Vortrag bei der Tagung der Kreis- und HOG-Vorsitzenden der Landsmannschaft in Ulm (Teil 2)
Friedhöfe
Seit je war die Kirche eng verbunden mit dem Ort, an dem ihre verstorbenen Glieder der Auferstehung entgegenharren. Nicht umsonst oder von ungefähr nennt man in unseren Banater Dialekten den Friedhof „Kerchhof“. Die ersten und alten Friedhöfe in unserer Diözese sind daher kirchliches Eigentum bis auf den heutigen Tag.
Nur dort, wo diese ersten Friedhöfe inzwischen aufgelassen wurden, da sie bereits überbelegt waren oder sich als zu klein erwiesen haben, neue somit angelegt werden mussten, sind diese Eigentum der Dorfgemeinschaft, der Gemeinde - manchmal ist im Grundbuch überhaupt kein Eigentümer genannt, manchmal ist die Parzelle überhaupt nicht als Friedhof ausgewiesen („pasune“ = Wiese).
Auf alle Fälle geht der Friedhof den Pfarrer, die Kirchengemeinde „etwas an“, da es unsere Gläubigen sind, die hier bestattet sind. Daher gab es schon seit eh und je auch so etwas wie eine Friedhofsordnung, wenn auch Jahrzehnte hindurch nicht schriftlich fixiert. Bereits Bischof Lonovics hat in seinen Visitationsprotokollen von 1834 - 1839 dem Friedhof und dem Totengräber besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Bereits vor zehn Jahren kam einer unserer bulgarischen Priester in das Bischöfliche Ordinariat mit der Frage: Was mit dem verlassenen Friedhof von Klein-Omor zu geschehen habe, wo selbst von der Ortschaft nur noch drei herabgekommene Häuser stehen, die von ebensolchen Menschen bewohnt werden. Sonst ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Nach Besichtigung des Friedhofs haben wir dem Pfarrer den Rat gegeben, einige bereits herumliegende Marmorkreuze zu veräußern und mit dem Erlös wenigstens eine kleine Betonmauer um den Friedhof zu ziehen, damit der Platz geschützt werde. Friedhofskreuz und Kreuzwegstationen stehen noch, das eiserne Tor wurde bereits vor Jahren gestohlen.
Das ist nur ein Friedhof von vielen. Sicher einer der verlassensten und kleinsten. Dass viele unserer Friedhöfe auch geschändet werden, ist keine Frage. Auch lässt es sich nicht überall verhindern, dass Steinkreuze abhanden kommen, beschädigt oder umgestoßen werden. Einzelheiten wie z.B. Eigentumsrecht, Beleg- bzw. Ruhezeiten, Pflegepflicht und dgl. werden im Allgemeinen durch die nunmehr erarbeitete und publizierte Friedhofsordnung geregelt, die aber noch nicht überall eingeführt wurde. lm Bedarfsfalle wende man sich an das Pfarramt oder an das Bischöfliche Ordinariat, wo wir uns dann um eine Klärung bemühen wollen.
Diözesanarchiv und -Museum
Als kleiner Volksstamm, der nicht mehr da lebt, wo er seine große, hohe Zeit erlebt hat, ja überhaupt entstanden ist, haben wir ein besonderes Interesse an den beiden Kulturinstitutionen: Diözesanarchiv und Diözesanmuseum.
Das Diözesanarchiv ist als solches so alt wie das Bistum selbst, auch wenn es heute aus vortürkischer Zeit keinerlei Aktenmaterial besitzt und erst für die Zeit nach 1716 interessant wird. Das Diözesanmuseum hingegen ist eine völlige Neuschöpfung und entstand praktisch erst ab 1990.
Das Diözesanarchiv umfasst sechs größere Abteilungen:
1) Akten des Bischöflichen Ordinariats als der Zentralverwaltung der Diözese;
2) Akten des Domkapitels als Verwalter der Kathedrale, der Liegenschaften des Domkapitels und der verschiedenen kirchlichen Stiftungen, sowie als Sachwalter des sog. „Glaubwürdigen Ortes“;
3) Akten der einzelnen Pfarreien, wobei auch die Archive der aufgelösten Pfarreien nach 1990 zum großen Teil bereits diesem Teil eingegliedert wurden;
4) Akten des konfessionellen Schulwesens;
5) Kopien der Pfarrbücher (Matrikeln) ab 1. Oktober1895, wobei hier auch originale Pfarrbücher aus einzelnen Pfarreien zu finden sind, zusammen mit dem einschlägigen Aktenmaterial aus einzelnen aufgelassenen Pfarreien;
6) Fotomaterial aus dem Glaubensleben der Diözese, aus dem Klerus des Bistums (Pfarrerporträts).
