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Das Fest der Feste in Billed

Zur 250-Jahr-Feier der Gemeinde Billed konnten Bürgermeister Cristian David und HOG-Vorsitzender Werner Gilde zahlreiche Ehrengäste begrüßen, darunter auch den deutschen Konsul in Temeswar, Rolf Maruhn.

Zu den Klängen der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle zog der stattliche Trachtenzug am Sonntag, dem 30. August, als die Jubiläumsfeierlichkeiten ihren Höhepunkt erreichten, durch die Straßen von Billed.

Beim feierlichen Gottesdienst, der von Heimatpfarrer Marius Frantescu und dem Ortsgeistlichen Bonaventura Dumea zelebriert wurde, nahmen die Trachtenpaare Aufstellung im Mittelgang der Kirche. Fotos: Cornel Simionescu-Gruber

Am Samstagnachmittag fand der Festumzug der Trachtentanzgruppe aus Karlsruhe, der Billeder Trachtentanzgruppe sowie der rumänischen Volkstanzgruppe aus Billed statt, die vom Handballplatz bis zur Altgasse in Begleitung der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle unter der Leitung von Adam Tobias marschierten.

Im Anschluss an den Trachtenumzug fand die Festversammlung im Kulturheim statt, die von der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle musikalisch umrahmt wurde. Nachdem die Kapelle die rumänische und die deutsche Hymne gespielt hat, begrüßten Bürgermeister Cristian David und der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Billed, Adam Csonti, die anwesenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Rumänien und Deutschland. Auch der HOG-Vorsitzende Werner Gilde begrüßte die Gäste und verwies in einer kurzen Ansprache auf die Bedeutung der 250-Jahr-Feier und deren geschichtlicher Hintergrund. Grußworte sprachen auch der deutsche Konsul in Temeswar Rolf Maruhn, der Parlamentsabgeordnete des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Ovidiu Ganţ, sowie Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat. Elisabeth Martini verlas sodann das Grußwort von Hartmut Koschyk MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Die Festrede hielt Peter Krier, Ehrenvorsitzender der HOG Billed.

Im Rahmen der Festveranstaltung wurden Ehrungen seitens der Landsmannschaft der Banater Schwaben und der Gemeinde Billed vorgenommen. Im Auftrag des Bundesvorstandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben überreichten die stellvertretende Bundesvorsitzende Christine Neu und Bundesvorstandsmitglied Werner Gilde die Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille Adam Csonti und seiner Gattin Roswitha. Die Auszeichnung wurde ihnen „als Ausdruck der Dankbarkeit und Anerkennung für herausragende Leistungen um die Banater Schwaben“ verliehen. Marliese Knöbl überreichte Peter Krier in Würdigung seiner Verdienste um die Billeder Gemeinschaft anlässlich seines 80. Geburtstags den Maria-Theresia-Taler.

Die Gemeinde Billed nutzte die Jubiläumsfeierlichkeiten, um einigen ehemaligen und jetzigen Bewohnern, die sich um Billed verdient gemacht haben, die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Unter den sechs ernannten Ehrenbürgern waren auch Werner Gilde, Vorsitzender der HOG Billed und Mitorganisator der Jubiläumsfeier, Josef Herbst, stellvertretender HOG-Vorsitzender, sowie Adam Csonti, Forumsvorsitzender, Mitbegründer der Sozialstation Billed, Mitglied des Gemeinderats und Mittler zwischen Rumänien und Deutschland.

Den Ehrengästen wurden in Erinnerung an die Feierlichkeiten Jubiläumsplaketten überreicht. Plaketten erhielten unter anderem Pfr. Bonaventura Dumea, Dr. Johann Fernbach, Pfr. Marius Frantescu, Ovidiu Ganţ, Dietmar Giel, Werner Gilde, Norbert Hansmann, Josef Herbst, Peter Krier, Horst Martin, Elisabeth Martini, Rolf Maruhn, Ute Moisuc, Heidi Müller, Christine Neu, Nikolaus Rennon, Johann Rothgerber,
Michael Szellner, Mihaela Şandor, Dagmar Şiclovan, Adam Tobias, Erwin Josef Ţigla, Helmut Weinschrott sowie die Freiwillige Feuerwehr Kraichtal, Abteilung Menzingen.

Im Laufe des Abends trafen sich die Gäste im Hof des Forums. Das aufgebaute Buffet war überwältigend, und zur Gaumenfreude gesellte sich die gute Laune. Parallel dazu lief ein Tanzabend im Kulturheim. Zunächst gab es Blasmusik, danach spielten die Brüder Gitu und Petru Vasiu Retro-Musik aus der „Luceafărul“-Zeit. Und zeitgleich gab es auf dem Handballplatz Disco-Musik für die Jugend.

Mit einer Festmesse und der Kirchweih gestaltete sich der Sonntag zum Höhepunkt der dreitägigen Feier. Zu den Klängen der Blasmusik zogen die Kirchweihpaare zum Rathaus, um Bürgermeister Cristian David und die Gemeindehonoratioren zum Fest einzuladen. Weitere Stationen auf der Einladungstour waren die Anwesen von Grigore Gorea und Eugen Supuran, Sponsor des Festes. Überall wurde reichlich Speis und Trank gereicht und zur Blechmusik getanzt. Es war Festtagsstimmung und alles Volk lief den Trachtenträgern und der Musikkapelle hinterher zur Kirche. Im Laufe des Vormittags fand auch ein Mini-Fußballturnier unter Beteiligung von sechs Mannschaften statt, das mit dem Sieg des Billeder „Maracana“-Teams endete.

