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Kirchweihfest zum 250. Dorfjubiläum

Zum 250-jährigen Bestehen der Banater Gemeinde gab es auch eine riesige Geburtstagstorte, die das HOG-Wappen zierte.

Der Nachwuchs konnte schon mal bei der Versteigerung des Kirchweihstraußes auf dem Weinfass üben. Fotos: HOG Großjetscha

Höhepunkt des Heimattreffens war das Kirchweihfest nach Großjetschaer Art, an dem über 30 Paare in der ortsspezifischen Tracht teilnahmen. Musikalisch begleitet wurde das Fest von der Blaskapelle „Notenvagabunden“.

Das diesjährige Treffen der Heimatortsgemeinschaft Großjetscha fand am 16. September, wie gewohnt, in der Oberwaldhalle in Rastatt-Rauental statt und stand ganz im Zeichen der 250-Jahr-Feier der Ansiedlung unserer Heimatgemeinde. Die „Hauptfeier“ zu diesem Jubiläum hatte bereits am 10. Juni dieses Jahres in Großjetscha selbst stattgefunden, das Treffen in Rastatt bot nun auch den „Daheimgebliebenen“ die Möglichkeit, das Dorfjubiläum gebührend zu feiern.

Die ersten Gäste trafen bereits kurz nach Saalöffnung ein und bis zur offiziellen Eröffnung des Treffens füllte sich die Halle allmählich. Und mit den ersten Gästen trafen auch die ersten Kuchenspenden ein. Ja, der Kuchen! Die Großjetschaer Backkunst hat mit diesem Treffen einen neuen Höhepunkt erlebt. Die filigrane Verzierung jeder einzelnen Torte, die Fantasie, die von jeder einzelnen Bäckerin an den Tag gelegt worden war, und nicht zuletzt der vorzügliche Geschmack – das alles machte diese Torten zu richtigen Kunstwerken und einem wahren Gaumengenuss. Es war das größte und weitaus beste Kuchenbuffet, das es je bei einem Treffen gab – und das nicht nur bei den Großjetschaer Treffen. Deshalb nochmals vielen Dank an alle Kuchenspenderinnen, die alles bisher Dagewesene übertroffen haben. Diese Kuchenspenden sind eine willkommene Hilfe für unsere HOG, zumal mit dem Erlös die Instandhaltung des Großjetschaer Neuen Friedhofs unterstützt wird.

Nach der feierlichen Eröffnung durch den HOG-Vorsitzenden Norbert Neidenbach wurden die Ehrengäste begrüßt: Werner Griebel, Vorsitzender der HOG Lenauheim, mit Gattin, Herwig Stefan, Vorsitzender der HOG Alexanderhausen, mit Gattin und Werner Wolf, der neue Vorsitzende der HOG Triebswetter, mit Gattin. Der Vorsitzende der HOG Großjetscha legte sodann den Rechenschaftsbericht vor, wonach Josef Köllmel die Totenehrung zum Klang der Glocken der Heimatkirche vornahm.

HOG-Vorstand im Amt bestätigt

Da turnusmäßig die Neuwahl des Vorstands anstand, wurde diese unter der Leitung von Werner Griebel durchgeführt. Dabei wurde der bisherige Vorstand durch die Hauptversammlung entlastet und ein neuer Vorstand sowie die Kassenprüfer gewählt. Zwecks Wahrung der Kontinuität der Verbandsarbeit und weil die Hauptversammlung mit der Arbeit des bisher amtierenden Vorstands zufrieden war, wurde dieser einstimmig wiedergewählt. Eine Änderung ist jedoch zu verzeichnen: Helmut Reiter wurde auf Vorschlag von Norbert Neidenbach als neues Vorstandsmitglied gewählt. Wir freuen uns über seine Bereitschaft, sich nun auch als Vorstandesmitglied in die Arbeit der HOG Großjetscha, die er auch bisher rege unterstützt hatte, einzubringen. Der neue Vorstand setzt sich somit wie folgt zusammen: Vorsitzender: Norbert Neidenbach, Stellvertretender Vorsitzender: Josef Köllmel, Kassenwart: Angela Jahnke, Schriftführer: Werner Giehl, Kulturreferentinnen: Hilde Redl und Elwine Muth, Beisitzer: Ewald Muth, Horst Giehl, Hans Götter und Helmut Reiter. Helga Ebner und Horst Redl wurden in ihren Ämtern als Kassenprüfer bestätigt.

Kirchweihfest mit über 30 Trachtenpaaren

Kultureller Höhepunkt des Treffens war das Kirchweihfest nach Großjetschaer Art. Hilde und Horst Redl, unterstützt von Elwine Muth, konnten über 30 Trachtenpaare in Großjetschaer Kirchweihtracht mobilisieren. Die Trachtengruppe aus Singen hatte Unterstützung aus Karlsruhe, Freiburg und Frankenthal bekommen. Der Einzug dieses stattlichen Trachtenzugs mit dem mit bunten Bändern geschmückten Kirchweihstrauß war eine Augenweide und ließ die Herzen der Zuschauer höher schlagen. Bei vielen Gästen riefen die wunderschönen Mädchentrachten und die geschmückten Hüte der Jungen Erinnerungen an die Kirchweihfeste in der alten Heimat wach.

