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Alte Heimat literarisch reflektiert: „Billeder KulTour-Tag“

Astrid Ziegler, Brigitte Maxa und Katharina Sigrid Eismann (von links) bei der Autorenlesung

Blick in den Veranstaltungssaal des Billeder Heimathauses Fotos: banat-tour.de

Zu einem „Billeder KulTour-Tag“ luden Astrid Ziegler und Hans Rothgerber, die Betreiber der Internetseite www.banat-tour.de, am 10. Juni ins Heimathaus Billed ein. Das Programm umfasste Lesungen mit Banater Autoren, Volkstanzdarbietungen und eine Filmvorführung. 

Im Vorfeld wurde die Veranstaltung über die „Banater Zeitung“, die „Banater Post“, die Internetseite www.banat-tour.de und die Facebookseite von Astrid Ziegler (www.facebook.com/astrid.ziegler.921) beworben. Auf der Internetseite banat-tour.de gab es dazu einen Flyer mit Programmablauf und Anmeldeformular. Des Weiteren wurden 250 Einladungen gedruckt und rund 50 Persönlichkeiten direkt eingeladen: Funktionsträger der Landsmannschaft der Banater Schwaben und des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Mitarbeiter des Billeder Bürgermeisteramtes sowie Schriftsteller und Künstler.

Am Vortrag der Veranstaltung liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Organisatoren Astrid Ziegler, Hans Rothgerber sowie Adam und Roswitha Csonti besorgten Getränke und Imbiss im Temeswarer Metro-Einkaufsmarkt. Im Festsaal des Billeder Heimathauses wurden rund 60 Stühle und sieben Tische, zwei Banner zum Inhalt der Veranstaltung und dem Hinweis auf die Förderung durch das Kulturwerk Banater Schwaben e.V., ein Beamer und eine Projektionsleinwand sowie eine Verstärkeranlage mit Anschluss an zwei Funkmikrofone aufgestellt. Ein weiteres, am Tor des Heimathauses angebrachtes Banner machte auf die Veranstaltung aufmerksam.

Die Referentinnen wie auch die ersten Gäste – es waren Mitglieder des Temeswarer Literaturkreises „Stafette“ – kamen gegen 13 Uhr. Die Gäste wurden mit Sekt und Orangensaft im Hof des Billeder Heimathauses empfangen und konnten bis zum Beginn der Veranstaltung die Heimatausstellung besuchen.

Zur Eröffnung begrüßte die Veranstalterin und Moderatorin Astrid Ziegler die Gäste aus Deutschland, Österreich und aus vielen Ortschaften des Banats. Darunter befanden sich Christine Neu, stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Erna Paler, Vorsitzende des Stiftungsrates der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung, der Kulturmanager und Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen Erwin Josef Ţigla, der Billeder Bürgermeister Ioan Ovidiu Oprișa, Dietlinde Huhn, Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Großsanktnikolaus und der Billeder Pfarrer Bonaventura Dumea. Auch die Medien waren vertreten durch Siegfried Thiel von der „Banater Zeitung“ und Astrid Weisz von Radio Temeswar.

Es folgten die Lesungen, die von Bildprojektionen mittels Beamer flankiert wurden. Die Historikerin Astrid Ziegler, deren Urgroßvater Johann Pierre der erste bekannte Billeder Heimatforscher war, las eine Beschreibung Billeds aus der Feder von Dipl. Ing. Johann Pierre, die dieser selbst bei der Eröffnung der Billeder Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung vor rund 100 Jahren vorgetragen hatte. Ein anderer Beitrag von Astrid Ziegler hatte den alten Birnbaum im Hof ihres Anwesens in Paulisch zum Thema. Es ist das Haus ihrer Vorfahren, das sie mit ihrer Familie erworben hat, um es vor dem Verfall zu bewahren. Zuletzt wurde Schnaps von diesem Birnbaum ausgeschenkt. 

Die Autorin Katharina Eismann begann mit einer „Rede zum Billeder KulTour-Tag“ und las danach aus ihrem Roman „Das Paprikaraumschiff“. Brigitte Maxa, die in der ADZ/BZ veröffentlicht, las die Geschichte „Die Fähre am Fluss“, die die Zeit ihrer behüteten Kindheit in Paulisch thematisiert.

Am Ende der Lesungen kam es zu Diskussionen und Aussprachen, insbesondere über das Thema Heimat und dessen neue Bewertung durch die Generationen, die bei ihrer Auswanderung noch Kinder waren.

Gegen 19 Uhr, nach einem Sommergewitter, gab es einen Imbiss im Hof des Heimathauses. Der zweite Teil der Veranstaltung beinhaltete Vorführungen der von Edith Bartha geleiteten und von Tanzlehrer Hansi Müller trainierten Tanzgruppe „Billeder Heiderose“. Es war unser Anliegen, die rumänischen Kinder, die die Traditionen der Banater Schwaben weiterhin pflegen und erhalten, einzubinden. Zunächst präsentierte die Kindergruppe in Blaufärbertracht schwäbische Volkstänze, danach zeigten die Großen ihr Können in Kirchweihtracht. Insgesamt waren es rund 40 Paare, die an diesem Abend aufgetreten sind. Zuletzt, ein Highlight der Tanzvorführung, machte auch Bürgermeister Ovidiu Oprișa, der früher  in der Tanzgruppe „Billeder Heiderose“ aktiv war, selbst mit. 

Im dritten Teil der Veranstaltung wurde der 1961 in Billed gedrehte Kurzfilm „Lada cu zestre“ (Die Aussteuer-Truhe) vorgeführt. Hans Rothgerber und Astrid Ziegler hatten den Film aus kommunistischer Zeit mit deutschen Untertiteln versehen. Damit war sichergestellt, dass das Gesprochene auch von den Gästen, die des Rumänischen nicht mächtig sind, verstanden wurde. Der Propagandafilm bewirbt die Kollektivwirtschaft, einige Darsteller, wie Florin Piersic und Alexander Ternovits, sind später berühmt geworden. Der Film erregte auch bei den rumänischen Jugendlichen der Tanzgruppe, die nach der Wende von 1989 aufgewachsen sind, Aufsehen. Auch sie wurden in eine Zeit zurückversetzt, die mittlerweile Geschichte ist.

Zuletzt saßen noch viele Gäste im Billeder Heimathaus bei Imbiss und Getränken zusammen und ließen die gelungene Veranstaltung erst spät in der Nacht ausklingen.