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Dem Heimatdialekt ein Denkmal gesetzt

Auszüge aus dem „Wörterbuch der banatschwäbischen Mundart in Sackelhausen“: Einträge zu „eja“ (S. 63); „jo“ (S. 105); „Zoppteiwelches“ (S. 245); „gsiehn“ (S. 90)

„Wörterbuch der banatschwäbischen Mundart in Sackelhausen“ von Margarete Dimster und Hildgard Lutz erschienen - Es gibt wohl kaum etwas Charakteristischeres für eine banatschwäbische Dorfgemeinschaft als ihre markanten Dialektausdrücke, die nur ihr zu eigen sind und die sie mit keiner anderen Gemeinde teilen. Der Dialekt selbst ist dabei aber in keiner Weise unabänderlich, denn viele Wörter sind an die jeweilige Lebenszeit der Sprecher mit all ihren politischen, sozialen, kulturellen und ökonomischen Erscheinungen gebunden und sie verschwinden mit ihnen auch wieder, um neuen Wortschöpfungen Platz zu machen. Gleichzeitig aber hält sich hartnäckig durch die Zeiten hindurch ein fester Bestand an Wörtern, Ausdrücken, Sprachbildern und Begriffen, die gegebenenfalls mit einer einzigen Silbe mehr ausdrücken können, als es ein ganzer Roman vermag. Eine Mundart ist ihren Sprechern daher vieles, vor allem aber ist sie ihnen die Heimat, aus der niemand vertrieben werden kann, es sei denn, er selbst ist bereit, sie aufzugeben. Der schlagende Beweis hierfür ist das Fortleben der Banater Dialekte nach der Auswanderung aus dem Banat in einem nun gänzlich anderen, teils hochsprachlichen, teils dialektalen Umfeld. Auf lange Sicht aber sind die Banater Dialekte dem Untergang geweiht, da die nachfolgenden Generationen sich ihrem jeweils aktuellen Sprachumfeld anpassen. Das kann man zwar nicht verhindern, man kann die Dialekte aber in schriftlicher Form für die Nachwelt und für die Wissenschaft konservieren.

Margarete Dimster und Hildegard Lutz haben dies für Sackelhausen getan: Sie haben ein 256 Seiten starkes „Wörterbuch der banatschwäbischen Mundart in Sackelhausen“ vorgelegt. In einer kurzen Einführung (S. 11-16) erläutern sie Entstehung und Kennzeichen der Mundart und stellen dem Leser die für die Rezeption nötigen Sonderzeichen und Abkürzungen vor. Mehrere Beispiele verdeutlichen die Benutzung des Wörterbuchs. Den Hauptteil der Arbeit bildet das eigentliche, alphabetisch geordnete Lexikon (S. 17-248) mit insgesamt 3941 Stichworten. Hier sind nicht alle Wörter aufgenommen, die in der Sackelhauser Mundart vorkommen – viele sind dem Hochdeutschen so nahe beziehungsweise mit ihm identisch, dass nichts sie als Sackelhauser Sonderform ausweist –, sondern lediglich diejenigen, die einzigartig sind, vom Hochdeutschen abweichen oder anderen Sprachen entlehnt sind.

Die „nüchternen“ lexikalischen Einträge werden durchgehend durch praktische Beispielsätze sowie feststehende Wendungen veranschaulicht und durch Angaben zum Ursprung und zur Entwicklung des jeweiligen Wortes ergänzt. Mitunter finden sich deshalb unter manchen Stichwörtern historisch höchst interessante Beiträge. Sie zeigen sehr deutlich, welchen Ursprungs der Sackelhauser Dialekt ist, welchen fremden Einflüssen er ausgesetzt war und welche fremdsprachigen Begriffe sich in der Mundart dauerhaft etablieren konnten.

Margarete Dimster und Hildegard Lutz haben zudem für das Wörterbuch eine klar verständliche Notation ohne überflüssige Schnörkel entwickelt, also eine „standardisierte“ Niederschrift von Mundartwörtern, so dass jeder weiß, wie die Laute zu sprechen sind. Diese Notation ist selbsterklärend und sollte für die Niederschrift in Sackelhauser Mundart künftig als Standard verwendet werden. Sie kann aber auch als Vorbild für die Notation anderer Banater Dialekte dienen.

Mit dem „Wörterbuch der banatschwäbischen Mundart in Sackelhausen“ haben Margarete Dimster und Hildgard Lutz dem Sackelhauser Dialekt ein bleibendes Denkmal gesetzt. Sehr zu wünschen wäre auch eine Audioversion dieses Wörterbuches, also eine Sprachaufnahme, auf der die einzelnen Wörter und Sätze zu hören sind, gesprochen von Menschen, die die Sackelhauser Mundart noch vollständig beherrschen.

Margarete Dimster, Hildgard Lutz: Wörterbuch der banatschwäbischen Mundart in Sackelhausen. Reutlingen 2020, 256 Seiten, 3941 Stichtworte. – ISBN 978-3-00-065903-4. Preis: 30 Euro zuzüglich Versandkosten Bezugsadresse: Margarete Dimster, Firstbachstraße 10, 72825 Wannweil, E-Mail margarete.dimster@t-online.de, Tel. 07121 / 550393