Unter dem Motto „300 Jahre Banater Schwaben – Wir schreiben unsere Geschichte fort“ fand am Pfingstwochenende (14./15. Mai) in unserer Patenstadt Ulm der Heimattag der Banater Schwaben statt. Das Motto spannt einen weiten Bogen über drei Jahrhunderte wechselvoller Geschichte. Damit erinnert die Landsmannschaft der Banater Schwaben an den 300. Jahrestag der Befreiung Temeswars durch die Heere Prinz Eugens und den Beginn des großen habsburgischen Kolonisationswerks im Banat, mit dem die Geschichte der Banater Schwaben ihren Anfang nahm. Trotz der Brüche und Verwerfungen unserer jüngsten Geschichte, die zur Aussiedlung eines Großteils der Banater Schwaben geführt haben, wurde diese Geschichte fortgeschrieben – in verschiedenen Staaten, von verschiedenen Akteuren und in unterschiedlicher Form. Auch darauf will das Motto verweisen. Und dass wir noch immer daran schreiben, dafür lieferte das diesjährige große Gemeinschaftsfest den besten Beweis. Bei diesem Heimattag wurden dieser Geschichte einige schöne Seiten hinzugefügt – von den rund 5000 Gästen, die bei den Veranstaltungen am Samstag und Sonntag gezählt wurden, wie auch von den vielen mitwirkenden Gruppen und Personen. Sie alle vermittelten ein schlüssiges Bild von einer
lebendigen und zuversichtlich in die Zukunft blickenden Gemeinschaft, die um die Kraft ihrer Wurzeln weiß, die aber auch gestärkt wird durch ihre Weltoffenheit und ihre Aufgeschlossenheit für Neues.
Der Heimattag 2016 wartete mit vielen Höhepunkten auf. „Wenn es so etwas wie ein Kennzeichen unserer Heimattage gäbe, so würde ich diesmal die große Vielfalt unterstreichen, die in Ulm geherrscht hat. Wir haben uns geöffnet und dadurch gewonnen. Dies wird anerkannt und fand seine Wertschätzung in der Teilnahme hoher Würdenträger aus Politik und Kirche an unserem Heimattag“, resümierte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber.
Zu den absoluten Höhepunkten des großen Begegnungsfestes zählten zweifelsfrei die Festkundgebung und das Pontifikalamt am Pfingstsonntag in der Donauhalle. Die hochrangige Vertretung Rumäniens und der Bundesrepublik Deutschland – ein weiteres Markenzeichen dieses Heimattages – war ein Indiz für die Bedeutung, die unserer Gemeinschaft zugeschrieben wird, und ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für unser Wirken als Verband.
Die Festrede hielt Dr. Marcel Huber, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Sonderaufgaben. Die Teilnahme eines Mitglieds der Bayerischen Staatsregierung stellte ebenso ein Novum dar wie der Besuch eines rumänischen Regierungschefs. Mit Ministerpräsident Dacian Cioloș und Präsidialberater Dr. Sergiu Nistor war Rumänien prominent vertreten. Die Grüße der Bundesregierung überbrachte Hartmut Koschyk, Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Vom Innenministerium unseres Patenlandes Baden-Württemberg nahm Ministerialdirigent Herbert Hellstern teil, der auch die Gedenkansprache beim Auswandererdenkmal hielt. Dass das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien seinen Parlamentsabgeordneten Ovidiu Ganţ, den Landesvorsitzenden Dr. Paul-Jürgen Porr und den Banater Regionalvorsitzenden Dr. Johann Fernbach nach Ulm entsandte, unterstreicht die besonderen Beziehungen zwischen unserer Landsmannschaft und der Interessenvertretung der Deutschen in Rumänien.
Die Pfingstmesse im Anschluss an die Festkundgebung wurde als Pontifikalamt vom ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, gemeinsam mit Priestern aus unseren Reihen zelebriert. Die Anwesenheit eines Bischofs beim Heimattag stellte ebenfalls ein Novum dar.
Bei diesem Heimattag zeigte sich auch, dass die nächste Generation zunehmend Verantwortung übernimmt. Durch ihren öffentlichkeitswirksamen Auftritt in der Ulmer Fußgängerzone, die Gestaltung eines vielfältigen Kulturprogramms in der Donauhalle und die Volkstanzdarbietungen in den Messehallen leistete die Banater Jugendorganisation DBJT mit ihren Trachtengruppen und den beiden Gastgruppen aus dem Banat einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Heimattages. Hunderte von Mitwirkenden, darunter allein 113 Trachtenpaare, haben eindrucksvoll gezeigt, dass es die jüngere
Generation versteht, Tradition und Moderne miteinander zu verbinden.
Auch das kulturelle Angebot bei diesem Heimattag war beachtlich. Beim Konzert der Donauschwäbischen Singgruppe Landshut im Donauschwäbischen Zentralmuseum kamen die Zuhörer in den Genuss einer außerordentlichen musikalischen Darbietung. Die Literatur aus der Feder von Banater Autoren bekam auch diesmal wieder ihren Platz. Der von Katharina Kilzer und Walter Roth moderierte Literarische Salon bot die Möglichkeit einer Begegnung mit den Schriftstellern Franz Heinz und Siegfried Chambre und ihren Werken. Für genealogisch Interessierte erwies sich der Vortrag der Historikerin Dr. Hertha Schwarz zum Thema „Sinn und Möglichkeiten der Familienforschung im Banat“ als erkenntnisbringend.
Auf den folgenden Seiten und in der nächsten Ausgabe berichten wir ausführlich in Wort und Bild über den Heimattag 2016.