Pünktlich zum 18. Königshofer Treffen am 5. Oktober dieses Jahres in Karlsruhe konnte ich meinen Landsleuten das „Wörterbuch der Mundart von Königshof“ vorstellen. Meine Mitarbeiter waren in erster Linie die eigenen Familienmitglieder, vor allem meine Mutter Katharina Zöllner, geb. Stefan sowie andere ältere Landsleute. Dankenswerterweise unterstützte uns auch Susanne Lehne, geb. Gärtner, die einen reichen Wortschatz aus ihrer Diplomarbeit „Der Wortschatz der deutschen Mundart von Königshof in Verbindung mit den Körperteilen und ihren Funktionen“ (1971) und ihr fachliches Wissen dazu beisteuerte. Sie bezeichnet darin die Königshofer Mundart als rheinfränkisch-pfälzische Mischmundart.
Gegründet wurde Königshof 1771 durch Ansiedler vor allem aus Luxemburg, Lothringen, dem Falkensteinischen, dem Elsass und der Pfalz. Die Mundart von Königshof entwickelte sich aber immer weiter zusammen mit der Siedlungsgeschichte unseres Dorfes, und zwar nach der Aufnahme der Bewohner des aufgelösten Nachbarortes Greifenthal fünfzehn Jahre später oder nach Zuwanderungen, unter anderem aus Ernsthausen, Rudolfsgnad, Deutschsanktmichael und Kreuzstätten, Anfang des 20. Jahrhunderts sowie aus Matscha nach 1936.
Eingebettet zwischen der Bergsau und Blumenthal, gab es für unser „Heckendorf“ rege Kontakte mit den Nachbardörfern durch Heiraten, Schulbesuche und die gemeinsame Verwaltung mit Blumenthal. Entlang der Bahnstrecke nach Temeswar und Lippa traf man regelmäßig mit Bewohnern der umliegenden Dörfer zusammen und kam mit deren Mundarten in Berührung. Der Besuch von weiterführenden und höheren Schulen sowie die Arbeit in der Stadt führten nicht nur zu gesellschaftlichen Veränderungen, sondern erweiterten auch den Wortschatz bis in die 1970er Jahre mit neuen Elementen.
Durch unser Wörterbuch soll unsere Mundart vor der Vergessenheit bewahrt werden; unser „Kinnichshefferisch“ ist nämlich ein Symbol für die Verbundenheit unserer Landsleute mit der alten Heimat.
Obwohl es im Internet einige Wörterlisten von Banater Mundarten gibt, ist das Königshofer Wörterbuch erst das dritte banatschwäbische Wörterbuch nach Lothar Blicklings „Großsanktnikolauser schwäbisch-hochdeutsches Wörterbuch“ (2002) und Nikolaus Balzers „Wörterbuch der Mundart von Triebswetter“ (2016). Es ist nicht nur eine Bestandsaufnahme des Königshofer mundartlichen Wortschatzes aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, sondern auch ein Aussprachewörterbuch für den Leser, vor allem für unsere Kinder und Enkelkinder.
Die speziellen Laute der banatschwäbischen Mundarten, die es im Hochdeutschen nicht gibt, haben unsere Kinder schon in den Familien „aufgeschnappt“ und verbinden diese mit der Herkunft der Eltern und Großeltern. Dabei geht es vor allem um den Selbstlaut, der zwischen dem a- und o-Laut anzusiedeln wäre. Da mit diesem Laut auch viele Wörter beginnen, wurde er in das Alphabet nach dem Buchstaben A eingefügt. Dafür wurde folgende Schreibweise gewählt: Å/å, zum Beispiel åhnĕ (einer), åhnhann (anhaben). Die Lautverbindung ngg, zum Beispiel in den Wörtern åhnhenggĕ (anhängen) und tenggĕ (denken) gibt es in der Hochsprache ebenfalls nicht – nach dem ng-Laut (beispielsweise im hochsprachlichen „hängen“) muss nämlich noch ein g-Laut gesprochen werden. Wo der sch-Laut unterstrichen ist, muss er wie in dem hochsprachlichen Wort „Journalismus“ stimmhaft gesprochen werden, zum Beispiel in vĕrtauschĕ (vertauschen). Für die Buchstabenverbindungen st und sp werden die Schreibweisen scht und schp gewählt, wo ein sch-Laut gesprochen wird. Weitere Erläuterungen zur Schreibweise und Aussprache der Wörter finden sich im ersten Teil des Buches.
Vor dem Wörterverzeichnis werden außerdem noch einige Erklärungen zur Grammatik der Mundart von Königshof wiedergegeben, und zwar vor allem Deklinationen von Substantiven, Adjektiven und Pronomen sowie Konjugationen von Verben. Im Wörterverzeichnis, das ca. 16000 Stichwörter enthält, fällt auf, dass es keine Wörter beim Buchstaben Q gibt – stattdessen steht dort der Hinweis „Siehe bei Kw/kw…“. Beim Buchstaben G gibt es wider Erwarten kaum Wörter, weil die meisten beim Buchstaben K eingegliedert werden mussten. Bei Wörtern, die aus anderen Sprachen stammen oder deren Betonung von den entsprechenden Wörtern der Hochsprache abweicht, wird die richtige Betonung in Klammern angegeben.
Für die Gestaltung des Einbandes danken wir Franz Balzer und ebenfalls Adelheid Scheer für die dabei verwendeten Fotos (Kirche und Dorfansicht aus Königshof) aus dem Jahr 1994. Das „Wörterbuch der Mundart von Königshof“ (286 Seiten) von Anny Kusterer ist im Grunbacher Hör-Buch-Verlag (ISBN: 978-3-9814567-6-9) erschienen und kann zum Preis von 10 Euro zzgl. Versandkosten bei Anny Kusterer (Tel. 0231 / 4948096 oder E-Mail A_Kusterer@t-online.de) bestellt werden. Es wäre ein schönes, sinnvolles Geschenk.