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Die beschwingten Klänge der Kulturhauptstadt

Zum Schluss des Konzerts gab es tosenden Applaus für die Mitwirkenden, von links: Dr. Franz Metz, Dr. Andreas Schein (als Gast), Nina Laubenthal, Hermina Szabó, Wilfried Michl jun. und Wilfried Michl sen. Foto: Aylin Baumeister

Am Eröffnungswochenende der Kulturhauptstadt Temeswar schürte auch das Donauschwäbische Museum (DZM) in Ulm das „Eröffnungsfieber“ mit einem Konzert des Lehár-Ensembles München unter der Leitung von Franz Metz. „Die Klänge einer Stadt“ sollten neugierig machen auf Temeswar und gute Laune verbreiten für das Kulturhauptstadt-Jahr. Die Ankündigung war wohl vielversprechend, denn das große Foyer des DZM war mit gut 80 Besuchern bis zum letzten Winkel besetzt.

Nach der Begrüßung der Gäste durch den Museumsdirektor Christian Glass richtete auch der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber ein paar Worte an das Publikum, denn die Landsmannschaft der Banater Schwaben war Mitveranstalter des Konzerts. Am Vorabend habe es beim Festakt in der Temeswarer Oper einen „Skandal“ gegeben, berichtete Leber, der langjährige Wiener Operndirektor und Temeswarer Ehrenbürger Ioan Holender hätte die Oper unter Protest verlassen, weil ihm der Pianist nicht gefiel. „Das wird uns hier nicht passieren“, zeigte er sich überzeugt. Franz Metz und sein Lehár-Ensemble mit der Sopranistin Nina Laubenthal, dem Tenor Wilfried Michl jun., dem Bariton Wilfried Michl sen. und der Geigerin Hermina Szabó sind immer wieder bei Veranstaltungen der Landsmannschaft Garanten für volle Säle, kräftigen Applaus und ein gut gelauntes Publikum.

Werke von Lehár standen natürlich auf dem Programm und auch einige Ohrwürmer aus den Operetten von Emmerich Kálmán oder Carl Zeller. Doch Franz Metz, der die Temeswarer Musikgeschichte wie kein Zweiter kennt, schlug in seiner Zwischenmoderation mit einprägsamen Geschichten immer den Bogen zum Temeswarer Musikleben des 19. Jahrhunderts. In der Garnisonsstadt gab es zwei Militärkapellen, die am Sonntag an entgegengesetzten Ecken des Paradeplatzes um das Publikum wetteiferten. Außer Militärmusik war auch die Operette in Temeswar sehr beliebt, das rechtfertigte problemlos den hohen Anteil an Operettenmusik im Konzertprogramm. Dazwischen rumänische Volkstänze von Béla Bartók, Kompositionen von Rudolf Novacek, Lieder von Heinrich Weidt und das wunderschöne Lied „Die Primel – Viorica“ von Gheorghe Dima nach einem Gedicht von Nikolaus Lenau, das der Bariton Wilfried Michl zuerst mit dem deutschen, dann mit dem rumänischen Text sang. Schließlich zog Franz Metz noch einen Überraschungsgast aus dem Hut, der, wie er verkündete, gerade „aus der Kulturhauptstadt“ angereist war: Der junge Musiker Andreas Schein hat erst vor kurzem sein Musikstudium in Temeswar beendet und seine Masterarbeit zu einem Thema der südosteuropäischen Musik geschrieben. Metz lud ihn ein, den „Temeswarer Corso-Marsch“ von Izsó Frey und danach den „Castaldo-Marsch“ von Rudolf Novacek mit ihm vierhändig zu spielen. Die Stegreif-Vorführung erntete einen Riesenapplaus, ebenso riesig wie davor der „Csárdás“ von Vittorio Monti, den Hermina Szabó mit ungarischem Feuer auf der Geige zum Besten gab.

„Ich hab Lehár gelesen, da hab ich gedacht, ich muss unbedingt kommen“, sagte eine zufriedene Besucherin beim Weggehen. „Sowas müsst ihr öfter machen“, fügte ihre Begleiterin hinzu. Beschwingt verließen die Besucher das Museum, viele fragten nach dem Kulturhauptstadt-Programm. „Die Klänge einer Stadt“ haben ihre Mission erfüllt: neugierig zu machen auf die Kulturhauptstadt Temeswar.