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Literatur auf dem „Grünen Sofa“ - Banater Autoren lesen beim Heimattag

Herzlich willkommen zur Literaturstunde der Banater Heimattage 2024, die wir traditionell „Grünes Sofa“ nennen und mit der wir in diesem Jahr 10-jähriges Jubiläum feiern! 2014 organisierte ich das erste Grüne Sofa und moderierte es zusammen mit Walter Roth. Die Banater Literatur, so unsere Idee, sollte auch ihren Stammplatz bei den Banater Heimattagen haben. Außer während der Pandemie von 2020 haben wir jedes Mal mit namhaften Banater Autoren wie Julia Schiff, Ilse Hehn, Horst Samson, Franz Heinz, Katharina Eismann, Balthasar Waitz, Johann Lippet, Magdalena Binder und Sigrid Chambre schöne Lesungen veranstaltet. Unsere Banater Autoren schreiben über Vergangenheit und Gegenwart, um das Banat authentisch wirken zu lassen, das die Vorfahren erlebt und das die Nachfahren gekannt haben oder kennenlernen möchten. So ist die Literatur ein Teil lebendiger Geschichte.

„Das Banat ist nicht überall“, schrieb einmal Heinrich Lauer aus Sackelhausen in der FAZ. Ich fand diese Überschrift sehr schön, aber umgekehrt ist überall das Banat. Wir Banater sind weltweit zerstreut, doch in unserer neuen Heimat, haben viele von uns das Banat in ihren Herzen und ihren Erinnerungen immer mitgetragen. Und einige von ihnen sind Chronisten der Banater Geschichte und von Geschichten aus der Vergangenheit. In unseren Reihen gibt es Schriftsteller, die ihre eigenen Lebenserfahrungen in Literatur verwandeln. Aber auch zahlreiche Erinnerungsbücher, Fotobücher und auch Comics zum Thema Banat sind zuletzt erschienen.

Rückblick auf die Kulturhauptstadt

Doch bevor wir uns der Literatur widmen, setzen wir unseren Fokus rückblickend auf die Kulturhauptstadt Temeswar 2023 – ein Projekt, das mit großem Erfolg einen regen Besucherandrang verzeichnete. Hunderte von Veranstaltungen fanden statt, den Gästen aus nah und fern wurden unvergessliche Momente beschert! Ich war bei der Eröffnung und im Lauf des Jahres immer wieder bei vielen der Ausstellungen, Veranstaltungen und Lesungen dabei. Aus meinen Fotos und aus Leihgaben von Anita Maurer habe ich für die Besucher der Grünen Couch als Einstieg einen kurzen Film zusammengestellt. Vizionare plăcută – sagt der Temeswarer. Viel Vergnügen!

Die Dichter haben das Wort

Zum Heimattag 2024 haben wir drei bemerkenswerte Autoren auf das Grüne Sofa eingeladen, die, jeder auf seine eigene Art, den Blick auf ihre Ursprungsheimat richten und uns Einblick in ihre Werke bieten.

Fred (Alfred) Zawadzki, in Temeswar geboren und Lenauschüler, ist im bürgerlichen Leben Zahnarzt. Zahnarzt von Beruf, Autor von verschiedenen Geschichten, Essays, Lyrik, Rezensionen. Redakteur von zahnmedizinischen Abhandlungen, Rubriken und Fachzeitschriften. Chefredakteur des jährlich erscheinenden Temeschburger Heimatblattes. Designer von Buchdeckeln, LP- und CD-Cover, Poster und Weinetiketten. Herausragender Künstler, Vorsitzender der Temeswarer HOG. Seine Geschichten sind im Buch „Im Schatten des Doms“, 2021 im WaRo Verlag erschienen, aus dem er bereits im Kulturhauptstadtjahr bei einer Lesung in der Lenauschule das Publikum begeisterte. Beim Heimattag liest er uns daraus die Geschichte „Durch die Maschen des Netzes“ vor.

Walter Roth, der 1959 in Bruckenau geboren ist, war auch Schüler der Lenauschule, danach des Industrielyzeums Nr. 7 in Temeswar. Bis zu seiner Flucht aus Rumänien 1987 war er Schauspieler am Deutschen Staatstheater Temeswar (DSTT). Nach einem abgebrochenen Architekturstudium an der Fachhochschule München arbeitete er als Bauzeichner und CAD-Trainee, bis er eine Tätigkeit als Schauspieler am Sandkorn-Theater in Karlsruhe aufnahm, wo er in vielen Rollen zu sehen war. 2004 gründete er den WaRo-Verlag (www.waro-verlag.de), in dem neben seinen eigenen Erzählungen auch zahlreiche Bücher und Übersetzungen aus dem Rumänischen erschienen sind. Walter Roth lebt und wirkt in Heidelberg. Beim Heimattag wird er uns seinen Verlag kurz vorstellen und eine eigene Geschichte über Temeswar vorlesen.

Ilse Hehn, in Lowrin geboren, ist unser Jubiläumsgast, da sie auch bei der ersten Lesung 2014 dabei war. Mit ihr haben wir eine der bekanntesten und wichtigsten Vertreterinnen der deutschen Literatur aus dem Banat zu Gast. Doch eigentlich ist die Kunst ihr Metier. Sie hat an der Temeswarer Universität bildende Kunst studiert und an mehreren Schulen in Siebenbürgen bis zu ihrer Ausreise Kunsterziehung unterrichtet. Als aktive Künstlerin, aber auch als Schriftstellerin, war sie über die Jahre mit zahlreichen Ausstellungen und Buchveröffentlichungen in der Öffentlichkeit vertreten. Sie hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, zuletzt den renommierten Andreas-Gryphius Preis für Literatur 2023. Neben zahlreichen Gedichtbänden und Veröffentlichungen in Anthologien hat Ilse Hehn ihr Augenmerk auch auf entfernte und bekannte Welträume gerichtet, aber immer wieder auch auf das Banat, seine Geschichten und Erinnerungen. Wolfgang Schlott, ehemals Vorsitzender des Exil-Pen, dessen stellvertretende Vorsitzende Ilse Hehn war, schrieb zu ihrem Buch: Heimat zum Anfassen. Das Gedächtnis der Dinge. Fotografien. (Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2013: „Eine Geschichte der donauschwäbischen Häuslichkeit, der Arbeit und der Feste, gestaltet mit farbigen Abbildungen von Gegenständen aller Art, eingebettet in literarische und ethnografische Texte von Banater Autorinnen und Autoren, ausgewählt und fotografiert von der Künstlerin und Lyrikerin Ilse Hehn, erweist sich als eine besondere Art der Sinngebung“. Er lobte die kunstvolle Handarbeit, die im schwäbischen Haus über ihren Gebrauchswert hinaus „mit einem Hauch volkstümlicher Poesie und Moral“ versehen sei. Davon seien auch die vielen, oft unscheinbaren Dinge aus dem Alltag betroffen, die uns „in der Nachbetrachtung die Vergangenheit im vertrauten Umfeld wieder nahebringen.“ Ilse Hehn liest beim Heimattag aus ihrem Werk.

Walter Roth wird gemeinsam mit mir die Zwischenmoderationen machen und die Autoren dem Publikum vorstellen. Zum Abschluss wieder Temeswar: Ich lese eine Geschichte mit Legendäresm zum „Türkischen Haus“ und dem Paschabrunnen vor. Wir sind gespannt und freuen uns von der „Grünen Couch“ auf viele Literaturfreunde bei den Heimattagen in Ulm!