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Temeswar als kulturelles Zentrum - Ein Aide-mémoire (4)

Schriftzug der Zeitung "Neuer Weg"

Schriftzug der Zeitung "Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien"

Seite 1 der "Neue Banater Zeitung"

Ein Ausriß aus der "NBZ Pipatsch"

„Neuer  Weg“ / „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“

Zwar wurde die überregionale Tageszeitung „Neuer Weg“ in Bukarest herausgegeben, doch brachte sie täglich Berichte aus dem Banat. Für sie arbeiteten von aller Anfang an Korrespondenten in Temeswar, Reschitz aund Arad, zeitweilig auch in Lugosch. In den siebziger und achtziger Jahren waren in der Temeswarer Lokalredaktion vier Korrespondenten tätig. Die erste Ausgabe erschien am 13. März 1949.

Die größte Wirkung des „Neuen Wegs“ – von der politischen Führung Rumäniens bei der Gründung der Redaktion sicher nicht beabsichtigt – bestand darin, dass die Zeitung das kollektive Bewusstsein der deutschen Bevölkerung als Minderheit gestärkt und erhalten hat, indem sie täglich in deutscher Sprache über deutsche Bürger berichtete. Ohne sie hätte der Einzelne sehr wenig über das Leben der deutschen Bürger in anderen Ortschaften und in anderen Landesteilen gewusst, ob Sachsen, Schwaben, Landler, Zipser, Böhmen oder Buchenländer, denn die rumänische kommunistische Presse hat über Deutsche so gut wie gar nicht berichtet.

Im März 1954 veranstaltete die Redaktion eine Aussprache mit deutschen Intellektuellen aus dem Banat und aus Siebenbürgen, bei der Vorschläge formuliert wurden, die zusammengenommen ein Bildungsprogramm der Zeitung ergaben, es war die Rede von Literatur, Musik, Theater, Volksgut und Brauchtumspflege. Später haben andere deutsche Medien dieses Programm übernommen und differenziert – auch die „Neue Banater Zeitung“, von der anschließend die Rede sein wird (sodass es sich im Rahmen dieser Dokumentation erübrigt, auf die schwerpunktmäßig wesentlichen Veröffentlichungen der NBZ zur Kulturarbeit einzugehen). Die Teilnehmer am Gespräch waren: Emmerich Bartzer, Dr. Bernhard Capesius, Harald Krasser, Franz Liebhard, Georg Scherg, Mathias Schork, Erwin Wittstock, Alfred Margul-Sperber, Alexander Tietz und Dr. Johann Wolf.
Von dieser Aussprache führt eine direkte Linie zu der 1972 gestarteten Aktion „Banater Volksgut“. Durch sie wollte man das sprachliche Volksgut vor dem Vergessen bewahren, denn auf dem Gebiet des rumänischen Banats hatte eine umfassende Unternehmung dieser Art noch nicht stattgefunden. Die Aktion wurde als Wettbewerb organisiert und lief über vier Jahre. An ihr haben sich mit wachsender Begeisterung Hunderte Personen beteiligt, Jung und Alt, es wurden mehr als 10.000 Texte eingesandt: Erzählungen, Schwänke, Märchen, Sagen, Lieder, Kinderverse, Rätsel und Sprichwörter.

1979 hat Walther Konschitzky beim Kriterion-Verlag einen Band mit 250 Seiten Text, zehn Jahre später einen zweiten Band mit mehr als 300 Seiten Text veröffentlicht („Märchen, Sagen, Schwänke“ und „Reime, Rätsel, Kinderspiele“). Beim Wettbewerb stand Dr. Johann Wolf Pate.
1956 ist es dem „Neuen Weg“ gelungen, die Erlaubnis zum Abhalten der Kronenfeste in Siebenbürgen sowie der Kirchweihfeste im Banat durchzusetzen, die seit Kriegsende vor allem in der Banater Heide verboten waren. Freilich bezog sich die Erlaubnis nur auf eine weltliche Form. Nach und nach begannen die großen Gemeinden bei der Gestaltung zu wetteifern. Dank der Berichterstattung durch Presse, Rundfunk und die „Deutsche Fernsehstunde“ fanden manche Feste landesweit Beachtung. (Die Medien verwendeten übereinstimmend mit Berechnung nur das Mundartwort Kerwei.)

Die „Neue Banater Zeitung“

Dieses Tageblatt ist im Februar 1968 aus der Zeitung „Die Wahrheit“ hervorgegangen, die seit dem 1. Februar 1957 zunächst einmal wöchentlich, später an drei Tagen pro Woche zum Kiosk gelangte. Berühmt wurde die NBZ unter der Leitung des Journalisten, Schriftstellers, Dichters und Politikers Nikolaus Berwanger, der ein gewagtes politisches Doppelspiel trieb. Die erste von Berwanger konzipierte Ausgabe, mit einem Sportfoto und einem Kirchweihfoto auf der ersten Seite, erschien Mitte August 1969.

Im Jahrzehnt 1971-1980 erreichte die Zahl der Angestellten 27-29 Personen, davon 20-22 schreibende Redakteure. Die NBZ konnte umfassender auf lokale Aspekte eingehen als der „Neue Weg“. Sie glänzte durch zahlreiche Lokalseiten (für Arad, Großsanktnikolaus, Hatzfeld, Lugosch, und Reschitz), parallel dazu erschienen die „Lenau-Schüler-Stimmen“, wöchentlich abwechselnd je eine Schüler-Seite mit Beiträgen aus Arad, Großsanktnikolaus, Hatzfeld, Lugosch und Reschitz, dann eine von Studenten gestaltete Seite ("Universitas") und die Mundartbeilage „Pipatsch“ (zuerst monatlich, zuletzt wöchentlich). Zum Ansehen der Zeitung trugen auffällig viele kritische Artikel bei. Infolgedessen stieg die Auflage steil an, schon im Januar 1970 hatte sie die 7.000 überschritten und erreichte bis zuletzt 20.000.

Chefredakteure waren Nikolaus Berwanger (1969-1984), Erwin Lessl (1985), Maria Stein (1985-1990), Anton Palfi (1990), Gerhard Binder (1990-1993). Seit 1993 erscheint die NBZ als wöchentliche Beilage der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“.