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Musik führt zusammen und verbindet

Die »Banater Schwabenkinder« begleiteten die Solodarbietungen von Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel mit Tanzeinlagen.

Die Chorleiter Hannelore Slavik und Peter Helmut Meinhardt, flankiert von den Solistinnen Melitta Giel und Irmgard Holzinger- Fröhr.

Der Banater Chor Traunreut unter der Leitung von Susanne Ballmann feiert dieses Jahr sein dreißigjähriges Bestehen.

Seit 1997 organisiert die Landsmannschaft der Banater Schwaben alljährlich ein Treffen der Banater Chöre und Singgruppen auf Bundesebene. Treffpunkt der Sängerinnen und Sänger sowie der Freunde des Chorgesangs ist seit vielen Jahren die Stadthalle von Gersthofen bei Augsburg. Das Banater Sängerfest ist mittlerweile bei seiner 15. Auflage angelangt und weist somit eine beachtliche Tradition auf. Auf eine noch längere Tradition können die einzelnen, in den achtziger und neunziger Jahren ins Leben gerufenen Banater Singgemeinschaften zurückblicken, die sich mit großer Hingabe der Gesangs- und Gemeinschaftspflege widmen und dergestalt einen wichtigen Beitrag zur Weiterführung der langen Tradition des Chorgesangs im Banat leisten. Dieses stetige Bemühen der mitwirkenden Sängerinnen und Sänger sowie der Chorleiter ist umso bemerkenswerter, wenn man sich die zunehmenden Schwierigkeiten vor Augen führt, mit denen sämtliche Chöre konfrontiert sind: rückläufige Zahl der Aktiven, Überalterung der Chöre, ernsthafte Nachwuchsprobleme.

Derlei schwierige Umstände dürften mit ein Grund dafür gewesen sein, dass fünf Chöre, manche recht kurzfristig, ihre Teilnahme am diesjährigen Bundestreffen am 14. Oktober absagen mussten und letzten Endes sich nur fünf Banater Chöre in Gersthofen einfanden. „Nichtsdestotrotz“, sagte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, zur Eröffnung des Chorkonzertes, „schauen wir auf Sie, die Sie heute hier sind, und wir freuen uns, dass Sie da sind. Solange Sie kommen, werden wir natürlich dieses Angebot, einmal im Jahr ein Chortreffen zu organisieren, aufrechterhalten“. Er begrüßte die mitwirkenden Chöre, alle Sängerinnen und Sänger sowie die Landsleute aus dem Raum Augsburg, die sich zu diesem Stelldichein eingefunden haben, die anwesenden Mitglieder des Bundesvorstandes (Jürgen Griebel, Hans Metzger, Walter Keller und Josef Koch), die Kreisverbandsvorsitzenden Dietmar Kirschenheuter (Augsburg) und Bernhard Fackelmann (München), den Vorsitzenden der HOG Glogowatz, Franz Schlechter, die Vorsitzende der HOG Paulisch, Theresia Reingruber, sowie die Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle.

Es hatte sich ergeben, dass sämtliche teilnehmenden Banater Chöre und Singgruppen in diesem Jahr ein Jubiläum feiern. Der Banater Chor Traunreut besteht seit dreißig Jahren und wird seither ununterbrochen von Susanne Ballmann geleitet. Die Dirigentin des Banater Chors Karlsruhe, Hannelore Slavik, übernahm vor 25 Jahren die Stabführung der 1983 gegründeten Singgemeinschaft. Auf ein 25-jähriges Bestehen kann auch die Banater Männer-Singgruppe aus Karlsruhe unter der Leitung von Peter Helmut Meinhardt zurückblicken, während der seit 1999 von Katharina Eicher-Müller geleitete Singkreis der Donaudeutschen Landsmannschaft Frankenthal sein zwanzigjähriges Jubiläum begeht. Seit fünfzehn Jahren erfolgreich tätig ist der Banater Seniorenchor Ingolstadt, bei dem Niki Huss den Takt angibt. Der Bundesvorstand nahm diese Jubiläen zum Anlass, allen Mitwirkenden, besonders aber den Chorleitern, Dank und Anerkennung durch die Überreichung einer Ehrenurkunde auszusprechen. Ihrem ungebrochenen Engagement und Elan ist es größtenteils zu verdanken, dass die Freude an der Musik und die Begeisterung für den Chorgesang über all die Jahre erhalten blieb und die Banater Chortradition in Deutschland fortgeführt wurde.

