Vom 18. März bis zum 10. April fand in der lothringischen Stadt Saargemünd (Sarreguemines) das Festival „Mir redde Platt“ statt. Gäste des Festivals waren die Banater Schwaben. Sie sind die erste Gruppe außerhalb Frankreichs, die zu dieser inzwischen traditionellen Veranstaltung eingeladen wurde. Mehrere Tage waren ausschließlich den Banater Schwaben gewidmet. Am Eröffnungstag referierte der Wissenschaftler Dr. Hans Gehl aus Tübingen über die Mundarten der Banater und der Donauschwaben.
Die Lothringer Zuhörer waren überrascht und erstaunt zu erfahren, dass es im Banat und in den anderen donauschwäbischen Siedlungsgebieten viele Ortschaften gibt, in denen rhein- und moselfränkische Mundarten gesprochen werden. Rhein- und Moselfränkisch sowie Luxemburger Fränkisch sind die drei Varianten, die auch im Nordosten Lothringens, im Departement de la Moselle, gesprochen werden. Am darauffolgenden Tag diskutierte Dr. Gehl mit Schülern einer Abiturklasse eines zweisprachigen Saargemünder Gymnasiums über das Banat, die Banater Schwaben und ihre Sprache, die mit dem Lothringischen so eng verwandt ist. Auf dem „Banater Owend“ am 25. März lasen Maria Barac (Berlin / Kleinbetschkerek), Helen Alba (Temeswar / Bogarosch) und Helmfried Hockl (Heidelberg / Lenauheim) selbstverfasste Geschichten und Gedichte in Banater Schwowisch.
Wiederum waren die Lothringer Gäste erstaunt, wie gut und mühelos sie diese Texte verstanden. Dr. Annemarie Podlipny-Hehn (Temeswar) berichtete über die Tätigkeit der Banater Schriftstellergruppe „Stafette“ und führte ein in die Fotoausstellung „Banat im Wandel der Zeiten“, die sie aus Temeswar mitgebracht hatte. Auf der „Buchmesse“ am 27. März präsentierten die Banater Autoren zusammen mit ihren lothringischen und saarländischen Kollegen eine Auswahl ihrer Bücher. Während der Messe lief ein Film, in dem die Geschichte der Banater Schwaben dargestellt wurde: von der Ansiedlung bis zur Rücksiedlung nach Deutschland.
Zum Ausklang des Festivals gab die Gruppe Sunnereen am 8. April ein Konzert mit Banater Musik. Die A-capella-Gruppe, die von Hildegard-Barbara Müller (Nürnberg) geleitet wird, gehört zum Besten, was die Banater Schwaben auf musikalischem Gebiet zu bieten haben. Sowohl der Hausherr und Leiter des gastgebenden „Pensionnat Sainte Chretinenne“ als auch das lothringische Publikum waren von dem Auftritt begeistert. Dem Konzert folgten drei Zugaben. In der Pause waren die Sängerinnen und Sänger umgeben von Zuschauern, die mehr über die Musik, die Gruppe, die Banater Schwaben und das Banat wissen wollten.
An der Veranstaltung nahm auch der Bundesvorsitzende der Banater Schwaben, Bernhard Krastl, teil. Er nutzte die Gelegenheit, um die Kontakte mit den lothringischen Veranstaltern zu vertiefen. Unter anderem lud er Hervé Atamaniuk, den Leiter des Kulturamts der Stadt Saargemünd, zum diesjährigen Heimattag der Banater Schwaben nach Ulm ein. Hervé Atamaniuk lud Bernhard Krastl ein, in Lothringen über die Banater Schwaben zu referieren. Wie Atamaniuk sagte, wissen die Lothringer nur wenig über dieses Thema, seien daran aber sehr interessiert.
Vereinbart wurde außerdem, dass der Bundesvorsitzende mit dem Leiter des Saargemünder Kulturamts zum Donau-schwäbischen Zentralmuseum nach Ulm reist, damit die Lothringer auch zu dieser wichtigen Stelle Kontakte knüpfen. Über den Auftritt von „Sunnereen“ in Saargemünd sagte Bernhard Krastl: „Wenn man deren Darbietung erlebt, kann man nur stolz sein, Banater Schwabe zu sein und zur Landsmannschaft zu gehören.“
Das Saargemünder Festival „Mir redde Platt“ wurde 1998 ins Leben gerufen. Seither findet es jedes Jahr im Frühling statt. Gewidmet ist es der fränkischen Sprache, die im Nordosten Lothringens gesprochen wird, im Departement de la Moselle. Dieses Departement grenzt an Deutschland und Luxemburg. Die Banater Schwaben wurden eingeladen, weil viele von ihnen lothringische Wurzeln haben und weil das Banater Schwowisch mit dem Rhein- und Moselfränkisch der Lothringer eng verwandt ist. Die lothringische Stadt Saargemünd liegt direkt an der Grenze zum Saarland. Von der Landeshauptstadt Saarbrücken ist sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur eine halbe Stunde entfernt.
An der Präsentation der Banater Schwaben zeigten sich die französischen Medien sehr interessiert. Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen berichteten darüber. Die Lothringer Gastgeber haben wiederholt betont, dass ihnen sehr daran gelegen ist, den nun zu den Banater Schwaben geknüpften Faden nicht mehr abreißen zu lassen.