zur Druckansicht

Jubiläum der Pfarrkirche von Großsanktnikolaus: Vor 200 Jahren der Hl. Theresia von Ávila geweiht

Obwohl aus dem Mittelalter unter dem Namen „Sankt Michael“ auf uns gekommen, wählte man als Schutzpatron für die deutsche Gemeinde von Groß-Sankt-Nikolaus wie auch für die katholische Pfarrei den heiligen Johannes von Nepomuk. Selbst die Pfarrkirche – sowohl die erste, um 1765 erbaute, wie auch die von 1824 durch den Grafen Nákó errichtete – stand bis zum Jahr 1900 unter seinem Schutz, obwohl sie von Bischof Kőszeghy 1824 zu Ehren der heiligen Theresia von Avila konsekriert worden war.
Die nicht ganz unbedeutende Ortschaft mit dem Namen „Sankt Miklosch“ ging aus der Türkenzeit mit rund 30 Haushalten hervor und war zunächst von Serben bewohnt, kurz darauf aber schon wieder unbewohntes Prädium. Die orthodoxe Pfarrei „Zur Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel“ entstand 1733, die Matrikelführung der Orthodoxen begann mit den Taufen erst 1756, die Ehe- und Totenregister aber noch später ab 1779. Die Kirchengemeinde unterhielt sowohl eine serbische wie auch eine rumänische konfessionelle Schule.
Groß-Sankt-Nikolaus gehörte zur Zeit Mercys zum Csanader Distrikt, dessen Verwaltungssitz aber schon 1724 nach hier verlegt wurde. Im Jahre 1742 erhielt Josef Ignaz Adam Oexel das Recht, zu Sankt-Nikolaus eine Bierbrauerei zu errichten, die er 1748 seinem Sohne Mathias Josef übergeben hat. Die ersten deutschen Siedler waren wohl die kaiserlichen Beamten, gefolgt nach und nach von zahlreichen anderen zivilen Siedlern aus verschiedenen süddeutschen Landen, so dass Wien 1768 den deutschen Bewohnern von Groß-Sankt-Nikolaus eine eigene Gemeindeverwaltung mit einem eigenen „Richter“ gestattete. Dies ist der Anfang der hiesigen „Deutschgemeinde“, wie diese bis 1942 bestanden hat.
Wohl das erste Gemeindesiegel mit der Aufschrift „T(eutsch) S(ankt) Miklosch“ zeigt den Kirchenpatron, den heiligen Johannes von Nepomuk, vor der im Strahlenkranz thronenden Gottesmutter, das Zepter in der Rechten, mit dem auf dem Schoß sitzenden Jesuskind, das Johannes in den Reichsapfel (?) entgegenhält. Johannes, umgeben von einem Heiligenschein mit den fünf Sternen, in Domherrenkleidung, kniet auf einem breiten Pult, auf dem Kreuz und Märtyrerpalme abgelegt sind, während im Sockel die beiden Buchstaben erscheinen: CD, d. h. C(sanader) D(istrikt). Das Siegel, von etwas ungelenker Hand geschnitten, ist rund und hat einen Durchmesser von 23 mm. Das Feld ist von einem Perlenstab begrenzt. Das Siegel ist in mehrfachem Abdruck auf Dokumenten aus den Jahren zwischen 1771 und 1794 im Bischöflichen Archiv zu Temeswar vorhanden. Unter den Unterschriften findet sich auch eine von Mathias Oexel m(anu) p(ropria), Bräu Meister, Kirchen Vorsteher, aus dem Jahre 1773. Mathias Oexel verstarb als Grundherr von Kis-Zombor am 27. Mai 1803 und wurde hier in der Pfarrkirche vor dem Hochaltar in der Familiengruft beigesetzt. Die Familie änderte später ihren Namen auf „Rónay“ bzw. „Rónay de Kiszombor“.
Groß-Sankt-Nikolaus hatte bereits 1741 zwei römisch-katholische Kapellen, die mit allem Notwendigen zur Feier des Gottesdienstes versehen waren, mit Ausnahme eines Messbuches. Diese Kapellen waren, wie aus einem Dokument aus dem Jahre 1778 hervorgeht, den Heiligen Rochus und Wendelin geweiht. Die Pfarrkirche war – wie oben gezeigt – zu Ehren des Banater Schutzpatrons, des hl. Johannes von Nepomuk, 1767 erbaut, jedoch am 17. Oktober 1824, vom Patronatsherren Christoph Nákó in klassizistischem Stil und großartig neu erbaut, von Bischof Kőszeghy zu Ehren der heiligen Theresia von Avila konsekriert worden. Beide Patrozinien bestanden anscheinend bis 1900 neben- und miteinander.
Den ersten katholischen Distriktsbeamten folgten schon bald Handwerker und Gewerbetreibende nach, so dass – wie oben gezeigt – 1741 schon zwei Kapellen bestanden, in denen Gottesdienste gefeiert wurden. Groß-Sankt-Nikolaus war zu diesem Zeitpunkt Filiale zu Csanád, wo auch die ersten Eintragungen in den Pfarrbüchern erscheinen. Ab 1753 aber war die Zahl der Katholiken bereits derart angestiegen, dass eine eigene Matrikelführung begonnen wurde und für die Ortschaft eine eigenständige Lokalkaplanei, geführt von Franziskanern aus Temeswar, errichtet wurde. Nachdem mit dem Jahre 1764 im Zuge der theresianischen Besiedlung in Groß-Sankt-Nikolaus eine starke Gemeinde deutscher Katholiken entstand, wurde die Lokalkaplanei 1766 zur Pfarrei erhoben und erhielt in der Person von Georg Paar, gebürtig aus Neusiedel am See im Burgenland, heute Diözese Eisenstadt, ihren ersten Pfarrer.
Das oben dargestellte Gemeindesiegel ist meist von den Unterschriften des Bürgermeisters, auch Schulz, Richter oder auch Schultheiß genannt, sowie der Geschworenen und der Kirchenväter/Kirchenpfleger, begleitet. 1771/72 war dies Georg Sedlmayer als Schulteis, 1773 aber Johan Schwartz als Schulz und der oben genannte Mathias Oexel als Kirchenvater bzw. Kirchen Vorstand, 1782 Peter Müller als schultz, Francicus András als eskött/Geschworener und Johannes Lenath als Geschworener. Im Jahre 1782 waren anscheinend die Ungarn in der Kirchengemeinde so zahlreich vertreten, dass sie einen eigenen Geschworenen in den Gemeinderat entsenden konnten.