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23 Geheimtipps in Temeswar und dem Banat - Ein etwas anderer Reiseführer zur Kulturhauptstadt

Was braucht man, wenn man die Kulturhauptstadt Temeswar besuchen möchte? Genau, einen Reiseführer. Davon gibt es kaum etwas auf dem Markt. Der in Rosenheim lebenden gebürtigen Temeswarerin Andreea Sepi war dies auch schon aufgefallen. Als Temeswar nun Kulturhauptstadt werden sollte und durch die Pandemie eine Lockdown-Pause entstand, entschloss sie sich, diese Marktlücke zu schließen. Sie tat sich mit ihrer Freundin Claudia Tănăsescu zusammen, die in Temeswar als Fotografin und Stadtführerin tätig ist. 

Das Ergebnis wurde am Eröffnungswochenende der Kulturhauptstadt in einer Temeswarer Buchhandlung vorgestellt: „23 Geheimnisse über Temeswar und das Banat“ verspricht das handliche Büchlein – allerdings in englischer Sprache. Andreea Sepi, die viele Jahre im angelsächsischen Raum verbracht hat, begründet das damit, dass sie das Buch im Eigenverlag produzieren musste und deshalb auf eine internationale Sprache zurückgriff, die für Touristen aus aller Welt am zugänglichsten sei.

Wen der englische Text nicht abschreckt, der findet mit diesem „etwas anderen Reiseführer“ (so die Werbung auf dem Cover) einen übersichtlichen und verlässlichen Begleiter durch Temeswar – und weit darüber hinaus. Von den 23 „Geheimtipps“ (die Zahl hat sicher was mit dem Kulturhauptstadt-Jahr zu tun) liegen die letzten sieben außerhalb der Stadt. Die Ausflüge führen nach Rekasch mit seinem Wein, auf den Spuren der Banater Schwaben von Hatzfeld bis Großsanktnikolaus, zu Holzkirchen in der Region um Fatschet, in das Banater Bergland mit dem Semenik, ins Nera-Tal, nach Herkulesbad und sogar an die Donau beim Eisernen Tor. 

Doch zunächst geht es natürlich um Temeswar. Aber halt – das erste Geheimnis betrifft die Standortfrage. Wie erklärt man unbedarften Touristen, wo Temeswar ist? „Is this Tran-sylvania?“ – „Ist das Siebenbürgen?“ steht als Eingangsfrage im Raum. Also nein, nicht wirklich, ist die Antwort. Dann folgt eine kurze, übersichtliche Einführung in die Geschichte der Region. Das Bild einer schwäbischen Küche mit „Wandspruch“ (aus dem Hatzfelder Heimatmuseum) ist auch dabei.

Die Spaziergänge durch Temeswar fokussieren sich auf Plätze in der Innenstadt, um die herum Geschichten erzählt werden. Jahreszahlen oder Details der Entstehungsgeschichte werden nur sparsam eingesetzt. Es geht mehr um Flanieren als um Studieren. Der Domplatz, der Rosengarten, die Synagoge, die Kathedrale, das Begaufer – sie dienen als Anlass für Geschichten (oft auch mit „Wusstest du, dass …“-Anmerkungen). Die Wege führen aber auch weg von der Innenstadt – in die historischen Stadtteile Josefstadt, Elisabethstadt und Fabrikstadt, durch die Doja-Gasse, zur Bierfabrik und schließlich bis zum Jagdwald, wo heute ein „Dorfmuseum“ zu finden ist.

Auch für Leute, die sich in Temeswar eigentlich auskennen, ist dieser Stadtführer hilfreich. Die Autorin bezweckt, die Nutzer „bei der Hand zu nehmen“ und zu dem bereits Bekannten Fakten und Kuriositäten, Legenden und vergessene Geschichten zu erzählen.

Worauf dieser Stadtführer bewusst verzichtet, sind Tipps für Hotels oder Restaurants, Nahverkehr oder sonstige Fakteninformationen, die schnell veraltet sind und die sich heute jeder aus dem Internet holen kann. So bleibt es bei „23 unvergesslichen Geheimtipps“, zeitlos und leicht nachvollziehbar. Ein schönes Geschenk auch für Bekannte und Freunde, denen man Temeswar und das Banat als Reiseziel empfehlen will. Wirklich schade, dass es nicht auch in deutscher Sprache vorliegt.

Andreea Sepi / Claudia Tănăsescu: Timişoara 23. 23 secrets you`ll love about the city and the Romanian Banat. A somewhat different guide. 2022. 335 Seiten. ISBN 978-3-00-072573-9. Preis: 26,74 Euro