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Symbolgestalt und Patron der Donauschwaben

Das umfassendste, auf wissenschaftlicher Grundlage erarbeitete monografische Werk über den heiligen Gerhard verdanken wir dem emeritierten Temeswarer Bischof Martin Roos. Der profilierte Kirchenhistoriker brachte es unter dem Titel „Gerhard von Csanád. Gestalt eines Bischofs der frühen ungarischen Kirche“ im Jahr 2017 heraus. Einen anderen Ansatz hingegen verfolgt die vor kurzem vom St. Gerhards-Werk Stuttgart herausgegebene 32-seitige Broschüre im DIN-A4-Format „Der hl. Gerhard von Ungarn. Leben, Werk und Verehrung“. Die Publikation beschränkt sich auf die Vermittlung grundlegender, wissenswerter Informationen über den Heiligen in kompakter, leicht verständlicher Form.

Die Notwendigkeit einer derartigen Darstellung begründet der Vorsitzende des St. Gerhards-Werks, Erzbischof emeritus Dr. Robert Zollitsch, folgendermaßen: „Das St. Gerhards-Werk und das Gerhardsforum tragen den Namen eines Heiligen, der in Deutschland und selbst unter den Donauschwaben nicht besonders bekannt ist. Dennoch steht dieser große Patron für die Missionierung und den christlichen Glauben im frühen Ungarn und vor allem im Osten der weiten Pannonischen Tiefebene. So möchten wir als St. Gerhards-Werk in dieser Broschüre das Leben unseres Patrons, sein Wirken, seine geistliche und theologische Gestalt wie auch seine Verehrung für eine breitere Öffentlichkeit darstellen.“

Die Broschüre beinhaltet drei Beiträge zu den im Untertitel bezeichneten Bereichen Leben, Werk und Verehrung.

Monsignore Dr. Gerhard Specht, Oberstudienrat in Rente und Gründer der „Gesellschaft zur Förderung europäischer Wallfahrten und christlicher Zusammenarbeit“, beschäftigte sich lange mit Leben und Wirken seines Namenspatrons und baute ihm zu Ehren eine Gerhardskapelle in seinem Wohnort Netphen (Kreis Siegen-Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen). Für die vorliegende Veröffentlichung stellte er die von ihm verfasste und in seiner Autobiografie gedruckte Darstellung des Lebens des heiligen Gerhard zur Verfügung. Der Autor schickt voraus, dass sich in seiner Heiligenbeschreibung historische Fakten mit legendären Überlieferungen verwebten und das Leben des heiligen Gerhard als Symbiose zwischen Historie und Legende geschildert werde. Die biografische Erzählung folgt Gerhards Lebensweg, der um 980 in Venedig beginnt und ihn als Mönch nach Ungarn führt, wo König Stephan ihn für die Mission in seinem Land gewinnt und um das Jahr 1030 zum ersten Bischof der Diözese Marosvár (Maroschburg, später Csanád) beruft. Specht schildert sein segensreiches Wirken als Bischof, seine Rolle in den politischen Wirren nach dem Tod König Stephans 1038 und schließlich seinen Märtyrertod zu Ofen im Jahr 1046. Zum Schluss geht der Autor auf die Verehrung des 1083 heiliggesprochenen Bischofs und Apostels der Ungarn ein.

Dem Werk des heiligen Gerhard und seiner Rolle als religiöser Denker ist der zweite Beitrag der Broschüre gewidmet. Er stammt von Professor Dr. Josef Appeltauer (1925-2016), dem bekannten, aus Temeswar gebürtigen Ingenieurwissenschaftler und Hochschullehrer, der sich zeitlebens intensiv auch mit theologischen Fragen befasst und über viele Jahre die Leitartikel für den „Gerhardsboten“ verfasst hat. Appeltauer stellt die „Deliberatio supra hymnum trium puerorum“ vor, das einzige vollständig erhaltene theologische Werk des heiligen Gerhard, das eine Abhandlung über den Lobgesang der drei Jünglinge aus dem Buch Daniel des Alten Testaments darstellt. Es ist uns in einem Kodex des 11. Jahrhunderts aus der Bibliothek des Freisinger Doms erhalten geblieben und wird heute in der Bayerischen Staatsbibliothek zu München aufbewahrt. Der Autor geht auf die Entstehung und den Charakter des Werkes ein, das Gerhard als wichtigen religiösen Denker des frühen christlichen Ungarn ausweist und bis heute Gegenstand wissenschaftlicher Forschung ist.

Hans Vastag, stellvertretender Vorsitzender des St. Gerhards-Werks, steuert den dritten Beitrag zu der vorliegenden Broschüre bei, der den Titel „Auf den Spuren des heiligen Gerhard: Seine Verehrung und Wirkung bis heute“ trägt. Ziel ist es, durch eine Bestandsaufnahme die Bedeutung des Heiligen herauszustellen, die in der Verehrung und Anhänglichkeit des ungarischen Volkes und der Donauschwaben gleichermaßen ihren Ausdruck findet. Gerhard ist nicht nur der Schutzpatron Budapests und einer der Schutzheiligen Ungarns, sondern auch Schutzpatron der Erzieher (König Stephan hatte ihm die Erziehung seines Sohnes Emmerich anvertraut). Darüber hinaus betrachten ihn die Donauschwaben als ihren Schutzheiligen und als Symbolgestalt. Vastag listet die 16 Stätten in sechs europäischen Ländern auf, in denen sich Reliquien des Heiligen befinden, die ihm gewidmeten Gedenkorte und Gotteshäuser, die Darstellungen Gerhards in Kunstwerken (Malerei und Skulptur) sowie die ihm gewidmeten literarischen und musikalischen Werke. Zudem werden die Organisationen, Schulanstalten und Periodika vorgestellt, die nach dem heiligen Gerhard benannt sind. Schließlich werden die Werkausgaben der „Deliberatio“ und die großen Gedenkfeiern zu Ehren des heiligen Gerhard aufgezählt.

In seinem Geleitwort äußert Dr. Robert Zollitsch den Wunsch, dass „diese ansprechende Darstellung des Lebens und Wirkens des hl. Gerhard eine gute Aufnahme finden und nachhaltig zur Wertschätzung und Verehrung unseres Patrons beitragen“ möge. Dieser Wunsch möge in Erfüllung gehen.     

Die Broschüre kann kostenlos in zwei Formaten (A4 oder A5) beim St. Gerhards-Werk, Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart, Tel. 0711 / 97914881, E-Mail akvo@blh.drs.de bestellt werden.