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Eine Ode auf Alexanderhausen: Lehrer Michael Sieber war ein heimatverbundener Mensch

Michael Sieber (1920-1995) Foto: privat

Michael Sieber wurde am 4. Februar 1920 in Alexanderhausen geboren. Die Volksschule besuchte er in seinem Heimatort, wonach er 1932 ans Realgymnasium in Temeswar wechselte. Von 1936 bis 1940 besuchte er die Staatliche Lehrerbildungsanstalt in Arad. Seine Berufstätigkeit als Lehrer begann er in dem kleinen Ort Lindenfeld im Banater Bergland. 1941 trat er in die Offiziersschule der rumänischen Armee ein. Gleichzeitig nahm er auf Anraten seines Lehrerkollegen Mathias Schork ein Musik-Fernstudium am Rustinischen Lehrinstitut in Potsdam auf. Der Front- und Regimewechsel Rumäniens im August 1944 machte die Pläne von Michael Sieber zunichte. Zum einen konnte er sein Studium nicht abschließen, zum anderen wurde er infolge des Kriegszustandes zwischen Rumänien und dem Dritten Reich in ein Arbeitsbataillon versetzt.

Im Jahr 1946 konnte Michael Sieber seine Tätigkeit als Lehrer wieder aufnehmen. Er wurde Lehrer und Kantor in seinem Heimatort Alexanderhausen und erfreute sich großer Beliebtheit bei seinen Landsleuten. Zusammen mit Pfarrer Julius Lamoth und den damaligen Theologiestudenten Philipp-Josef Brandl und Nikolaus Muth gründete er ein Quartett von Musikliebhabern. Im März 1949, auf einer Lehrerversammlung in Perjamosch, ist Sieber vom damaligen Schulinspektor Fridolin Klein aufgefordert worden, auf die Kantorstelle zu verzichten, ansonsten müsse er aus dem Schuldienst entlassen werden. Sieber beugte sich aber nicht dem Druck der Schulbehörde, nahm Abschied vom Lehramt und blieb Kantor in Alexanderhausen.

Nachdem sich die Wogen geglättet hatten, trat er wieder in den Schuldienst ein und übernahm 1954 die Stelle des Direktorlehrers in seinem Heimatort, wo er bis 1960 wirkte. Die nächsten zwanzig Jahre seiner beruflichen Laufbahn verbrachte Michael Sieber in Arad als Musiklehrer an der rumänischen Lehrerbildungsanstalt. Der musisch veranlagte Pädagoge komponierte Kinderlieder und schrieb Mundartgedichte, von denen einige in den rumäniendeutschen Zeitungen erschienen sind. Als Mundartautor veröffentlichte er unter dem Pseudonym „Schuhpheedersch Mischko“.

1982 konnte Michael Sieber mit seiner Familie in die Bundesrepublik Deutschland aussiedeln. Hier veröffentlichte er 1984 im Helen-Brinkhaus-Verlag unter dem Titel „Christsein“ das Krippenspiel „Zu Bethlehem in stiller Nacht“ samt überlieferten Melodien. Sein Lebenskreis schloss sich am 15. März 1995 in Kelheim/Bayern.

Michael Sieber war ein gebildeter, tief religiöser Mensch, der sich vor niemand vor den Karren spannen ließ und immer versuchte, sich seinen persönlichen Freiraum zu bewahren. Seine Heimatverbundenheit brachte er unter anderem in dem hier veröffentlichten Gedicht „Mei Heimatdorf“ zum Ausdruck. Es ist eine Hymne auf sein Alexanderhausen und eine Reverenz an den Dialekt seines Heimatdorfes.     

Mei Heimatdorf
von Michael Sieber

Dort, wu se grad am scheenste is die Heed,
de Kukruz mannshoch ufm Hottar steht,
de Ranke fließt dorch’s Feld so staat un still,
wu an der Stroß noch steht a alti Miehl
un uf der Hutwed wachst es saftichscht Gras,
des is mei Heimatdorf, is Schanndrhaas.

Dort, wu im Dorf e Park is ganz kreisrund,
e zwaaturmich Kerch drin steht, was zeicht die Stund,
’s Heldendenkmal mahnt „Halt Friede Leit!“,
am Brunne Treffpunkt is zur Mittagszeit,
wu breet un gradaus laaft e jedi Gass,
des is mei Heimatdorf, is Schanndrhaas.

Dort, wu gearweit git in greeschtem Fleiß,
ob Wind un Reen, ob Sommer is un heiß,
un Haus for Haus die Schwein sin in der Mascht,
wu gut not ufghol git e jeder Gascht,
zum Esse kriet aach gute Wein ins Glas,
des is mei Heimatdorf, is Schanndrhaas.

Dort, wu die Leit sich alli gut verstehn,
ob Schwob, ob Ungar, Serb oder Rumän’,
wu an der Kerweih allerhand is los
un uf de Fieß is jeder, kleen un groß,
’s ganzi Volk versammelt sich am Fass,
des is mei Heimatdorf, is Schanndrhaas.

Dort, wu’s mich hinzieht aus der weiti Welt
un net gezahlt kann gin mit schwerem Geld,
un wu ich ruhe mecht in Ewigkeit,
wann mol zum Sterwe kummt die Zeit,
ganz öffentlich bekenn ich’s jetz un saa’s:
Des is mei Heimatdorf, is Schanndrhaas.