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Müllers Hühner scharren in einem Lehrbuch der Logik

Zu Hans Finks Buch „Ein Honigfaden der Logik“: Der Mensch eignet sich die Regeln der Logik in der Kindheit an, sonst könnte er nicht gleichberechtigt unter seinesgleichen leben. Diese Lehre kann kein Buch ersetzen – auch nicht der „Honigfaden“. Ein Buch macht die Regeln nur bewusst – der „Honigfaden“ im Besonderen durch Beispiele aus Wissenschaft und Geschichte, aber auch durch Kinderreime, Scherzfragen, Rätsel, Anekdoten und Witze. Die Gesamtheit dieser Folklore-Texte belegt ein Bewusstsein der Denkschwierigkeiten sowie der möglichen Fehler.

Autor des Buches „Ein Honigfaden der Logik. Die Grundbegriffe von der heiteren Seite“ ist der Journalist und Publizist Hans Fink, der viele Jahre bei der Bukarester Tageszeitung „Neuer Weg“ die Bereiche Erziehung und Unterricht verantwortet. Das Buch, eine überarbeitete und ergänzte Fassung der 1989 im Bukarester Kriterion Verlag erschienenen Ausgabe, gliedert sich in fünf Kapitel, sie handeln von den Grundsätzen, den Begriffen, den Urteilen, den Schlüssen und den Beweisen. 

Die Scherzfragen, Rätsel, Anekdoten, Witze und anderen Denkaufgaben, welche Gesetze und Regeln des richtigen Denkens zum Gegenstand haben, sind im Laufe der Zeit Millionen Mal erprobt worden, sie stellen das Ergebnis einer gründlichen Auslese dar. Sie belegen, dass die Menschen sich zu ihrem Vergnügen oft mit Logik beschäftigen. Und eben deshalb eignen sie sich dazu, als Beispiele zu dienen, wenn Begriffe der Logik erläutert werden sollen. Im vorliegenden Buch werden sie zu diesem Zweck herangezogen. Dasselbe gilt für die misslungenen Reklametexte, die Kathederblüten und die Zitate aus Gerichtsprotokollen.

Die Reihe der Witze beginnt mit Müllers Hühnern, die über den Zaun fliegen und in Schmidts Garten scharren, bis Schmidt abends ein paar Eier zu den Beeten bringt und sie am Morgen vor Müllers Augen einsammelt, wobei die Pointe auf mehreren Schlüssen beruht: 1. Schmidt hat mehrmals protestiert, seitdem die Hühner seinen Garten zerstören. Obwohl die Hühner weiter über den Zaun fliegen, protestiert er auf einmal nicht mehr. Also hat sich etwas zu seinen Gunsten geändert. 2. Wenn Schmidt dort Eier einsammelt, wo vorher Müllers Hühner waren, dann stammen sie wahrscheinlich von diesen Hühnern. 3. Schmidts Beschwerden haben nichts genützt, weil es Müller gleichgültig war, ja vielleicht sogar angenehm, dass seine Hühner sich ihr Futter in einem fremden Garten suchen. Dagegen ist die Aneignung der Eier durch Schmidt ein Verlust. Also wird Müller handeln. 

Unser Vergnügen an den zwei Witzen ergibt sich aus den logischen Operationen. Was berechtigt zu dieser Annahme? Die Einzelheiten, auf die es ankommt, sind ausgesprochen wirklichkeitsfremd; wer über Hühner Bescheid weiß, kann das nicht übersehen: 1. Ein Huhn legt seine Eier nicht heute hier und morgen dort, sondern immer an derselben gewohnten Stelle. 2. Das Nest befindet sich, wenn man die Wahl dem Huhn überlässt, an einem versteckten, überdachten Ort – auf keinen Fall werden Eier auf ein Gemüse- oder Blumenbeet gelegt. 3. Die Hühner legen nicht nachts. 4. Die Hühner gackern, wenn sie ein Ei gelegt haben.

Die Reihe der Witze endet am Stadtgraben und im Friedhof, in beiden Fällen wird eine Behauptung durch einen Beweis widerlegt. 1. „Papperlapapp!“, sagte der Nachtwächter, als man ihm meldete, dass der Bürgermeister in den Stadtgraben gefallen und ertrunken sei. „Der Bürgermeister trinkt kein Wasser.“ 2. Der Nachtwächter zum Bürgermeister: „Heut’ hab’ ich im Friedhof ein Licht brennen sehen!“ – „Geh weiter, warst halt betrunken!“ – „Dann hätt’ ich ja zwei gesehen!“     

Hans Fink: Ein Honigfaden der Logik. Die Grundbegriffe von der heiteren Seite. Norderstedt: BoD – Books on Demand, 2022. Als Taschenbuch, kartoniert, 190 Seiten: ISBN: 978-3-7557-3050-7, Preis: 9,99 Euro; als E-Book: ISBN: 978-3-7557-5043-7. Preis: 4,99 Euro.