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Drei Banater Autoren auf der „grünen Couch“

Katharina Kilzer, die Initiatorin und Organisatorin der Veranstaltung, moderierte die Lesung zusammen mit Walter Roth. Fotos: Oleg Kuchar

Auf der „grünen Couch“ haben diesmal die Autoren (von links) Sigrid Katharina Eismann, Marius Koity und Balthasar Waitz Platz genommen.

Es ist mittlerweile schon eine gute Tradition geworden, dass beim Heimattag der Banater Schwaben in Ulm auch ein literarischer Programmpunkt angeboten wird. Initiatorin dafür war Katharina Kilzer, Literaturwissenschaftlerin und Mitglied des PEN-Clubs, die auch bei diesem Treffen gemeinsam mit dem Schauspieler Walter Roth auf die „grüne Couch“ eingeladen hatte. Nun ja, eine Couch war es nicht gerade, eher eine Reihe mit einer grünen Decke kaschierter Stühle, aber das ist nicht entscheidend und in der Kunst ist Improvisation gefragt. Jedenfalls war der Konferenzraum gut besucht, in dem drei Banater Autoren angekündigt waren, um aus ihren Werken zu lesen.

Den Anfang machte die aus Freidorf stammende Sigrid Katharina Eismann, die ihre Gedichte „aus dem Wolkenkoffer“ zaubert und nicht liest, sondern wie eine Performance darbietet. Auch diesmal gab sie Verse preis – über die Elektrische in Temeswar, über die Fratschlerin auf dem Josefstädtler Markt, aber auch Szenen ihrer gegenwärtigen Heimat Offenbach sind Gegenstand ihrer Dichtung –, die in dem Band „Reise durch die Heimat – von Offenbach nach Temeswar“ erschienen sind. „Die Seele ist ein Zugvogel/sie lebt aus dem Wolkenkoffer“, steht gleichsam exemplarisch über ihrer dichten und bilderreichen Poesie. Ein Hinweis darauf, dass sie sich auch in der Kunst nicht auf eine „Sparte“ beschränkt – sie ist Mitglied einer Band und versteht sich auch als bildende Künstlerin. In dieser Eigenschaft hat sie kurz vor Beginn des Heimattags die Ausstellung „Nach dem Fest das Fest“ im Donauschwäbischen Zentralmuseum eröffnet.

Marius Koity, ursprünglich aus Großsanktnikolaus, war der zweite Dichter des Nachmittags. Der in Gera lebende Journalist, Redaktionsleiter der „Ostthüringer Zeitung“ und auch in seinem Beruf hoch angesehen und ausgezeichnet, las aus seinem Gedichtband „Eine unvermeidliche Collage“. „Unvermeidlich“, weil sie so ziemlich alles enthält, was sein Leben ausmacht: „Gedichte, meine alten Tagebücher und andere Papiere“. Koity hat selbst noch den Umsturz in Rumänien 1989 miterlebt und las unter anderem einen bislang unveröffentlichten Text mit Impressionen aus einem „Auswandererbus“, wie es sie nach der Wende gab. Das fällt wohl unter die „alten Tagebücher“, diesmal ohne lyrische Re-Interpretation. Für den Gedichtband, im POP-Verlag erschienen, hat er den Lyrik Debutpreis 2017 erhalten.

Den Abschluss machte der aus Temeswar angereiste Schriftsteller und Journalist Balthasar Waitz, der aus seinem inzwischen fast vergriffenen Buch „Das rote Akkordeon“ las. Waitz, aus demselben Dorf wie die Nobelpreisträgerin Herta Müller stammend, repräsentiert wie sie die Nachkriegsgeneration der Banater Schwaben und schildert – freilich aus einem ganz anderen Blickwinkel als Herta Müller – den Alltag im Dorf aus der Perspektive des Kindes. „Das rote Akkordeon“ ist einerseits ein Statussymbol, ein Wertgegenstand, den man im Haus haben sollte, andererseits steht es für die aus ökonomischer Sicht sinnlose künstlerische Tätigkeit, die dennoch einige (wie die Großmutter des Protagonisten) beharrlich fördern.

Eine nette Idee der sachkundigen Initiatorin und Kennerin „ihrer“ Autoren Katharina Kilzer, die Lesung mit Bildern (älteren und neueren) aus dem Leben der Dichter zu „untermalen“, das ließ den Eindruck
eines persönlichen „Kennenlernens“ entstehen. Regen Zuspruch erfuhren die Büchertische, wo man die Bücher erwerben und auch signieren lassen konnte. Eine gut besuchte Veranstaltung, die zu Recht schon ein bewährter und viel beachteter Teil des Programms beim Heimattag ist.