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Bunte Vielfalt, gemeinsames Erbe: Geschichte neu entdecken

Claudiu Călin (rechts), Archivar der Diözese Temeswar und Mitkurator der Ausstellung, stellte diese kurz vor. Foto: Oleg Kuchar

Das Begleitheft kann zum Preis von 5 Euro zuzüglich Porto bei der Landsmannschaft der Banater Schwaben bestellt werden.

Es war eine Premiere, die die Besucher des Heimattages 2018 miterleben konnten: Zum ersten Mal wurde die Ausstellung „Temeswar 1716 – Die Anfänge einer europäischen Stadt“ auf Deutsch gezeigt. Sie war ursprünglich vor zwei Jahren in rumänischer Sprache erarbeitet und in der Hauptstadt des Banats gezeigt worden. Anlass war der 300. Jahrestag der Befreiung Temeswars von der osmanischen Herrschaft durch das kaiserliche Heer unter Prinz Eugen.

Auch die Landsmannschaft der Banater Schwaben war als einer von einer ganzen Reihe von Kooperationspartnern am Entstehen dieser Ausstellung beteiligt. Darauf wies Peter-Dietmar Leber, der Vorsitzende der Landsmannschaft, bei der Eröffnung hin. Die beiden Hauptveranstalter sind das Banater Nationalmuseum und das Römisch-katholische Bistum Temeswar. Dementsprechend zeigt die Ausstellung die Geschichte der Stadt aus zwei Blickwinkeln: einmal mit dem Schwerpunkt der historischen Fakten seit der Eroberung durch die Habsburger, zum Zweiten beleuchtet sie die ethnische und konfessionelle Vielfalt der Stadt, die sich auch in der Architektur ausdrückt.

Zur Eröffnung der Ausstellung in Ulm war Claudiu Călin angereist, der Archivar der Diözese Temeswar. Er war federführend für die Erstellung der ersten Version der Ausstellung in Temeswar gewesen. Der Jahrestag der Befreiung Temeswars, betonte Călin, sei ein ganz besonderes Ereignis gewesen, die Befreiung von der osmanischen Herrschaft „ein sehr wichtiger Moment unserer Geschichte“. Für die Diözese habe dieser Moment eine Neugründung markiert, für die Stadt und das ganze Banat den Beginn einer neuen Ära. „Die Ausstellung lädt dazu ein, unsere Geschichte neu zu entdecken“, so Călin.

Die Ausstellung thematisiert zunächst Aspekte der osmanischen Präsenz in Temeswar, die Belagerung und Eroberung der Festung durch das kaiserliche Heer unter Prinz Eugen sowie die Geschichte der Stadt und des Banats in den ersten Jahrzehnten bis zur Pestepidemie von 1738/39. Dabei gilt ein besonderes Augenmerk der Verwaltung und Gestaltung der Stadt durch die Habsburger.

Der zweite Teil befasst sich mit den städtebaulichen Maßnahmen und dem architektonischen Stadtbild im 18. Jahrhundert. Hier wird deutlich, wie sich Temeswar zu einer Stadt europäischen Zuschnitts entwickelt hat. Präsentiert werden die wichtigsten in dieser Zeit errichteten militärischen, zivilen und sakralen Bauten, die der Stadt auch heute noch ihr besonderes Gepräge geben.

Schließlich dokumentiert der dritte Teil der Ausstellung die religiöse Vielfalt der Stadt. Den Schwerpunkt bildet die Geschichte des römisch-katholischen Bistums Tschanad im 18. Jahrhundert. Aber auch das orthodoxe Bistum Temeswar (die Trennung in eine rumänisch-orthodoxe und eine serbisch-orthodoxe Kirche erfolgte erst 1864), die kleine griechisch-katholische Gemeinde sowie die jüdische Gemeinde werden berücksichtigt.

Die Ausstellung kann künftig auch an anderen Orten gezeigt werden. Sie ist über den Heimattag hinaus eine wichtige historische Dokumentation gerade auch im Hinblick auf das Jahr 2021, wenn Temeswar Kulturhauptstadt Europas sein wird. Die Darstellungen machen begreiflich, wie die ethnische und kulturelle Vielfalt in dieser ganz besonderen Stadt entstehen konnte – auch für diejenigen, die das Gepräge und das Lebensgefühl Temeswars nicht mehr aus eigenem Erleben kennen. Ein illustriertes 68-seitiges Begleitheft dient der Vertiefung der Ausstellungsinformation. Die Übersetzung der Ausstellungstexte wie auch die Redaktion des Begleitheftes hat Halrun Reinholz besorgt.