Der St. Georgs-Orden des Hauses Habsburg-Lothringen ist ein Ritterorden, dessen Geschichte in Mitteleuropa bereits im Königreich Ungarn des 14. Jahrhunderts beginnt und der sich in der Tradition des ehemaligen Kaiserhauses und seiner ehemaligen Kronländer versteht. Nach verlorenem Krieg und dem Ende der Monarchie gründeten Offiziere der im Ersten Weltkrieg verbündeten Mittelmächte Deutsches Reich und Österreich-Ungarn 1923 eine Vereinigung. Ihre Ausrichtung war monarchistisch und in der Tradition des Heiligen Römischen Reiches. 1927 wurden zur Vertiefung die Statuten neu angepasst und der Verband erhielt den Namen Alter Ritterorden vom Sankt Georg - Orden der Vier Römischen Kaiser. Ende der 1960er Jahre übernahm Otto von Habsburg den Ehrenschutz. Am 18. Januar 2008 wurde im Auftrag von SKKH Erzherzog Otto und seinem Sohn SKKH Erzherzog Karl in München die Gründung des Europäischen St. Georgs-Ordens gefeiert und ein erstes Ordenskapitel gewählt. Die Ordensresidenz ist das Salesianerinnen-Kloster in Wien.
Der St. Georgs-Orden setzt sich für ein vereintes christliches Europa ein, unterstützt den multinationalen alt-österreichischen Staatsgedanken und - durch die Verehrung des Heiligen Georg als Schutzpatron des Rittertums - die Pflege der Ritterlichkeit und eine ritterliche Lebensauffassung. Maßgabe dieser Auffassung ist auch ein freundschaftliches Zusammenwirken der Ritter und Damen untereinander, vor allem mit dem Souveränen Malteserorden, den Johannitern, dem Deutschen Orden, den Rittern vom Heiligen Grab zu Jerusalem und dem Orden vom Goldenen Vlies. Er ist ein karitativer Orden, der sich bemüht, das „achtfache Elend“ (Krankheit und Verlassenheit, Heimatlosigkeit und Hunger, Lieblosigkeit und Schuld, Gleichgültigkeit und Unglaube) auf der Welt zu lindern beziehungsweise zu bekämpfen. Das geschieht nach dem Wahlspruch VIRIBUS UNITIS, d.h. Mit vereinten Kräften!
Im Rahmen des diesjährigen Ordenskonvents zelebrierte seine Eminenz Dominik Jaroslaw Kardinal Duka OP, emeritierter Erzbischof von Prag und Primas von Böhmen, im vollbesetzten Kaiserdom zu Speyer am 20. April um 10 Uhr die Heilige Messe. Anschließend folgte die Investitur. Während der feierlichen Zeremonie erteilte SKKH Erzherzog Karl von Habsburg-Lothringen, Großmeister des Ordens, 23 Postulanten den Ritterschlag. Die neuen Ritter bekamen danach die Aufnahmeurkunde und wurden mit dem Ordenskreuz als Halsorden, einer schwarz-goldenen Rosette mit Miniatur des Ordenskreuzes, und dem schwarzen Ordensmantel ausgestattet. Gleichzeitig wurden 10 Frauen in den Orden aufgenommen und zu Ordensdamen erhoben.
An den Investiturfeierlichkeiten nahmen viele Gäste aus dem In- und Ausland teil. Speyer wurde ausgewählt, da der vor 750 Jahren in Frankfurt zum König gewählte Graf Rudolf von Habsburg im Kaiserdom zu Speyer seine letzte Ruhestätte fand.
Einer der in den St. Georgs-Orden neu aufgenommenen Ritter ist der bekannte Banater Musikwissenschaftler und Domkapellmeister Prof. Dr. Walter Kindl aus Temeswar. Die Empfehlung zum Postulanten als Ritter für den St. Georgs-Orden erhielt er vom Prokurator des Ordens, Baron Vinzenz von Stimpfl-Abele, und von Vizekanzler Michael Blaha, deren Bekanntschaft er bereits vor einigen Jahren in Korneuburg gemmacht hatte.
Walter Kindl wurde 1943 in Großkomlosch geboren. Nach der Matura studierte er am Konservatorium „Gheorghe Dima“ in Klausenburg Pädagogik, Dirigieren und Komposition. Anschließend war er bis 1987 als Pädagoge in Hatzfeld tätig. Neben Musik unterrichtete er zwischendurch auch Latein und Geschichte. Bereits kurz nach seinem Studium widmete sich Walter Kindl in seiner Freizeit dem Erhalt der historischen Banater Kirchenorgeln. Er restaurierte und stimmte unzählige Orgeln. Seine bedeutendsten Projekte waren der Umbau der Orgel der Millenniumskirche 1979 und der Domorgel 1992 in Temeswar. Er beteiligte sich auch an der Renovierung der Orgel im Königsschloss Peleș in Sinaia.
1988 wurde er Domkapellmeister der Diözese Temeswar, eine Tätigkeit, die er bis heute inne hat. Nach der Rumänischen Revolution 1989 wurde er an der Universität Leipzig 1992 zum Doktor der Musikwissenschaften promoviert. Ferner ergänzte er sein Musikstudium in Tübingen (1995), Italien (Arona 1996 und 1999) und Schweden (Göteborg 1994 und 1998). 1993 wurde er als Dozent an die Musikfakultät der West-Universität Temeswar berufen und zum Professor ernannt, wo er zehn Jahre Kanzler, vier Jahre Prodekan und vier Jahre Dekan war.
Im November letzten Jahres feierte Prof. Dr. Walter Kindl seinen 80. Geburtstag. Unangekündigt und überraschenderweise überbrachte ihm damals sein zwei Jahre älterer Freund Dr. Ulrich von Habsburg-Lothringen persönlich seine Gratulation in Temeswar. Nach der Investitur von Prof. Dr. Walter Kindl in Speyer gratulierte er ihm hoch erfreut als einer der ersten.
Außergewöhnliche Ehrung für Prof. Dr. Walter Kindl: Domkapellmeister wird Ritter des St. Georg-Ordens
Kultur Erstellt von Alfred Ivanov