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Die Geschichte einer dramatischen Liebe

Papierflugzeuge sind kleine Wunderwerke der Faltkunst, so sie denn auch fliegen sollten. Das weiß ein jeder, der es schon einmal versucht hat. Über 500 Seiten Text zu Papier zu bringen, ist an und für sich schon ein Wunder der Schreibkunst. Das weiß auch jeder, der schon einmal vor einem leeren Blatt Papier saß. Einen Roman diesen Ausmaßes dann auch zum Fliegen zu bringen, ist das sprichwörtliche i-Tüpfelchen, die Krönung sozusagen.

Mit ihrem Erstlingswerk „Papierflugzeug“, erschienen im Pop-Verlag, Ludwigsburg, ist Adelheit Szekeresch beides sehr gut gelungen. Den Leser nicht nur abzuholen, sondern auch mitzunehmen, was bei dem Umfang des Romans ein anspruchsvolles Unterfangen darstellt. Die Handlung ist zunächst in Temeswar angesiedelt und erzählt die Geschichte zweier junger Menschen – Lia und Jan – die sich, gerade erst kennengelernt, gleich wieder aus den Augen verlieren, was ja oft zu den normalsten Dingen des Alltags gehört. Kaum hatte die Geschichte begonnen, scheint sie auch schnell zu Ende erzählt zu sein, wenn da nicht beide jeweils Gefühle für den anderen empfinden würden. An und für sich eine schöne Sache, nur dann nicht, wenn sich zwischen Menschen und deren Gefühle füreinander eine schier unüberwindbare Grenze – der „Eiserne Vorhang“ – schiebt, die Lia und Jan inzwischen trennt. Es beginnt eine Odyssee zwischen Ost und West, die sich über mehrere Monate erstreckt, mit einigen Hochs und vielen Tiefs, mit kurzen Glücksmomenten und niederträchtigen Intrigen, mit Bangen und Hoffen, mit kleinen Erfolgsmomenten und niederschmetternden Rückschlägen, die dem Leser das Gefühl geben: Hier bewegt sich vieles auf Messers Schneide. Es werden den beiden Hauptfiguren viele Steine in den Weg gelegt, es gilt viele große und kleine Hindernisse zu überwinden, die alle eines gemeinsam haben: Sie bestärken und beflügeln in Lia und Jan das gemeinsame Gefühl ihrer Liebe zueinander und geben ihnen die Kraft und Energie, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Die Handlung ist an der Schwelle der 1970er zu den dramatischen 1980er Jahren angesiedelt. Viele von uns, die in jenen Jahren (noch) in Rumänien gelebt haben oder auf dem Sprung waren, werden sich in vielen Passagen des Romans wiedererkennen. Adelheit Szekeresch ist mit ihrem Erstlingswerk ein äußerst kurzweiliger Roman gelungen, der trotz seiner beachtlichen 562 Seiten mit vielen Spannungsbögen den Leser „bei der Stange“ hält, auch wenn er keinen direkten und persönlichen Bezug zu Ort und Zeit haben mag.

Adelheit Szekeresch wurde 1957 in Lugosch geboren. 1976 legte sie ihr Abitur an der deutschen Abteilung des „Coriolan Brediceanu“-Lyzeums in Lugosch ab und studierte sodann bis 1982 in Temeswar Medizin. Als  Ärztin arbeitete sie danach in einer Dorfpraxis, bis sie 1989 zusammen mit ihrem Mann aus Rumänien flüchtete. Seither ist Adelheit Szekeresch in Deutschland als Ärztin tätig und seit 1999 an der Universitätsklinik Tübingen angestellt.                 

 

Adelheit Szekeresch: Papierflugzeug. Roman. Ludwigsburg: Pop-Verlag 2013. 562 Seiten. ISBN: 978-3-86356-067-6. Preis: 21,99 Euro. Zu bestellen beim Verlag (pop-verlag@gmx.de), bei Amazon oder über den Buchhandel.