutsch, rumänisch und ungarisch in der Liturgie wechselte, zumal dem Hochamt Gläubige aus vier Nationalitäten beiwohnten. Die Hatzfelder haben Glück, einen so guten und engagierten Seelsorger zu haben. Die Kirche gehört zweifelsohne zu den am besten restaurierten im ganzen Banat, und da kann die HOG stolz sein, denn ihre Mitglieder haben dies durch Spenden mitfinanziert.
Im Anschluss an die heilige Messe folgte ein Orgelkonzert mit Franz Müller und zwei Instrumentalsolisten: der Musiklehrer und Violinist Valerică Niculescu und der erst 15 Jahre alte talentierte Musikschüler Florin Țubucan an der Gitarre. Das Konzert dauerte zwar nur eine Dreiviertelstunde, war aber sehr ausgewogen, mit abwechslungsreichen Musikstücken gespielt auf der Orgel, der Violine und Gitarre. Das Programm umfasste Werke von Johann Sebastian Bach (die anspruchsvolle Dorische Toccata), Niccolo Paganini, César Franck, Fernando Sor, Georg Friedrich Händels bekanntestes Stück, das Largo aus der Oper „Xerxes“ in einem gelungenen Zusammenspiel von Geige und Orgel. Abgeschlossen wurde das Konzert mit Felix Mendelsohn-Bartholdys Fuge in G-Dur, meisterhaft vorgetragen von Franz Müller. Auch das Konzert war gut besucht, schätzungsweise genossen rund hundert Zuhörer die musikalische Darbietung.
Die anschließende Begegnung im Hof der Kirche führte auch zu einem gemütlichen Austausch zwischen Ost und West, den daheimgebliebenen und den ausgewanderten Hatzfeldern. Hier war auch der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Dr. Johann Fernbach, zugegen. Anschließend gab es ein Festessen, bei dem auch HOG-Vorstandsmitglied Günther Schöps samt Gattin anwesend war.
Auf der großen Bühne in der Stadt gab es an allen drei Tagen Konzerte mit bekannten rumänischen Volks- und Popmusikinterpreten sowie eine neue Ausgabe des traditionellen Jimbo-Blues-Festivals. Abgeschlossen wurden die Hatzfelder Tage am Sonntagabend wie jedes Jahr mit einem aufwändigen, fünfzehnminütigen Feuerwerk, das das Publikum begeisterte. Die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien hat über die Hatzfelder Tage berichtet, Siegfried Thiel war als Reporter von der Temeswarer Redaktion der Beilage Banater Zeitung in Hatzfeld, und auch das Hatzfelder Fernsehstudio hat Aufnahmen gemacht und auf der Facebookseite veröffentlicht.