Wie bekannt, mussten in Rumänien wie in Jugoslawien Anfang der 50er Jahre die Originale der Pfarrbücher an den Staat abgegeben werden. Obwohl diese auch von Seiten der rumänischen Bischofskonferenz wiederholt zurückverlangt wurden, hat sich bisher nichts erreichen lassen. Wir haben im Bischöflichen Archiv daher nur die Kopien der Matrikel, wie sie ab 1. Oktober 1895 jährlich eingeschickt werden. Unter diesen Kopien befinden sich auch die Abschriften der Pfarrbücher aus jenen Teilen der alten Diözese Csanad, die heute in Ungarn und Serbien liegen, z.B. jene aus Elek in Ungarn oder aus den Pfarreien im heutigen sogenannten serbischen Banat.
Eine Aufgabe besonderer Art ist die Ordnung des Archivs, die noch lange nicht abgeschlossen, auch gibt es immer noch eine Menge an Aktenmaterial in den Pfarrhäusern, das geborgen werden muss, bevor es zu spät ist.
Unter dem Druck der Zeit und der Verhältnisse entstand nach 1990 das neue Diözesanmuseum. Zum Teil befanden wir uns hierin im Wettlauf mit einem bestens organisierten und ausgerasteten Diebesunwesen. Es gab Zeiten, da wir wöchentlich mehrere Kircheneinbrüche zu verzeichnen hatten und diese Zeit scheint immer noch nicht ganz vorbei zu sein. So kamen wir da und dort den Dieben zuvor, sammelten die wertvollen Stücke und verbrachten sie nach Temeswar.
So kam eine schöne Sammlung zustande, aus der wir die besten Stücke für die ständige Ausstellung im Diözesanmuseum ausgewählt haben. Zum Teil wurden sie vor Ort, zum Teil aber in der Werkstätte des Österreichischen Bundesdenkmalamtes in Wien, im Arsenal, restauriert und gehören heute zu den Kostbarkeiten des Diözesanmuseums. Dieses will die Entwicklung und Formen des Glaubenslebens in unserem Bistum aufzeigen. Es umfasst historische Dokumente aus der Verwaltung des Bistums, aus dem Leben der Pfarreien, aus Erziehung und Bildung, aus dem Wallfahrtsleben, aus den verschiedenen Bereichen der kirchlichen und religiösen Kunst, aus dem Volksbrauchtum. Bei der Einrichtung des Diözesanmuseums waren uns besonders das Diözesanmuseum von Regensburg und das Dommuseum von Salzburg zur Seite gestanden.
In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch recht herzlich bei unserer Landsmannschaft für die Unterstützung bedanken, die sie - seiner Zeit - dem Bischöflichen Ordinariat bei der Instandsetzung des alten Bischofshauses in Temeswar zuteil werden ließen. Besonders im Erdgeschoss konnten so unter dem Titel „Deutsches Kulturerbe“ eine Bibliothek, das Diözesanmuseum und das Bischöfliche Archiv in geeigneten Räumlichkeiten untergebracht werden.
Ein besonderes Vorhaben stellt die Aufarbeitung der Vergangenheit unseres Bistums dar, das natürlich nicht von einem Einzigen und auch nicht im Laufe von wenigen Jahren geleistet werden kann. Ein erster Anfang aber wurde dennoch gewagt: Der erste Band erschien 2009; der zweite geht demnächst in die Druckerei. Bereits vor mehreren Jahren erschienen die beiden Bände über den Wallfahrtsort Maria-Radna. Verschiedene Themen aus der Geschichte der Diözese interessieren in zunehmendem Maße junge Studenten und Doktoranden aus dem In- und Ausland.
Kirchenrenovierung
Immer wieder wird die Bitte an uns herangetragen bzw. das Angebot gemacht, bei der Instandsetzung und Erhaltung von Kirchen mitzuwirken. Dass wir uns darüber freuen und dafür dankbar sind, braucht wohl angesichts der kritischen Lage nicht eigens herausgestellt zu werden. Dazu ist aber dennoch auf einige Tatsachen hinzuweisen, die nicht belanglos sind:
- Die kirchlichen Stellen in Deutschland und Osterreich werden immer zurückhaltender, wenn es um kirchliche Gebäude geht. Man möchte lieber in Personen und weniger in Gebäude investieren. Dass die Spenden ebenfalls rückläufig sind, wissen Sie hier in Deutschland besser als wir im Banat.
- Es werden keine Zuschüsse gegeben, ohne dass die vorhergehende Stellungsnahme des Bischofs vorliegt. Der Bischof ist der Letztverantwortliche für das Vorhaben. Dies gilt sowohl in finanzieller wie auch in pastoraler Hinsicht. Er muss auch nach getaner Arbeit - nach deutschem Steuerrecht - abrechnen.
- Deutsche wie österreichische Stellen verteilen ihr Geld hauptsächlich nach seelsorglichen Gesichtspunkten und fragen sehr entschieden nach der Zahl der Katholiken vor Ort. Zahlen, die unter hundert liegen, zählen kaum mehr, und sind pastoral kaum noch zu vertreten!
