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Gott ist immer „auf Sendung“

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Gott ist Mensch geworden und liegt als Christuskind in der Krippe. Das Foto zeigt ein Detail der aus dem 19. Jahrhundert stammenden Ebendorfer Weihnachtskrippe, die

Weihnachten? Was bringt uns heutigen Erdenbürger diese Geburtstagsfeier Jesu, wie sie in einem der bekanntesten deutschen Weihnachtslieder besungen wird: „Alle Jahre wieder / kommt das Christuskind / auf die Erde nieder, / wo wir Menschen sind“? Geschenke für Klein und Groß unter dem Weihnachtsbaum, Familientreffs mit nostalgischen Kindheitserinnerungen und am Heiligen Abend ein festliches Essen? Oder ist es doch mehr, was wir da feiern?

Die Geburt Jesu stellt eine Zeitenwende dar und bedeutet die Erfüllung all dessen, was uns Gott im Laufe der Menschheitsgeschichte verheißen hat. Viele Generationen haben voller Sehnsucht im Advent ihres Lebens gebetet und gesungen: „Herr, send herab uns deinen Sohn, / die Völker harren lange schon. / Send ihn, den du verheißen hast, / zu tilgen unsrer Sünden Last.“ (GL: 222,1)

In der katholischen Kirche „Heilig Kreuz“ in Bayreuth ließ vor Jahren der damalige Pfarrer in der Advents- und Weihnachtszeit im Altarraum, neben den uns allen vertrauten Symbolen Adventskranz, Christbaum und Krippe, eine riesige Antennenschüssel aufstellen, die sozusagen zum Empfang bereitstand. Darüber stand geschrieben: „Gott – auf Sendung“.

Liebe Landsleute, für all diejenigen, die an Gott als Ursprung und Ausgangspunkt von allem in seiner Schöpfung festhalten, ist klar: Er, Gott, hat vielfältige Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit unserer Welt. Am Weihnachtstag wird dieses „Phänomen“ im Gottesdienst in den Schrifttexten so be- beziehungsweise umschrieben: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch seinen Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat; er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort, hat die Reinigung von den Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt.“ (Hebr 1,1-3)

Ist in unserer heutigen modernen, total vernetzten Medienwelt der Ausdruck „Gott – auf Sendung“ und die damit verbundene Symbolik – eine Fernsehschüssel zum Empfang der Weihnachtsbotschaft – für das Geschehnis der Geburt Jesu vor mehr als 2000 Jahren in Bethlehem nicht verkehrt? Kann damit erreicht werden, die Geburt des Gottessohnes Immanuel (was übersetzt „Gott mit uns“ heißt) von der Jungfrau Maria als Heilsereignis uns heutigen Menschen näher zu bringen? Die Antwort auf diese Fragen muss lauten: Um uns die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus und die göttlichen Verheißungen durch die Propheten immer wieder zu vergegenwärtigen, ist jedes Mittel recht.

Der Evangelist Johannes bedient sich in seinem Prolog eines anderen Symbols, des Lichtsymbols, um die gleiche Botschaft zu vermitteln: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. […] Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1,9 und 1,14) Das wahre Licht für uns Menschen ist Jesus Christus. Wer sich dem „Licht der Welt“ öffnet, in dem wird Jesus in dem Maße leuchten und ihn die Lebensfülle erfahren lassen, wie er sich ihm zu öffnen vermag.

Die Menschwerdung des Gottessohnes kommt auch in dem Gebet „Der Engel des Herrn“ zum Ausdruck, das morgens, mittags und abends gebetet und durch das tägliche dreimalige Glockengeläut erinnert wird: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Ein aufmerksamer Beter fragte einmal mit Blick auf die Vergangenheitsform, ob Er, der Herr, denn heute nicht mehr unter uns wohne. Nein, dieses Liebesgeschehen ist nicht Vergangenheit. Er, Immanuel, bleibt unter uns und in uns bis an das Ende der Zeiten. Das Angelusgebet vergegenwärtigt uns dies immer wieder aufs Neue.

Als Jesu Jünger dürfen wir freudig bezeugen und bekennen: Gott ist durch das „Wort“ – durch seinen Sohn für immer „auf Sendung“. Er steht in Verbindung mit allen Menschen guten Willens. Und er schenkt uns seine Liebe, Treue und Barmherzigkeit. Gott steht zu seinem Angebot und erfüllt seine Versprechen. Wir müssen ihm nur Einlass in unser Leben, in unsere Familien, in unsere Welt gewähren. Dann erfahren wir Geborgenheit und Frieden. So ist auch die Frohbotschaft des Engels in der Heiligen Nacht zu verstehen: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Frieden bei den Menschen seiner Gnade.“ (Lk 2,14) Mögen alle Menschen erkennen und erfahren, welch großes Geschenk des Himmels uns in Jesu Geburt zuteil wurde.

Liebe Landsleute! Gott ist und bleibt „auf Sendung“. Es liegt an uns, seine frohmachende und friedenbringende Botschaft aufzunehmen und daraufhin orientiert zu leben. Mit dem Segenswunsch „Frohe, friedvolle Weihnacht und eine gute Zukunft im neuen Jahr des Herrn 2015“ verbleibt

Ihr Heimatpfarrer und Landsmann, Msgr. Andreas Straub, EGR