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„Lacht Eich gsund heit Owed“

Mit ihrer Mundartkomödie „Roboter küsst man nicht!“ von Jonas Jetten wusste die Theaterspielgruppe „Thomas Schwarz“ aus Brasilien nicht nur in Augsburg zu überzeugen. Regie führte Christina Remlinger-Zehr. Foto: Maria und Peter Bergmann

Es war ein besonderes Ereignis für den Augsburger Kreisverband der Banater Schwaben: Nachdem im Vorjahr eine schwäbische Kulturgruppe aus den USA zu Gast war, erwarteten die Augsburger Anfang Juli eine donauschwäbische Theatergruppe aus dem noch weiter entfernten Brasilien, aus dem Raum Entre Rios, in dem seit 1951 fünf schwäbische Siedlungen bestehen. Die Tournee (28. Juni - 17. Juli) führte die donauschwäbische Laien-Theaterspielgruppe „Thomas Schwarz“, so benannt nach ihrem Gründer, durch mehrere Städte in Deutschland und nach Pasching in Oberösterreich. Der erste Auftritt erfolgte im Donauschwabenhaus in Frankenthal und war an einem Mittwoch ein voller Erfolg vor ausverkauftem Haus, wie Die Rheinpfalz in ihrer Lokalseite vom 29. Juni lobend berichtete. Ebenso begeistert waren die Zuschauer bei der Darbietung am Sonntag, 2. Juli, in der Stadthalle Spaichingen, wo sie innerhalb der „Donauschwäbischen Woche“ stattfand und verbunden war mit der Vernissage einer donauschwäbischen Ausstellung, wie auch in Ingolstadt, Mosbach oder Rastatt.

Dementsprechend wurde nach schwäbischer Gastgebertradition in der Fuggerstadt viel aufgeboten. Die Kreisvorsitzende Dr. Hella Gerber und ihr Ehemann Franz, Vorstandsmitglied, hatten zu einem Begegnungs- und Kennenlernabend mit gemeinsamen Essen ins Haus der Begegnung eingeladen. Ein Team des Vereins und der Theatergruppe Augsburg gestaltete einen unterhaltsamen schwäbischen Abend: Es wurde schwowisch gered und es gab Speis’ und Trank nach schwäbischer Art, Banater Kuchen durfte nicht fehlen. Mit dabei waren Vorstandsmitglieder sowie Leiterinnen und Leiter der Kulturgruppen des Kreisverbandes, so dass auch Erfahrungen ausgetauscht werden konnten, weil nur wenige unserer Landsleute Geschichte und Vereinsleben der Donauschwaben im brasilianischen Entre Rios kannten. Hella Gerber schätzte den Abend beim Auseinandergehen als eine „gelungene, schöne, gesellige und freundliche Begegnung“ ein. Einige aus der Gästegruppe haben auch Banater Wurzeln, manche waren schon im Banat, so beim donauschwäbischen Welttreffen 2019 in Temeswar, in Hatzfeld, im Wallfahrtsort Maria Radna, auf den Kerweifesten in Nitzkydorf und Warjasch. Bereits 2010 hatte die Erwachsenentheatergruppe aus Entre Rios eine Europa-Tournee organisiert. Die Theatergruppen sehen sich dort als wichtige Stätten zur Sprach- und Mundartpflege sowie als Brücken über regionale Grenzen in Brasilien und bis nach Europa. An die Gäste wurden kleine Geschenke übergeben mit der Broschüre des Augsburger Kreisverbandes.

Im Rathaus und in der Fuggerei

Am Folgetag begleiteten Gastgeber-Vertreter die Gäste unter Führung durch die Stadt, auf den historischen Rathausplatz und in die weltbekannte und einzigartige Fuggerei. Beim Besuch im Rathaus wurde die Gruppe von Stadtrat Mathias Fink, Präsident von „Augsburg International“, in Vertretung der Oberbürgermeisterin Eva Weber empfangen und begrüßt. Der stellvertretende CSU-Vorsitzende der Stadt Augsburg Fink ging in seinem kurzen Grußwort auf die Begriffe Heimat, Identität und Integration ein. Ob in Deutschland oder Brasilien, so der Stadtrat, sind die Banater und Donauschwaben durchwegs als „Vorbilder“ bekannt, was die Annahme der neuen, heutigen Heimat betrifft und das engagierte Mitwirken in der Gemeinschaft, dass sie aber auch Muttersprache, Traditionen, Bräuche und althergebrachte Feste pflegen als Teil ihrer Identität. Stadträtin Gerber bekundete ihre Freude und ihren Dank, dass es zu dem Zusammentreffen kam und zu dem Empfang im Rathaus. Auch Vertreter der Gruppe aus Entre Rios ergriffen kurz das Wort, so Manfred Michael Majowksi, Vizepräsident der „Agraria“, Christina Remlinger-Zehr, Leiterin der Theatergruppe und Bürgermeisterin von Guarapuava, sowie Nikita Geier, Mitorganisatorin der Reise. Sie haben die Theatergruppe und die Donauschwaben im Raum Entre Rios vorgestellt und Gastgeschenke wurden ausgetauscht.

