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Chronist des zerrissenen 20. Jahrhunderts

Franz Ferch: Banater Heide, Weizenfeld (1968), Öl auf Leinwand, 69x96cm, Standort: Felsenmeer-Museum Hemer Reproduktion: Johann Rothgerber

Wieder ist Peter Krier und Hans Rothgerber ein großer Wurf gelungen. Nach Stefan Jäger im Jahr 2012 ist nun Franz Ferch mit Ausstellungen in Ingolstadt, Ulm und Temeswar gedacht worden und es ist dazu ein Katalog entstanden, der höchste Ansprüche erfüllt. Es ist ein Werk zweier Idealisten, die weder Zeit- noch Wegaufwand scheuten, um 265 von den etwa 600 Bildern des Meisters aufzuspüren und sie zu dokumentieren. Viele Bilder haben eine wahre Odyssee hinter sich; nicht wenige aber haben Skylla und Charybdis leider nicht überstanden oder wurden Opfer einer untreuen oder ignoranten Penelope.

Hatten wir in Stefan Jäger einen Dokumentaristen höchsten Ranges, der genau und lückenlos das Leben der Banater Schwaben, vor allem in unseren Dörfern, festgehalten hat, zu einer Zeit, als noch nicht ein jeder ein Fotograf war, so sah sich Franz Ferch als Chronist seiner Zeit, die des zerrissenen 20. Jahrhunderts. Seine Bilder lassen Stellung, Rolle und vor allem Bewusstsein, ja Selbstbewusstsein seiner Landsleute erkennen, in einer Zeitspanne mit zwei Weltkriegen, Zwischenkriegs- und Nachkriegszeit, als Minderheit in zwei Ländern, danach auch in zwei Gesellschaftsordnungen. Der nach Themen gegliederte Katalog, wobei verschiedene Malstile und -techniken gegenübergestellt werden, zeigt uns, dass der Meister auch ein Chronist der Kunstgeschichte dieser spannungsreichen Zeit war, indem er fast alle Strömungen der Malerei mit bemerkenswerten Bildern bedienen konnte.

Das ist zuerst seiner vielseitigen Ausbildung in zwei Kunsthochburgen zu verdanken: Dresden, an der Kunstgewerbeschule, und dann München, an der Akademie für Bildende Künste. Dort schloss er sich nicht gegen das Nachwirken der deutschen und französischen Expressionisten, entzog sich auch nicht dem Dunstkreis einer Käthe Kollwitz, in deren Kunststil Expressionismus und Realismus zusammenfinden. In München dann erfuhr er eine gründliche künstlerische, akademische Ausbildung, gelangte dabei in die Schule der Neuromantik – die Gegenströmung zum Realismus –, deren prägende Gestalt Franz von Stuck war, dem Gründer der „Münchner Sezession“.

Die Gründung des deutschen Künstlerheims und des rumänischen Künstlerhauses in Temeswar förderten einen regen Kontakt zwischen den jungen Banater Künstlern, die, zum Teil Rückkehrer aus Paris und Budapest, neue Ideen mitbrachten. „Man machte im Eiltempo alle bisher versäumten Kunstströmungen durch, um sich schließlich auf dem Boden der Heimat wiederzufinden, sich hier einen eigenen Weg zu bahnen.“

Und da war noch ein einjähriger Rom-Aufenthalt als Gast der Deutschen Akademie (1934/35). Diese 1925 in München gegründete Einrichtung (Vorläuferin der heutigen Goethe-Institute) hatte laut Satzung die Aufgabe, die Pflege des Deutschtums sowie der kulturellen Beziehungen „der Auslandsdeutschen zur Heimat im Dienste des deutschen Nationalbewußtseins“.

In Rom gab es auch eine Französische Akademie, deren Maler noch dem Impressionismus und Post-Impressionismus nahestanden, und mit denen Ferch Begegnungen hatte. Und all diese Einflüsse widerspiegeln sich in den Bildern unseres Malers. So kann man darin Anklänge an Hobbema, Böcklin, Stuck, van Gogh, an die Impressionisten, die Expressionisten, an Matisse und Schiele und immer wieder an die Realisten wahrnehmen. Auch solche von Surrealisten und naiven Malern kommen vor, besonders in den Bildern der letzten Jahre, die durch eine besondere Experimentierfreudigkeit gekennzeichnet sind.

Und immer ist darin ein großer Könner zu erkennen, was Franz Ferch auch zu einem der bedeutendsten Maler des Banats macht.  Wir alle dürfen uns freuen, dass uns nun ein Katalog von gehobener Qualität über diesen Maler beschert wurde. Für jeden am Banat und an der Kunst Interessierten bedeutet dieser Bildband sicherlich eine Bereicherung der Bibliothek und sollte darin nicht fehlen.

Der Katalog „Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch“ (Format 21 x 21 cm, 228 Seiten) kann im Banater Seniorenzentrum, Peisserstraße 66, 85053 Ingolstadt unter Tel. 0841 / 96435401 oder E-Mail czernezky@hilfswerk-der-banater-schwaben.de zum Preis von 18 Euro zuzüglich 2 Euro Porto bestellt werden. Oder hier direkt online im Banater Shop!