Ein besonderes Ereignis stellte die Festmesse in der dem heiligen Michael gewidmeten Billeder Kirche dar, der auch Bürgermeister Cristian David, Abgeordneter Ovidiu Ganţ, weitere Ehrengäste, die Trachtenträger und viele Gläubige beiwohnten. Tief berührt hat durch seine Art und Anprache das Dorfkind – jetzt Pfarrer – Marius Frantescu, der es bestens verstand, Heimat zu definieren und der versammelten Gemeinde näherzubringen. Schon unsere Vorfahren, unterstrich er, hätten ihre Heimat im Herzen mitgebracht und hier, in Billed, wieder ausgepackt. Sie hätten sich hier eine neue Heimat geschaffen, was zwar lange gedauert habe, aber zielstrebig erreicht worden sei. Bereitgestellt hatte der Priester eine Schüssel mit Billeder Erde, von ihm „Billeder Scholle“ genannt: kostbar, schwarz, entstanden durch Arbeit und Liebe, durch den Fleiß der Ahnen. Er schloss seine Predigt mit den Worten: „Hab’ Dank, Billeder Scholle, für deine Treue!“ Der Kirchenchor unter der Leitung von Brunhilde Klein hat Meisterhaftes geleistet (das gilt auch für das Totengedenken auf den beiden Fried-
höfen) und vor allem mit dem Lied „Glocken der Heimat“ manch Gottesdienstbesucher zu Tränen gerührt.

Nach der Festmesse erfolgte die feierliche Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal, das 1924 vom Schwabenbischof Augustin Pacha eingeweiht worden war und im Jahr 2000 für die Opfer des Zweiten Weltkrieges und der beiden Deportationen erweitert wurde. Der Ehrenvorsitzende der HOG Billed, Peter Krier, griff in seiner Ansprache die Idee des Gedenkens als Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf. Das Gedenken an die Toten sei ein Aufruf für Frieden, sagte er. Die Kranzniederlegung nahmen Bürgermeister Cristian David und HOG-Vorsitzender Werner Gilde zu den Klängen der Melodie „Ich hatt’ einen Kameraden“ vor, gespielt von einer Bläsergruppe. Beide verließen Hand in Hand, symbolhaft, wie ein Versprechen, die Gedenkstätte.

Nach dem üppigen und wohlschmeckenden Festessen im Kulturheim fand zum ersten Mal in Billed eine Auto-Rallye und Karting-Show statt, an der sich zehn Champions aus dem Kreis Temesch beteiligten. Trotz großer Hitze war am Nachmittag zahlreiches Publikum auf dem Handballplatz im Schulhof zum Festprogramm erschienen, das von den Kultur- und Trachtengruppen gestaltet wurde. Die mitwirkenden Gruppen boten typisch deutsche (Tanzgruppe Karlsruhe, Banater Rosmarein Temeswar, Warjascher Spatzen, Billeder Heiderose), rumänische (Billed) und serbische (Kleinbetschkerek) Tänze dar, wobei die deutschen Gruppen zuletzt gemeinsam den Kathiländler und die Polka „Veilchenblauen Augen“ tanzten und nur so über den Platz wirbelten.

Gegen Abend nahmen die Teilnehmer der Busreise, nach Festtagen mit prall gefülltem Programm, müde, aber auch zufrieden, dabei gewesen zu sein, Abschied von den anderen Gästen, vom Kalvarienberg (was schon Tradition geworden ist), vom 250-jährigen Heimatdorf, das weiterhin gedeihen und Jubiläen feiern soll.

Damit war für die Dorfbewohner das Fest aber noch nicht zu Ende. Es gab eine Flugschau, wonach der Bürgermeister die Hora eröffnete und bekannte Solisten auftraten. Bis spät in die Nacht hinein herrschte Hochstimmung und als endgültiger Abschluss gab es um Mitternacht ein großartiges Feuerwerk. Dass es ein gutes Miteinander von Deutschen und Rumänen in Billed gibt, bewies die Jubiläumsfeier, was auch Hartmut Koschyk, der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, in seinem Grußwort unterstrich, nachdem er 2014 Billed besucht hatte.

Gewiss war diese Feier eine Gemeinschaftsleistung aller Billeder – ganz gleich, ob in Rumänien oder in Deutschland lebend, und das Ergebnis des Zusammenwirkens vieler Köpfe und Hände, denen allen herzlich gedankt sei. Auch denen, die öffentlich nicht genannt wurden, aber Tolles geleistet haben: Edith Barta, die Leiterin der Billeder Jugendtanzgruppe, die zusammen mit ihrer Schwester die Trachten der Billeder Kinder hergerichtet und den Strauß geschmückt hat; Hansi Müller, Choreograph; Hans Martini, der die Geschichte Billeds und des Kastells erstellt hat; Mariana Oprişa, Kulturheimdirektorin, die seitens der Gemeinde für den reibungslosen Ablauf des Festes sorgte; die Billederin Mihaela Şandor vom Germanistiklehrstuhl der Temeswarer West-Universität, die als Dolmetscherin während der Jubiläumstage fungierte; Silke Csonti, Laura Gălăţeanu und Raluca Stoica, die den alten schwäbischen Pferdewagen geschrubbt, gestrichen und auf Hochglanz gebracht haben; Barbara Wagner, Marliese Knöbl und Barbara Krier, die die Gebrauchsgegenstände der oberen Etage der Heimatstube gereinigt und in einen ansehnlichen Zustand gebracht haben; das Küchenpersonal und alle anderen, die einen Beitrag zum Gelingen der Feier geleistet haben. Ihnen allen gebührt ein herzliches „Vergelt’s Gott!“ Es war ein denkwürdiges Fest, an das man sich noch lange erinnern wird.