Nach schwerer Krankheit ist der bekannte Kapellmeister Johann Wetzler am 26. Dezember 2023 verstorben. Sein ganzes Leben hat er der Musik gewidmet.
Geboren wurde er am 28. März 1948 in Sackelhausen. Schon früh erhielt er Musikunterricht, zuerst an der Gitarre, kurz darauf am Akkordeon. Doch er erkannte schnell, welches das richtige Instrument für ihn war: Das Schlagzeug, speziell die Becken, an denen er das Schlagen einzigartig zelebrieren konnte.
Bereits als Jugendlicher spielte er in verschiedenen kleinen Formationen in seiner Heimat, wo er auch ein Jugendorchester leitete. Die prägendste Zeit war von 1965 bis 1968 in der Band seines Freundes Mathias Wanko, die für die damalige Zeit sehr moderne Schlagermusik spielte und die Jugend der Umgebung anzog. Bald spielte er auch in den Blaskapellen von Sackelhausen, zuerst in der Kapelle von Johann Schmitz, später in der zweiten Kapelle von Johann Pitzer. Durch den guten Kontakt zu seinem bereits in Deutschland lebenden Freund Ewald Reiter wurde er zuverlässig mit aktuellen Tonträgern und Noten versorgt.
Hans Wetzler erlernte den Beruf des Kfz-Mechanikers. 1970 heiratete er Helene Bayer, die zwei Söhne Gerhard und Richard wurden den beiden geboren. Auf die vier Enkelkinder Selina, Bianca, Ben und Bernd war Opa Hans Wetzler sehr stolz. 1983 wanderte die Familie Wetzler nach Deutschland aus. In Grafenberg fand sie 1989 ihre neue Heimat.
Die Musik blieb weiterhin der Lebensinhalt von Hans Wetzler. Er spielte in der Blaskapelle Sackelhausen, die 1985 in „Original Donauschwäbische Blaskapelle Reutlingen“ umbenannt wurde. Die „Kochlöffelpolka“ von Richard Hummel wurde 1987 zum größten Erfolg des Solisten Johann Wetzler. Sie gewann im regionalen Radiosender RT-4 die Hitparade. Auch nach seinem Ausscheiden aus der Blaskapelle half er dort immer wieder als Schlagzeuger aus.
Ein für sein weiteres Leben einschneidendes Erlebnis waren die ersten Konzerte der mährischen Spitzenblaskapelle „Mistrinanka“ ab 1986 in Deutschland. Diese Musik faszinierte ihn so sehr, dass er sie auch gern spielen wollte. Deshalb suchte er den Kontakt zu den beiden Komponisten der Kapelle Miloslav Richard Prochazska und vor allem zu Zdenek Gursky. Mit den beiden pflegte er über viele Jahre ein freundschaftliches Verhältnis. Gut befreundet war er auch mit Ladislav Kubes junior, dem Sohn des berühmten Komponisten aus Südböhmen. Besonders eng war die Freundschaft zur Familie Horky und der Blaskapelle „Stribrnanka“, die er bei den Silvesterfeiern der Donauschwaben 2006 und 2007 kennenlernte und mit der er bis 2021 regelmäßig Auftritten in Tschechien bestritt.
1990 verließ Hans Wetzler die „Original Donauschwäbische Blaskapelle Reutlingen“ und gründete mit Helmut und Richard Hummel die „Neue Donauschwäbische Blasmusik“. Hier spielte er bis 1996 und wirkte auch bei mehreren Tonproduktionen mit.
Im Jahr 1997 verwirklichte er sich seinen Traum von einer eigenen Blaskapelle. Mit seinen beiden Söhnen und den vier Brüdern Thiele, sehr talentierten jungen Musikern, war schnell ein Stamm für die „Weinbergmusikanten“ gefunden. Zeitweise wirkten die Geschwister Helmut und Christine Milles als Gesangsduo mit. Die Kapelle erarbeitete sich schnell einen hervorragenden Ruf in der Blasmusikszene. Bald erfolgte die erste Einladung zu einer Gastspielreise in die USA und Kanada, wofür ein erster Tonträger mit vier Titeln produziert wurde. In Amerika begeisterte das Orchester die Blasmusikfans. Hans Wetzler verstand es immer, die Kapelle für das Publikum auf Höchstleistung zu bringen. Über viele Jahre spielte sie für den Ortsverband Reutlingen der Landsmannschaft der Donauschwaben, bei Wetzlers Freunden, der Winzerfamilie Mathis in Klingenmünster, oder bei der Firma Karosserie Ott in Aidlingen sowie auf vielen Festen.
Johann Wetzler trat auch sofort dem neuen Verein „Freundeskreis Donauschwäbischer Blasmusik“ bei. Keine andere Kapelle spielte häufiger für diesen Verband, dafür wurden Wetzler und seine Kapelle mit der bronzenen und silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. Ob bei Konzerten in Mannheim oder bei Ständchen für verdiente Musiker, die „Weinbergmusikanten“ waren immer zur Stelle. Auch bei den Feierlichkeiten für Silvester Herzog in Ungarn nahmen sie teil. Am 12. November 2023 war der letzte Auftritt von Hans Wetzler bei einem unvergesslichen Konzert in Ingolstadt, wo das Orchester wie immer sein Publikum begeisterte.
Die Kapelle spielte 2009 eine komplette CD mit dem Titel „So schlägt unser Herz“ ein. Für den Freundeskreis Donauschwäbischer Blasmusik wurden einzelne Titel mit dem Gesangsduo Fritz Stanger und Mathias Wanko aufgenommen. Hans Wetzler und sein Orchester waren viel unterwegs, unter anderem spielten sie bei den Heimattagen der Landsmannschaft in Ulm und auch bei denen im Banat. Viele Auftritte hatten sie in der Schweiz, vermittelt von Hans-Peter von Siebenthal, der auch Mitorganisator des größten Blasmusikfestivals zu Ehren des bekannten Komponisten Ladislav Kubes in Sobeslav in Südböhmen ist. 2011 nahmen die Weinbergmusikanten zum ersten Mal daran teil, auch 2014 und 2022 gab es dort Auftritte von ihnen. 2015 traten sie auf dem großen Festival von Ratiskovice in Südmähren im Kreise der bekanntesten Blaskapellen der Region auf. Zwei Jahre später spielten sie auf dem Kelnar-Festival in Kozlany gemeinsam mit „Tufaranka“ auf. Ein wichtiger Höhepunkt für Hans Wetzler und seine Kapelle war im Jahr 2013 die Einladung des Österreichischen Rundfunks zur Live-Übertragung eines Frühschoppens in Nova Stroba, hoch über dem Montafon.
Viele gute Musiker spielten über all die Jahre bei Hans Wetzler. Trotz seiner schweren Krankheit war er immer noch voller Pläne. Am 9. März 2024 wollte Hans Wetzler gemeinsam mit „Stribrnanka“ beim Konzert zum Jubiläum der Landsmannschaft der Donauschwaben mit einem musikalischen Höhepunkt Abschied von der Bühne nehmen. Das war ihm leider nicht mehr vergönnt. Am 15. Januar 2024 fand unter großer Anteilnahme die Trauerfeier auf dem Auchertfriedhof in Metzingen statt.
Lieber Hans, wir werden dich vermissen!