Den gegebenen Umständen, aber auch dem Wunsch des Publikums nach mehr Vielfalt Rechnung tragend, wurden bei der Gestaltung des diesjährigen Programms einige neue Elemente eingebracht, die das Konzert noch abwechslungsreicher und attraktiver machten. So eröffneten diesmal die beiden bekannten Gesangssolistinnen Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel das Konzert mit einem schwungvollen Medley italienischer Lieder, das mit Tanzeinlagen der „Banater Schwabenkinder“ gespickt war. Am Klavier von Bruno Scarambone begleitet, sangen sie so bekannte Ohrwürmer wie „Komm ein bisschen mit nach Italien“ (Musik Heinz Gietz, Text Kurt Feltz), „Santa Lucia“ (ein traditionelles neapolitanisches Lied, dessen Melodie von Teodoro Cottrau notiert wurde), „O sole mio“ (Musik: Eduardo Di Capua, deutscher Text Hugo Bock), „O mia bella Napoli“ (Musik Gerhard Winkler, Text Ralph Maria Siegel) oder das berühmte „Trinklied” aus der Oper „La Traviata“ von Giuseppe Verdi. Die mitreißenden Melodien, die stimmungsvollen Soli des Duos und die von Dagmar Österreicher einstudierten Tanzeinlagen der „Banater Schwabenkinder“, die sich in wunderschönen Kostümen präsentierten, bescherten dem Publikum schon zu Beginn einen Höhepunkt, der mit viel Applaus bedacht wurde.

Im vergangenen Jahr gastierte die Sängerrunde der Gersthofer Naturfreunde zum ersten Mal bei den Banater Schwaben, und auch diesmal war der Männerchor unter der Leitung von Norbert Kraus mit von der Partie. Der gelungene Auftritt der 17 Sänger umfasste die Lieder „Die Welt ist schön“ (nach einer spanischen Volksweise, Text und Chorsatz: Jacob Bürthel) und „Jascha spielt auf“ (nach einem russischen Volkslied, Text und Chorsatz: Wilhelm Heinrichs), die anrührende Ballade „Weit, weit weg“ (Musik und Text: Hubert von Goisern, Chorsatz: Lorenz Maierhofer) sowie das weltbekannte, von Luigi Denza anlässlich der Einweihung der Standseilbahn auf den Vesuv im Jahr 1880 komponierte neapolitanische Volkslied „Funiculi, Funicula“ (deutscher Text: Hans Bradtke; Chorsatz: Friedrich Zimmer).

Der Singkreis der Donaudeutschen Landsmannschaft Frankenthal, am Akkordeon begleitet von Hans Prunkl, eröffnete seine Darbietung mit dem Wanderlied „Wandern lieb ich für mein Leben“ (Musik: Fritz Geißler, Text: Joseph von Eichendorff), wonach er Hanne Hallers lyrischen Song „Für alle“ vortrug (Solistinnen Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel). Mit einem bunten Strauß aus Sternenliedern beendete der Frankenthaler Singkreis seinen Auftritt. Zu Gehör gebracht wurden die Volksweisen „Heimatsehnen“ und „Zwei kleine Sternlein“ sowie der Titel „Der schönste Stern“ (Musik: Wenzel Valcek, Text: Ernst Nebhut). Der Banater Seniorenchor Ingolstadt, am Akkordeon begleitet von seinem Chorleiter Niki Huss, präsentierte beim Sängerfest in Gersthofen mit „Ich haad emol e Baurehof“ und „Ein Schwabenmädel bin ich“ zwei von der aus Lenauheim stammenden Schriftstellerin Annie Schmidt-Endres getextete und komponierte Lieder, zudem das „Pipatschlied“ (auf die Melodie „Sah ein Knab ein Röslein stehn“ von Heinrich Werner) und „Heidelied“ (auf die Melodie „Nach meiner Heimat zieht’s mich wieder“), beide von Rainer Kierer aus Orzydorf getextet. Mit dem bekannten Schlager „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“ aus den zwanziger Jahren (Musik: Fred Raymond, Text: Fritz Löhner-Beda/Ernst Neubach) verabschiedete sich der Banater Seniorenchor vom Publikum.