Das erste Geldherrenpaar Dominik und Claudine Martini, gefolgt vom zweiten Geldherrenpaar Helmut und Elisabeth Reiter, führte den langen Zug an. Die Gäste im Saal empfingen die Trachtenpaare mit stehendem Applaus. Traditionsgemäß lud der erste Geldherr alle Gäste zur Kirchweih ein und übergab sodann an den zweiten Geldherrn, der die Versteigerung des Rosmarinstraußes vornahm. Diese wurde immer wieder durch ein „zum trink mer mol“ oder ein „zum spiel mer mol“ unterbrochen. Nach guter alter Tradition  standen die Geldherren beim „Verlezitiere“ auf einem richtigen Banater Weinfass, das noch in letzter Minute organisiert werden konnte. Zu guter Letzt ersteigerte Maximilian Rössner (Enkel von Elisabeth und Helmut Reiter) den Strauß für sein Kirchweihmädel Julia Haas (Enkelin von Barbara und Josef Pumple). Die Einbindung der Kinder und Enkelkinder in unsere traditionellen Veranstaltungen ist ein sehr wichtiger Zugewinn für die Bewahrung unserer Kultur.

Einen ganz besonderen Beitrag zum Gelingen des Festes erbrachte natürlich die von uns allen geliebte Blasmusik, die von den „Notenvagabunden“ dargeboten wurde und dem Kirchweihfest den passenden musikalischen Rahmen gab.

Die zwar in verkürzter Form, aber mit allen traditionellen Elementen dargebotene Kirchweih endete mit dem Ausmarsch der Trachtenpaare – erneut unter stehendem Beifall aller Anwesenden. Den Tanzleiterinnen, den Geldherren und natürlich allen aktiv Mitwirkenden ist es gelungen, den Gästen ein Stück Banat zu vermitteln, Sitten und Bräuche wieder aufleben zu lassen, die unsere Ahnen vor 250 Jahren ins Banat mitgebracht hatten, die dort weiterentwickelt und von Generation zu Generation weitergegeben wurden und die nun auch im Land unserer Vorfahren weiterhin gepflegt werden. Das ist die eigentliche Aufgabe der Heimatortsgemeinschaften – das kulturelle Erbe zu bewahren und weiter zu pflegen.

Die Zusammenkünfte bieten unseren Landsleuten die Möglichkeit, Verwandte, Freunde und Bekannte zu treffen, infolge der Aussiedlung verlorengegangene Kontakte wieder herzustellen, unseren Dialekt zu pflegen. Aber mindestens genauso wichtig sind die Pflege unserer Traditionen mit allem, was diese ausmacht: Trachten, Tänze, Lieder usw. wie auch deren Weitergabe an die junge Generation. Nur so können wir unsere Jugend zur Erhaltung unserer Sitten und Bräuche animieren – was zwar nicht immer einfach ist, jedoch in vielen Fällen durchaus erfolgreich praktiziert wird. So waren zum Beispiel die Familie von Helmut Reiter sowie die Familien Redl und Muth mit drei Generationen aktiv am Kulturprogramm beteiligt. Franz Muth hat seine Aufgabe als „Kerweihvater“ erneut, wie einst in Großjetscha, sehr authentisch wahrgenommen.

Gute Musik und vorzügliche Bewirtung

Wie es Tradition ist, wurde der zweite Teil des Treffens musikalisch von der Band „Die Palomas“ (Richard Zacharias und Siegfried Potche) – unter kurzzeitiger Einbindung von Hans Griffaton – bestritten. „Die Palomas“ sind bekannt für die ausgelassene Stimmung, die sie bei ihren Auftritten verbreiten. Damit reißen sie das Publikum immer wieder mit, so auch an diesem Abend.

Neben der Musik darf auch die Bewirtung durch den Partyservice des Restaurants „La Vio“ in gewohnter Qualität und Herzlichkeit nicht übersehen werden. Die gebotenen Speisen und Getränke, alles „wie derhem“, haben natürlich einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des Treffens geleistet.
Für die Landsleute, die bei der Feier in Großjetscha nicht dabei sein konnten, hat der HOG-Vorstand eine DVD mit rund 500 Fotos und mehreren Video-Sequenzen erstellt und gegen eine Spende abgegeben. Die Resonanz war sehr gut, weitere Exemplare können beim  Vorstand bestellt werden. Auf unserer Homepage www.jetscha.de wurden mittlerweile etwa 250 Fotos vom diesjährigen HOG-Treffen veröffentlicht.

Es war, wie von vielen Teilnehmern bestätigt, ein besonders gelungenes Treffen, und sogar Gäste, die zwar nicht aus Großjetscha stammen, jedoch Erfahrung mit solchen Veranstaltungen haben, äußerten sich dazu sehr positiv. Natürlich freuen sich die Organisatoren über solche Aussagen, und sie wissen, dass es – wie schon in Großjetscha – wieder eine Teamleistung war, die den Erfolg dieses Treffens ausgemacht hat. Dafür gilt allen aktiven Teilnehmern, allen Helfern sowie den Vorstandskollegen mein herzlicher Dank.