Der Eigenbeitrag zu jeder Renovierung, zu jedem Vorhaben, liegt bei 1/3 der Gesamtkosten. Hier ist die Rubrik, wo lhr Beitrag sinnvoll und gezielt eingesetzt werden kann. Unsere Restgemeinden sind nicht mehr in der Lage, hohe Geldsummen aufzubringen.
Auch in Rumänien haben die Preise mächtig angezogen und stehen den westlichen kaum noch nach. Und neben dem Geld steht gleichrangig die Frage: Welche Meister, welche Firma, wo findet man noch eine ehrliche Mannschaft? Jeder der etwas auf sich hält, verspricht zwar „un lucru nemtesc“, doch was dann am Ende tatsächlich herauskommt, ist meist alles andere als das. So weiß man nicht, ob nun das Alte oder das Neue besser ist.
- Und zum Schluss: Von jedem Pfarrer verlangen wir zur Bearbeitung von Anträgen folgende Unterlagen:
1) Pläne zum Vorhaben,
2) Kostenvoranschlag,
3) Finanzierungsplan,
4) Gesuch zur Genehmigung.
Ohne diese Unterlagen treten wir vor keine ausländische Stelle, um Geld zu erbitten. Die Initiative liegt demnach immer beim Ortspfarrer, ohne dessen Antrag gibt es keine Renovierung, aber auch kein Geld. Dazu kommt die befürwortende Stellungnahme des Bischofs, der für die pastorale Effizienz des Vorhabens bürgen und auch für ein ordnungsmäßige Ausführung der Arbeiten, sowie für eine glaubwürdige Abrechnung geradestehen muss.
Das ist oft das Dilemma, in dem der Bischof und das Bischöfliche Ordinariat stecken! Ist es sinnvoll, eine lnvestition von fünf- oder sechsstelligen Zahlen zu machen, wo nur noch eine Handvoll Katholiken lebt, während vielleicht anderswo ein Neubau bitter notwendig wäre? Auch wenn das Geld vorhanden ist, stellt sich unweigerlich die zweite Frage: Für wen? ,,Fern- oder Heimweh" allein kann nicht das Kriterium sein, so treuherzig und gut dies auch gemeint ist.
Aus diesem Grund gibt es von Seiten des Bischöflichen Ordinariats aus einen Pastoralplan, der Schwerpunkte gesetzt hat, sowohl was die Pfarreien betrifft, wie auch die Seelsorge auf verschiedenen Gebieten. Dieser entscheidet im Letzten. Für jede Hilfe sind wir dankbar und nehmen diese an, doch liegt ebenso jedwelche Entscheidung bei den zuständigen Stellen in Temeswar, die den Überblick behalten und Prioritäten verbindlich festsetzen müssen, wie sie auch die letzte Verantwortung haben - sowohl den kirchlichen Stellen hier in Deutschland und Österreich als auch den Spendern gegenüber, die ihnen als Vorständen der HOG's ihr Geld anvertrauen, und zu Recht von uns allen erwarten, dass wir mit ihren Spenden sinnvoll umgehen und diese gut verwenden.
Wir haben versucht, das Glaubensleben und die gegenwärtige Lage in dem Bistum abzuschreiten, das einmal unsere Heimatdiözese war, dem wir uns aber zum Großteil immer noch verbunden wissen, dessen Geschick uns nicht kalt lassen kann. Die Zeit aber steht auch im Banat nicht still, und manches gäbe es noch nachzutragen, so etwa, wenn über das Aus- und Fortbildungsprogramm des Bistums kein Wort gefallen ist. Auch dies ist ein Teil, und nicht der geringste unserer Arbeit und unserer Vorhaben. Ein Bildungshaus steht schon in Lippa und ist bereits seit Jahren ausgebucht. Die Arbeit macht gute Fortschritte und umfasst 12 verschiedene Gruppen von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern im kirchlichen Bereich. Zwei weitere solcher Bildungshäuser wären für den mittleren und südlichen Bereich der Diözese notwendig und schön.
Von unserer Seite her sehen wir Euch alle gerne bei uns und erfreuen uns an Ihrer Verbundenheit, ganz gleich wie sich diese zeigt und manifestiert. Dafür darf ich mich im Namen des gesamten Bistums bei Ihnen wie auch bei all denen bedanken, die Sie hier vertreten. Gott segne Sie und schenke uns allen die Kraft, dass wir dort Zeugnis geben, wo wir stehen, arbeiten und leben, wo uns Gottes Vorsehung hingestellt hat. Geben Sie diesen Gruß an all jene weiter, die sich gerne aus dem Bistum ihrer einstigen Heimat berichten lassen und ihm auch weiterhin ein waches Interesse entgegenbringen und ihm die Treue halten wollen! (Schluss)