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Banater Kirchweihtracht im Kloster Banz

Elwine und Jasmin Muth bei ihrem Vortrag über die Entwicklung der Banater Trachten in Vergangenheit und Gegenwart Foto: Michael T. Nusser

Banater Paare bei der abendlichen Trachtenpräsentation, von rechts: Günter Kaupa und Agnes Gessner (Würzburg), Alexander und Sarah Zimmermann (Nürnberg), Andreas Schmidt und Nathali Bleiziffer (Nürnberg) Foto: Lilia Antipow/HDO

Das Beste kommt zum Schluss, heißt es oft. Es lag im Auge und im Ermessen des Betrachters, ob dies auch im Falle der Trachtenpräsentation galt, die den Höhepunkt des Seminars „Was uns anzieht: Trachten der Deutschen aus dem östlichen Europa zwischen Ästhetik, Politik und Mode“ markierte. Dieses fand vom 11. bis 13. April 2023 im Bildungszentrum Kloster Banz der Hanns-Seidel-Stiftung im oberfränkischen Bad Staffelstein statt. Trachten von Pommern bis Siebenbürgen, donauschwäbischer und Egerländer Façon, aus Oberschlesien, der Wischauer Sprachinsel und zu guter Letzt dem Banat bildeten die Krönung der Veranstaltung, bei der nach mehr als einem dreiviertel Jahr Vorbereitung unter der Leitung von Dr. Lilia Antipow vom Haus des Deutschen Ostens München rund 80 Teilnehmer überwiegend aus dem süddeutschen Raum, aber auch aus weiteren Teilen Deutschlands sowie aus Tschechien gezählt wurden. 

Im Fokus stand, wie es der Titel bereits sagt, die Tracht der Deutschen aus dem östlichen Europa, die dabei nicht nur als „Stoff um den Körper“, sondern auch als „ein Stück Bedeutung“ aufgefasst wurde, wie der Schweizer Kulturanthropologe Konrad J. Kuhn einst formulierte. Oder mit den Worten der Veranstalter: „Wer etwas anzieht, zeigt, was ihn anzieht.“ In diesem Sinne hatten die Kooperationspartner der Veranstaltung – die Hanns-Seidel-Stiftung, das Haus des Deutschen Ostens, die Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, das Kulturwerk Banater Schwaben, das Kulturzentrum Haus der Donauschwaben in München-Haar, der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, das Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen, die Kulturreferentin für Pommern und Ostbrandenburg und die Stiftung Kulturwerk Schlesien – Akteure der Trachtenvereine und -gruppen sowie Stimmen der Wissenschaft versammelt, die sich der Tracht zwischen Pommern und der Gottschee, von Oberschlesien bis ins Banat, als einem ästhetischen, sozialen, praktischen sowie politischen Phänomen aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Zugängen näherten. Die dabei skizzierten Ursprünge und Entwicklungsformen der Trachten vor und nach den Jahren von Krieg, Flucht und Vertreibung konnten freilich nur exemplarischen Charakter aufweisen, da in der gegebenen Zeit unmöglich ein umfassender Blick zu gewinnen gewesen wäre. 

Über die Entwicklung der „Banater Trachten in Vergangenheit und Gegenwart“ berichteten Elwine Muth und ihre Tochter Jasmin Muth, die extra aus Karlsruhe angereist waren und im Namen der AG Tracht der Banater Schwaben mit Erfolg dafür sorgten, dass die Banater Thematik nicht zu kurz kam. Für die anfangs erwähnte große Präsentation der Trachten, die am letzten Abend des Seminars stattfand, warfen sich Agnes Gessner und Günter Kaupa aus Würzburg, Sarah und Alexander Zimmermann sowie Nathali Bleiziffer und Andreas Schmidt aus Nürnberg mit Unterstützung von Regine Marmann und Gabi Zimmermann in Schale und bildeten ihren besagten Abschluss. Der YouTube-Kanal des Hauses des Deutschen Ostens zeigt künftig einen Mitschnitt der gesamten Präsentation.

Zwar wurde das Seminarthema kontrovers diskutiert, wobei insbesondere die politischen Funktionen der Tracht in der Gegenwart für hitzige Auseinandersetzungen sorgten, doch kann der von den Veranstaltern intendierte Dialog insgesamt als geglückt betrachtet werden: Es entspann sich eine Diskussion in Richtung eines kritischen Umgangs mit den deutschen Trachtenkulturen im östlichen Europa, der es jedoch fern lag, der Tracht ihre Legitimität abzusprechen. Ganz wie es das Leitzitat der Veranstaltung zum Ausdruck brachte, mit dem das Seminar hier in der Ausgabe vom 20. Februar 2023 beworben worden war: „Der Tracht heute ihre Legitimität abzusprechen, wäre eine unangebrachte neue Form der Ideologisierung. Das heißt jedoch nicht, dass man sich nicht der Trachtengeschichte, ihren Facetten, auch mit dem Belastenden und dem Verdrängten stellen sollte.“ (Reinhard Bodner) Dies ist zweifelsohne gelungen – und das Banat konnte und wollte dabei nicht außen vor sein, sondern fand sich vielmehr würdig und zahlreich vertreten.