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Banater Maler beim Heimattag 2024

Bildende Künstler aus dem Banat oder mit Banater Wurzeln sollen im Rahmen des Heimattags die Möglichkeit bekommen, sich zu präsentieren und mit den Besuchern des Heimattags in einen Dialog zu treten. Gleich zwei Ausstellungen werden am Pfingstsonntag im Foyer der Ulmer Messehallen zu sehen sein und ab 9 Uhr nacheinander eröffnet.

Illustrationen von Walter Andreas Kirchner

Eine eigene Ausstellung ist dem bekannten, aus Perjamosch stammenden Banater Maler, Grafiker und Bildhauer Walter Andreas Kirchner gewidmet. Er wird seine originalen Illustrationen zu dem unlängst erschienenen Buch „Ich sin a kleene Keenich“ als Holzschnitte und Metallgravüren ausstellen. Besonders daran ist, dass es eine Erstausstellung des gesamten banatschwäbischen Volksgutes ist, das Kirchner für diesen Bildband in Zusammenarbeit mit dem Volkskundler Walther Konschitzky erstellt hat. Obwohl mit dem Sammeln des Volksgutes schon in den 1970er Jahren begonnen worden war, ist diese Ausstellung Resultat eines fünfjährigen Entstehungsprozesses, der kurz vor Weihnachten 2023 seinen Abschluss fand.

Kirchner verwendet verschiedene Arbeitstechniken: für Sprichwörter und Kinderreime den Holzschnitt, für die Volkserzählungen die Radierung. Hinzu kommen die farbigen Illustrationen, für die sich Kirchner bei der Gestaltung der Märchen entschied. Die Ausstellung wird von Walther Konschitzky eröffnet.

Banater Gruppenausstellung

Vier zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler mit Banater Herkunft, aber sehr unterschiedlicher künstlerischer Formensprache, präsentieren sich zum Heimattag gemeinsam in einer Gruppenausstellung.

Annemarie Saleh zeigt Abbildungen aus ihrer Graphic Novel „Elternerde“ (2014), sowie eine neuere Serie von Zeichnungen aus dem Jahr 2019, in der sie sich mit dem sogenannten „fremden Blick“ (nach Herta Müller) auseinandersetzt: Rumäniendeutsche Migranten, die vor dem politischen Regime geflohen sind, erleben eine ambivalente Identität. Einerseits werden Erinnerungen an die Kindheit als tröstlich erlebt, andererseits sind sie vom Leben in der Diktatur, dem erfahrenen Unrecht und dem Alltag mit der Überwachung überschattet. Die Orte von damals sind heute enteignet, verfallen oder verschwunden. Das Land wird einerseits verabscheut, andererseits wird es Heimat genannt. Fremdheit begleitet sowohl die Weggegangenen als auch die Dagebliebenen. Der fremde Blick entsteht nicht, so Herta Müller, durch das Leben im Exil, sondern im Fremdwerden des Vertrauten. Aus dem fremden Blick ergibt sich eine künstlerische Strategie: In der zeichnerischen Transformation von Fotografien und ihrer Kombination mit Zeitzeugenberichten verlieren die Bilder ihre Arglosigkeit. Dies führt zu Verschiebungen in der Wahrnehmung. Zeichen und Begriffe verlieren ihre Beiläufigkeit. Sie werden zu Repräsentanten des Diskurses um Heimat und (nationale) Identität. Die Zeichnungen wurden digital collagiert.

Ottilie E. Scherer kommt aus Temeswar und hat sich bereits in frühester Kindheit und Jugend für Kunst, Künstler und ihre Werke interessiert. Sie selbst folgt immer ihrem inneren Drang, sich mit verschiedenen Techniken und Motiven zu beschäftigen. Die gegenwärtige Ausstellung zeigt Bilder in der realistischen, impressionistisch-gegenständlichen Malerei, die sich oft den Banater Landschaften oder den Motiven aus ihrer bayrischen Umgebung widmet. Ottilie E. Scherer lebt in Teising in der Nähe von Mühldorf am Inn, unterrichtet an der Volkshochschule und betreibt ihre eigene Kunstschule („Kunst für alle“), die sich vor allem an Kinder und Jugendliche richtet.

Magdalena Binder stammt aus Deutschsanktpeter und lebt seit 1987 in Regensburg. Sie ist als Bildende Künstlerin in verschiedenen Bereichen (Malerei, Bildhauerei) tätig. Als Autorin („Unter den Akazien“), hat sie ihre Familiengeschichte niedergeschrieben. In neuerer Zeit hat sie sich auf „Zen-Kunst“ spezialisiert, deren Ursprung im Fernen Osten (Japan, China) liegt. Diese Kunst im alltäglichen Design der Gebrauchsgegenstände, in der Architektur, der Textilindustrie, bei Porzellanwaren usw. Verbreitung gefunden. „Wir haben sie zur Zeichenkunst gemacht und legen sie als Bilder auf Papier.“ Über die Zen-Meditation hat sie sich auch in Europa und Amerika verbreitet. „Zen-Doodeler“ heißt nichts anderes als „meditierende Kritzler“. Dabei müssen bestimmte Formen eingehalten werden. Einfache Strichzeichnungen werden dabei zu großartigen Kunstwerken komponiert. Neuerdings hat sich Magdalena auch in der naiven Kunst ausprobiert, vor allem als Buchillustration für Märchen.

Fred Zawadzki kommt aus Temeswar und ist von Beruf Zahnarzt. Schon seit seiner Jugend malt er in einem ganz spezifischen Stil mit kräftigen, pastösen Farben. Für die Ausstellung zum Heimattag hat er zwölf Arbeiten ausgewählt, davon sechs aus dem Zyklus „Temeswarer Seelenpastelle“ mit Stadtansichten seiner Heimatstadt, dazu noch Porträts, Blumen und Stilleben. Damit liefert er ein farbenfrohes Potpourri seiner Kunst passend zum Thema Heimattag. Die Gruppenausstellung wird von Fred Zawadzki eröffnet. Emil Banciu, Betreiber des Kunstportals banat-media.eu hat präsentiert dabei eine Postkarte mit QR-Code. Dieser führt in die virtuelle Galerie von zehn bekannten deutschen Malern aus dem Banat, die mit ihrem Lebenslauf und ihren Werken vorgestellt werden. Mit dem Verkaufserlös der Postkarten wird das Projekt zum Bewahren des Kulturguts der Banater Künstler unterstützt.

Zu guter Letzt, als die Ausstellung bereits organisiert war, kam noch eine Anfrage auf uns zu: Die Tochter des in Liebling geborenen Malers Friedrich Eberle, Architektin Waltraut Eberle, äußerte den Wunsch, mit einigen Bildern ihres Vaters zu der Ausstellung beizutragen. Sie ihrer 90jährigen Mutter begleitet, einer gebürtigen Siebenbürger Sächsin, die sonst an Pfingsten immer in Dinkelsbühl ist und jetzt zum ersten Mal zu den Ulmer Heimattagen kommen wird.

Wir freuen uns sehr über die kooperative und engagierte Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern, die ihrem Zugehörigkeitsgefühl zu unserer Gemeinschaft Ausdruck verleihen. Seien auch Sie dabei, gewähren Sie den Banater Malern Ihre Wertschätzung und Ihre interessierte Aufmerksamkeit!