Vor 35 Jahren, am 1. April 1989, starb Nikolaus Berwanger in Ludwigsburg. Am 5. Juli 1935 wurde er in der damaligen banatschwäbischen Gemeinde Freidorf geboren und wuchs in elner typischen Arbeiterfamilie des Ortes auf. Der ehrgeizige Freidorfer Junge wurde über die Stationen: Arbeiter – Publizist – Parteifunktionär zu einer der einflussreichsten Banater Persönlichkeiten, am Ende gar freischaffender Schriftsteller.
Berwanger besuchte die Textilfachschule, kam dann über die Antifa zur Rumänlschen Arbeiterpartei und wurde 1965 RKP-Mitglied. Von 1952 bis 1958 war er Journalist beim Neuen Weg in Bukarest, darauf NW-Korrespondent in Temeswar. Zugleich besuchte er hier die Philologie-Fakultät Es folgten in rascher Folge allerhand politische Stationen in seiner Laufbahn, so Büromitglied des Temescher Kreisparteikomitees und Vorsitzender des Temescher Kreisrats der mitwohnenden Nationalitäten.
Seine für die deutsche Gemeinschaft im Kommunlsmus wohl wichtigsten Rollen spielte Berwanger jedoch als Chefredakteur der NBZ (1968 - 1984) und als Mitbegründer und Leiter des Temeswarer deutschen Literaturkreises „Adam Müller-Guttenbrunn“. Mit einem jungen Kollektiv von Redakteuren, zum Großteil Germanisten, reformierte er die Parteizeitung und führte allerhand beliebte Beilagen ein: die Mundart-Beilage „Pipatsch“, den „Kulturboten“, die lokalen Beilagen für Arad, Reschitza, Lugosch, Großsanktnikolaus und Hatzfeld. Durch die Tageszeltung und die Aktionen zur Belebung der banatschwäbischen Bräuche, Traditionen und Feste kam es nach den Verboten in der Nachkriegszeit zu einem neuen Aufblühen der deutschen Kultur im Banat. Gleichzeitig fand er in jenen Jahren auch neue Mittel und Wege für die rumäniendeutsche Literatur: Berwanger bot den jungen Banater deutschen Autoren, die meisten von ihnen aus dem Umkreis der „Aktionsgruppe Banat“, die im Jahr 1975 verboten wurde, im AMG-Literaturkreis und in der NBZ-Redaktion Schutz und Rückhalt vor den Angriffen der RKP und der Securitate sowie gute Veröffentlichungschancen.
Seine Laufbahn in Rumänien fand 1984 ein Ende, als er bewusst nicht mehr von einer Reise in die Bundesrepublik Deutschland zurückkehrte. In Deutschland wirkte er bis zu seinem leider zu frühen Tod als freischaffender Autor, Publizist, wissenschaftlicher Mitarbeiter und zeitweilig als Gastdozent in den USA.
Als Schriftsteller hatte er schon im Banat mit seinen Dialektgedichten, die oft kompromisslos und regimekritlsch waren, auf sich aufmerksam gemacht, u. a. mit den Bänden „Ich häng mei Gsicht net an de Nagel“, 1976, und „Spätes Bekenntnis", 1979. Beliebt war beim Publikum auch seine Prosa in Mundart, seine Humoresken wurden gern gelesen. Manche nannten ihn einen „Macher", andere, wie der Banater Autor Richard Wagner nach der Wende, einen „Mann der Stunde". Heute trägt die Freidorfer Stadtviertelbibliothek seinen Namen, desgleichen heißt eine Straße im Temeswarer Stadtzentrum – entlang des neuen Business-Zentrums und in der Nähe des AMG-Hauses – „Nikolaus Berwanger".