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Die weißen Reiter in Weißkirchen - Zum Jahresorden 2024 der Noris Banatoris

Der Faschingsorden 2024 der Banater Karnevalsgesellschaft NORIS BANATORIS mit dem Motiv des Weißen Reiters. Foto: NORIS BANATORIS

Die Gruppe der Schimmelreiter, wie sie als Bildmotiv den Noris-Banatoris-Orden 2024 ziert, ist seit über hundert Jahren im Banater Faschingsgeschehen belegt. Sie wurde in dieser neuartigen Aufmachung am Ausgang des 19. Jahrhunderts, wohl unter dem Einfluss städtischer Karnevalszüge, auch Bestandteil dörflicher Umzüge. In diesen zählen Reiter auf den schönsten Pferden des jeweiligen Ortes seit eh und je zu jenen Teilnehmern, die Faschingsbräuche in besonderer Weise belebten.
Die traditionelle Aufmachung der jungen Männer hoch zu Ross war die Verkleidung mit Frauenröcken: ein breiter „Kittel“ wurde um den Hals und ein zweiter um die Mitte gebunden, unterschiedliche Kopfbedeckungen, Stiefel und eine kurze Reitpeitsche („Karbatsch“) waren die weiteren Requisiten der Faschingsreiter mit oder ohne Masken Ihre Rolle war, den Narrenzug zu flankieren und die Zuschauer zu belustigen. In der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs fanden neue Motive, Darbietungen und aufwändige Ausstattungen großen Anklang und wurden eine echte Bereicherung von Traditionen. In reichen Großgemeinden, vor allem im Westbanat, wurden sie auch zu einem wichtigen Mittel der Repräsentation.
Ein eindrucksvoller, geradezu beispielhafter Beleg dazu bietet der Bildband über den „Bauern-Fasching“ in Weißkirchen, den die Kunstanstalt Harkányi 1913 herausgebracht hat. Unter den zahlreichen Teilnehmergruppen und Themenwagen fällt die Reiterformation mit ihren prächtigen Schimmeln auf. Eine ursprüngliche Sinngebung der weißen Reiter in Banater Hochzeits- und Faschingsbräuchen erschließt sich uns allerdings nicht, möglicherweise sind sie den Lichtgestalten des Winter-Frühjahrsbrauchtums zuzuordnen, die als Gegenspieler zu den Schrecken erregenden, die raue Zeit des ausklingenden Winters symbolisierenden Masken stehen, denn auch die dunklen Gestalten Hexe, Teufel und mancherlei Unholde fehlen in den Banater Faschingsumzügen nicht.
Einzelnen, heute nicht mehr in ihrer ursprünglichen Bedeutung wahrnehmbaren Elementen schenken die Feiernden  kaum Beachtung. Für sie zählt in erster Linie, was geschieht, und selbst dabei zu sein. Dieser Antrieb war und ist es auch heute noch, der jedes Brauchgeschehen über die Zeiten hin trägt und am Leben hält. Er führt ihm auch stetig neue Elemente zu, begründet Wandlungsprozesse im Ablauf der Handlung, in der Verwendung einzelner Requisiten und Zeichen oder legt anderes ab. Nicht selten erfuhr auf diese Weise auch mancher Faschingsbrauch im Banat eine neue spielerisch-szenische Ausprägung und gelegentlich auch eine neue Sinngebung. Auch die Verwendung bislang nicht üblicher Gestalten und Masken oder auch größerer Gruppen, die sich in den Rahmen des Gesamtgeschehens einordnen. Sie drängen sich nicht in den Vordergrund, doch sie sind bald auch keine Randerscheinung mehr, sondern werden als integrierter Bestandteil des jeweiligen Brauchs verstanden und angenommen.