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Own town tour – ein ganz anderer Stadtführer durch die Kulturhauptstadt Temeswar

In der Hektik des Alltags achten die wenigsten auf die Sehenswürdigkeiten ihrer eigenen Stadt. Und meinen doch, sie zu kennen, weil sie eben immer da und sichtbar sind. Temeswar als Kulturhauptstadt ist nicht nur bei potenziellen Touristen und ausländischen Medien in den Fokus geraten, sondern auch bei den Temeswarern. Das ist zumindest die Prämisse für das Projekt „Own town tour“ („Tour durch die eigene Stadt“) von Astrid Ziegler und Herbert Habenicht. Es ist ein Stadtführer für Temeswarer, aber selbstverständlich auch für Besucher, die sich einen ersten Eindruck machen wollen. Und auch für die, die Temeswar „eigentlich“ kennen, weil sie einige (oder sogar lange) Zeit dort gelebt haben, eignet sich dieser Reiseführer besonders. 

Zu dieser Kategorie der „Ex-Temeswarer“ gehören die beiden Autoren und Initiatoren des Stadtführers, die allerdings schon im Kindesalter ausgewandert sind und später aus beruflichen oder privaten Gründen wieder den Anschluss ans Banat gefunden haben. Diese Sicht, gleichermaßen von innen wie von außen, macht das Besondere an dem Projekt aus. Und es ist dennoch auch eine professionelle Sicht: Herbert Habenicht ist Architekt, der an der Sanierung der Wallfahrtskirche Maria Radna mitgewirkt und deshalb einige Jahre (wieder) in Temeswar verbracht hat, Astrid Ziegler ist studierte Historikerin und Stadtführerin in München, die sich einen zweiten Lebensmittelpunkt im Banat geschaffen hat und unter anderem den Blog „Banat Tour“ betreibt.

Die zweite Besonderheit ist die Erscheinungsform. Der „Stadtführer“ besteht aus 24 großen „Postkarten“ (Format DIN A5) in einer Schatulle aus Aluminium. Laut Einleitungstext eine Auswahl der „bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der ehemaligen Festung und heutigen Inneren Stadt“, aber auch mit drei Stationen in den Vorstädten Josefstadt und Elisabethstadt (zum Beispiel dem skurrilen „Museum des kommunistischen Verbrauchers“). Oben ein gefalteter Stadtplan von Temeswar mit Nummern, die auf die einzelnen Objekte verweisen. Die einführenden Angaben zur Temeswarer Geschichte auf der Rückseite des Stadtplans sind kurz und schlaglichtartig: Stadt der Rosen – Klein Wien – Europa im Kleinen – Symbol der Freiheit. Ausführlich und dennoch kompakt dagegen die Informationen auf den Rückseiten der Postkarten. Oft noch mit einem „Apropos“ versehen, einer Randnotiz – zur ersten elektrischen Straßenbeleuchtung, zu den Rosen im Rosengarten, zu „Klein-Wien“ oder dem multikulturellen Zusammenleben. 
Das Zeitgemäße an dieser Stadttour ist allerdings ihre Zugänglichkeit über elektronische Medien. Jede „Postkarte“ ist auch mit einem QR-Code versehen, über den die Informationen im Lauf der Tour in mehreren Sprachen abgehört werden können. Da die Bewohner Temeswars zunächst hauptsächliche Zielgruppe der Tour sind, wird diese in den dort gängigen Hauptsprachen Rumänisch, Ungarisch und Deutsch angeboten. Englisch kommt als Sprache eines internationalen Zielpublikums dazu. Für die ganz coolen „digital natives“ gibt es statt der „Postkarten“ die XS-Version im Visitenkarten-Format. Die kleine Blechdose mit den 24 Kärtchen passt in die Hosentasche. Die schriftliche Beschreibung fällt weg, die Info kann ausschließlich per QR-Code abgerufen werden. Praktischer geht es kaum. 

Noch ein bewährter Tipp: Auch Kinder, sonst nicht so leicht für Stadtbesichtigungen zu gewinnen, stehen auf die „Kärtchen-Tour“ mit den Audio-Erklärungen. 

Beide Versionen, die „Postkarten“ (XL) oder die „Visitenkarten“ (XS), können bei den Betreibern über die Webseite www.owntowntour.com erworben werden. Und dann bleibt nur noch: Auf nach Temeswar!