Wie bereits berichtet, fand am 25. und 26. März im Donauschwabenhaus in Frankenthal die Kultur- und Organisationstagung der Landsmannschaft der Banater Schwaben statt. Seit vielen Jahren hat sich eingebürgert, dass der Vormittag des zweiten Veranstaltungstages der Vorstellung von Verbandsgliederungen vorbehalten ist. Diesmal präsentierten sich die Heimatortsgemeinschaften Sanktandres und Bakowa sowie der Kreisverband Traunreut. Sämtliche Referenten veranschaulichten die Daten und Fakten mittels inhaltsvoller und gut strukturierter PowerPoint-Präsentationen.
HOG Sanktandres
Zunächst stellten Barbara Hehn und Johann Noll die Heimatortsgemeinschaft Sanktandres vor, wobei der HOG-Schriftführerin Barbara Hehn der ortsgeschichtliche Teil zufiel. Mittels Bildern, Karten und Grafiken verdeutlichte sie die Entwicklung des im Jahr 1230 erstmals urkundlich erwähnten Ortes, der Anfang des 18. Jahrhunderts als kleines rumänisches Haufendorf nachgewiesen ist. Etwas ausführlicher ging die Referentin auf die deutsche Besiedlung ein, die 1749 einsetzte, jedoch erst 1764-1772 und 1784-1787 ein größeres Ausmaß erreichte, um anschließend die maßgeblichen orts-geschichtlichen Ereignisse des 19. und 20. Jahrhunderts zu erwähnen. Daten zum katholischen Gotteshaus, zum Friedhof und zur Schule sowie zur Entwicklung der deutschen Bevölkerungszahl in Sanktandres und zur Aussiedlung ergänzten die Präsentation.
Der stellvertretende HOG-Vorsitzende Johann Noll ging im Anschluss daran auf die Gründung, die Aktivitäten, die Publikationstätigkeit und die aktuellen Aufgaben der Heimatortsgemeinschaft Sanktandres ein. Das erste Andreser Treffen, das 1973 in der saarländischen Gemeinde Schwalbach stattfand, gelte als Gründungsdatum der HOG, so Noll, der nicht unerwähnt ließ, dass die damals vereinbarte Patenschaft zwischen Schwalbach und Sanktandres im Sande verlaufen sei. Als wichtigste Veranstaltungen der HOG nannte der Referent die seit 1977 im Zwei-Jahres-Turnus stattfindenden Heimattreffen, die bisher vorwiegend in Freiburg und in Schwabach veranstaltet und von den Sanktandreser Kulturgruppen (Freiburger Singkreis, Sanktandreser Chor aus Franken, Sanktandreser Musikkapelle) mitgestaltet wurden. Außerdem wies Noll auf die im Laufe der Jahre herausgegebenen Publikationen hin: Heimatbuch, Familienbuch, Friedhofsbuch sowie die beiden Periodika „Sanktandreser Heimatblatt“ und „Sanktandreser Vereinsblatt“. Die HOG werde auch in Zukunft ihren selbstgestellten Aufgaben nachkommen, das kulturelle Erbe zu bewahren, die Gemeinschaft zu fördern und den Zusammenhalt der Landsleute zu stärken, versicherte Johann Noll.
KV Traunreut
Der Kreisverband Traunreut sei zwar innerhalb der Landsmannschaft mit seinen derzeit 92 Mitgliedern ein „Zwerg“-Verband, entfalte dennoch seit seiner Gründung im Jahr 1975 eine kontinuierliche, an den Gegebenheiten und Möglichkeiten vor Ort orientierte Tätigkeit, betonte Peter Mallinger in seiner Präsentation. Der Kreisvorsitzende, der dieses Amt seit 2009 innehat, gab zunächst einen Überblick über die Geschichte seiner Wahlheimat, die 1950 als Vertriebenengemeinde entstand und zehn Jahre später zur Stadt erhoben wurde. Bereits 1951 haben die Vertriebenen ein Heimatkreuz aufgestellt, 1976 bekamen sie ihr Heimathaus. Heimatkreuz und Heimathaus seien auch für die Banater Schwaben wichtige Bezugspunkte, so Mallinger.
Der Kreisvorsitzende wies auf einen interessanten Aspekt hin: Die Auswertung des digitalen Archivs der „Banater Post“ habe ergeben, dass die Banater Schwaben erstmals 1966 in Traunreut erwähnt werden. Ein Jahr nach der Gründung des Banater Ortsverbandes durch Johann Baldesweiler habe dieser bereits 100 Mitglieder gezählt. Als Marksteine in der Geschichte des Kreisverbandes nannte Mallinger die Gründung des Banater Chors 1981, die Fahnenweihe im Jahr 1983 sowie die beiden in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Bayern veranstalteten Gedenkfeiern für die Opfer der Russlanddeportation in den Jahren 2014 und 2016.
Peter Mallinger berichtete über die Aktivitäten des Kreisverbandes (Faschingsfeier, Grillfest, Sautanz, Beteiligung am Weihnachtsmarkt, Weihnachtsfeier) und hob die Bedeutung der beiden Kulturgruppen – des Chors unter der Leitung von Susanne Ballmann und der 2015 gegründeten Tanzgruppe – sowie der Zusammenarbeit mit den benachbarten Kreisverbänden für die Gestaltung der landsmannschaftlichen Arbeit hervor.
HOG Bakowa
Eine besondere Form der Präsentation hatte sich die Heimatortsgemeinschaft Bakowa ausgedacht. Zu Marschmusik zogen drei Trachtenpaare in den Saal ein. Das hatte folgenden Hintergrund: Schwerpunkt der Vorstellung durch den HOG-Vorsitzenden Ernst Bayerle bildete das Bakowaer Kirchweihfest in der alten Heimat im vergangenen Jahr. Einführend gab der Referent einige grundlegende Informationen zur Lage der 1786 angesiedelten Heckengemeinde sowie zur demografischen Entwicklung und Struktur der Bevölkerung, um anschließend anhand von historischen und aktuellen Bildern die Vergangenheit und Gegenwart des Ortes vor Augen zu führen.
Das Hauptanliegen bestand darin, aufzuzeigen, wie Kirchweih einst und jetzt in Bakowa gefeiert wurde und was das Spezifische an der Bakowaer Kirchweihtracht ausmacht. Nach der Vorführung der Tracht, die am Kirchweihsonntag, am Kirchweihmontag und an der Nachkirchweih getragen wurde, verdeutlichen Videoaufnahmen den Ablauf des Kirchweihfestes in Bakowa 2016. Damit sei für viele, denen es am Herzen lag, noch einmal Kirchweih wie einst in der alten Heimat zu feiern, ein Traum in Erfüllung gegangen, resümierte Bayerle. Einen Eigenbericht der HOG Bakowa über ihre Präsentation bei der Verbandstagung in Frankenthal veröffentlichen wir in dieser Ausgabe.