Den zweiten Teil des Konzerts leitete die Banater Männer-Singgruppe Karlsruhe ein. Die bereits totgesagte Gruppe ist – vor allem dank des Einsatzes ihres Leiters Peter Helmut Meinhardt, der trotz Wohnsitzwechsels nach Neustadt an der Weinstraße die Fahrten nach Karlsruhe zu den Chorproben in Kauf nimmt – wiedererstanden und ließ es sich nicht nehmen, eine kleine Kostprobe ihres musikalischen Könnens zu bieten. Die elf Männer, am Akkordeon begleitet von ihrem Dirigenten, sangen die Volksweisen „Das Elternhaus“ (Musik: August Büchse, Text: Franz Wiedemann) und „Schön ist die Jugend“ (Musik und Text anonym), das von Peter Helmut Meinhardt getextete und komponierte Lied „Das kleine Dorf“, eine Hommage an seinen Geburtsort Giulweß, und „Das Ave Maria der Heimat“ (Musik: Leo Garsson, Text: Walter Leissle). Sämtliche Melodien wurden von Meinhardt für Chor gesetzt. Als Zugabe brachte die Männer-Singgruppe ein Medley bekannter Volkslieder, die vom Publikum begeistert mitgesungen wurden. Aus seinem breit gefächerten Repertoire präsentierte der Banater Chor Karlsruhe, am Klavier begleitet von Bruno Scarambone, anschließend die „Barkcarole“ aus Jacques Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“, „So jung wie heute“, ein Stück des Banater Komponisten Walter Michael Klepper, der auch die Verse schrieb, sowie ein Potpourri alter Schlager (Chorsatz: Hannelore Slavik): „Lili Marleen“, „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“, „La Paloma“, „Du schwarzer Zigeuner“, „Sag beim Abschied leise servus“. Dank seines beachtlichen gesanglichen Potentials – der Chor brachte immerhin dreißig Sängerinnen und Sänger auf die Bühne – und nicht zuletzt dank der professionell anmutenden Gesangsoli seiner Sängerinnen Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel konnte der Karlsruher Chor mit seiner Darbietung überzeugen.

Als letztes trat der Banater Chor Traunreut vor das Publikum. Unter der Leitung von Susanne Ballmann trug der Chor vier Lieder vor: das steirische Volkslied „Zwei Sterndl am Himmel“ (Chorsatz: Emmerich Bartzer), das Heimatlied „Ich kenn ein Tal“ (Chorsatz: Carl Fittig), „Schwarze Madonna“, ein polnisches Marienlied (Musik: Alicja Golaszewska, deutscher Text: Friedrich Dörr, Chorsatz: Franz Mitterreiter) und das „Abendlied“ (Text: Willi Stotz).

Bevor zum gemeinsamen Schlusslied „Wahre Freundschaft“ unter der Stabführung von Hannelore Slavik angesetzt wurde, dankte der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber den mitwirkenden Chören, den Chorleitern und allen Sängerinnen und Sängern, die die Tradition des Banater Chorgesangs pflegen und dadurch Sorge tragen, dass das kulturelle Erbe unserer Gemeinschaft lebendig bleibt. Ganz besonders dankte er dem Gastchor aus Gersthofen für sein Mitwirken an diesem Konzert. Worte des Dankes richtete er auch an die Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, Dr. Swantje Volkmann, für die finanzielle Förderung des Chortreffens, an Hans Rothgerber für die Bildprojektion, an die Helfer aus den Reihen der HOG Glogowatz sowie an die Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle, die alle zum guten Gelingen des Chortreffens beigetragen haben.