Unterhaltsame Komödie mit Roboter

Der Abend war dann der Höhepunkt des Aufenthalts: Die Gäste, eine erfahrene, gut eingespielte und ausgebildete Gruppe, präsentierte vor übervollem Saal (obwohl Werktag!) im Hubertushof im Stadtteil Firnhaberau die Mundartkomödie in drei Akten „Roboter küsst man nicht!“ von Jonas Jetten in der Regie von Christina Remlinger-Zehr. Das Stück ist das, was in unserem historischen donauschwäbischen Raum schon immer gern gespielt und gesehen wurde – eine mehrfache, teils turbulente und effektvolle Verwechslungskomödie, ein altes Thema, hier aber in zeitgemäßer Variante mit Roboter-Erfinder Robert Schlaumeier, einem dubiosen Privatdetektiv, einer jungen Geschäftsführerin der Firma Neidig&Neidig, veganem Restaurant „Grünfutter“ mit „Gelriewe-, Grienzeich- un Bärlauchnudle“ im Menü-Angebot der „Tussi Klara“, und dem beliebten Theatertrick Kuraufenthalt. Ohne „Klatschpresse“-Lissi (das frühere schwäbische Dorf-Tratschweib) geht es aber auch in der neuzeitlichen „Kumedi“ nicht, denn über sie spinnt sich der Faden zum verwirrten Knäuel, das letztendlich zu aller Zufriedenheit – der Darsteller und des Publikums – eine schöne, fast Happy-End-Auflösung bietet. Spiel und Sprachwitz des Mundarttextes brachten die Zuschauer immer wieder zum Lachen und zum Schluss gab es vom dankbaren Publikum anhaltenden Applaus sowie Dankesworte von der Kreisvorsitzenden Hella Gerber. Gastvertreterinnen übergaben für den Verein die große, reich illustrierte Chronik der Donauschwaben-Siedlungen Entre Rios, in denen es gegenwärtig 39 Kulturgruppen mit 436 Aktiven gibt für die rund 5000 Donauschwaben und Nachkommen unter dem Schirm der Kulturstiftung „Agraria“, dem „Herz“ der Gemeinschaft.

Banater „Kumedi“ als Zugabe

Für die Gäste, und natürlich auch für die Zuschauer, gab es seitens der kleinen und viel „jüngeren“ Augsburger Theatergruppe eine kurze Zugabe im Anschluss an das Gastspiel. In kurzer Zeit hatte sie spontan und in eigener Regie eine lustige Mundart-Szenette voller Missverständnisse des ehemaligen Banater Schauspielers Franz Keller einstudiert, um ihren Theaterfreunden aus Brasilien eine banatschwäbische Kostprobe zu bieten im Zeichen des Treffens der beiden Theatergruppen – auch wenn diese in vielen Bereichen ungleich sind. Die donauschwäbischen Theatergruppen in Entre Rios – wo es eine zweimonatige deutsche Zeitschrift gibt und täglich eine deutsche Rundfunkstunde – bestehen seit 30 Jahren, die Augsburger seit nicht ganz drei. Was sie aber eint, ist die Begeisterung am Theaterspiel und an der Pflege der Mundart als besonderes Kulturgut, das im Verschwinden begriffen ist. Ein herzlicher Dank geht an das Kulturwerk der Banater Schwaben Bayern, das diesen kulturellen Begegnungsabend aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit, Familie, und Soziales gefördert hat.

Unterhaltung sollte auch anschließend nicht zu kurz kommen. Die Augsburger Kapelle der Banater Schwaben spielte zum Tanz für alle auf, was gern noch lange angenommen wurde. Es herrschte beste Stimmung, bis das Unwetter kurz vor Mitternacht den Strom unterbrach und der Stromgenerator für den freundlich-fröhlichen Abschied zum Einsatz kommen musste.