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Treppenlifte aus Temeswar

Hans Herbeck

Auf einer Bühne – dem Treppenhaus nachempfunden – montieren

Die Firma Heim beliefert Kunden von Luxemburg bis Moskau

Eine Konstruktion der Firma Heim war auch einer Stuttgarter Zeitung ein Bericht wert. So viel Lob hatte Firmeninhaber Hans Herbeck nicht erwartet. Seine Mitarbeiter hatten einen Treppenlift gebaut, der Personen bis in die vierte Etage befördern kann. Wegen des engen Treppenhauses wäre der Einbau eines Personenlifts beinahe gescheitert. Die Lifte, die für den Transport sitzender Personen gedacht sind, hätten die Kurve nicht gekriegt. Die einzige Lösung: Die Frau muss stehend befördert werden. Die Firma Heim fertigte einen speziell an die Verhältnisse in dem Stuttgarter Haus angepassten Lift. Die Kundin war so begeistert, dass sie die Stuttgarter Presse von der fast nicht mehr erhofften Hilfe benachrichtigte. Treppenlifte sind stets Spezialanfertigungen nach Maß. Jedes Treppenhaus ist anders. Jeder Lift wird nach einer Computer-Zeichnung in Temeswar gefertigt.

Ihren Hauptsitz hat die Firma Heim in Ruppichteroth, einem etwa 50 Kilometer östlich von Köln gelegene Ort. Sie belegt eine Etage in einem Haus, das sich Hans Herbeck mit seiner Frau Edith teilt, die im Erdgeschoss eine Zahnarztpraxis betreibt. Es ist ein Haus, das einst Asylanten ruiniert hatten und das Hans Herbeck zusammen mit seinen aus Giseladorf stammenden Schwiegereltern Ingeborg und Josef Scheier renoviert hat. Während sich Herbeck, Jahrgang 1952, um das Geschäft, hauptsächlich den Vertrieb, kümmert, sorgt sein Geschäftspartner Mihai Petrachioiu in Temeswar für den rechten Gang der Produktion. Ihm zur Seite steht Meister Ion Tamplaru, der in einer Halle in der Mehala das Regiment führt. Der größte Teil der 47 Mitarbeiter der Heim GmbH arbeitet allerdings seit kurzem in einer gemieteten Halle an der Busiascher Straße. Auch sie hören auf Tamplarus Kommando.

An dem neuen Standort montieren Schlosser auf etagenhohen Bühnen nach den vorgegebenen Plänen gebogene und zusammengeschweißte Rohre, die künftige Schienenführung. Was auf den Bühnen geschieht, ist eigentlich Produktion und Simulation zugleich: Die  Rohre sind an der Bühne in genau dem Winkel und in der Neigung angebracht, wie sie einmal im Treppenhaus montiert werden. Während an der einen der zwei Bühnen noch Rohre montiert werden, wir an der dritten schon der Fahrbetrieb getestet. Ein Monteur bewegt einen Sessel auf- und abwärts, zwischendurch schleift er, um die Probefahrt danach zu wiederholen. Die einwandfreie Funktion wird schon in der Halle, nicht erst beim Kunden sichergestellt.

Personenlifte aus den Werkstätten Hans Herbecks sind in halb Europa zu finden. Vom Elsass über Luxemburg, Deutschland, die Schweiz, Ungarn bis nach Moskau. Gegründet hat der aus Gottlob stammende, aber 1952 in der Verbannung im Baragan geborene Hans Herbeck seinen Betrieb 1998. Seit vier Jahren ist der Temeswarer Mihai Petrachiuoiu zu einem Drittel an der Firma beteiligt. Erfahrungen im Liftbau hat der Techniker Herbeck in Köln gesammelt. Nach der Umsiedlung 1983, einer anschließenden Umschulung zum Möbeldesigner und einer zweijährigen Tätigkeit als Schlosser in Köln hat seine Firma geschlossen. Als Arbeitsloser musste er sich umorientieren.

Mit seinem Bruder hat er einen Neuanfang gewagt und eine  Personenliftbaufirma gegründet, die in Billed produziert. 1998 ist er ausgestiegen, um allein von vorne zu beginnen. Das Resultat: die Firma Heim. Sie liefert im Durchschnitt 20 Lifte im Monat, je nachdem, wie einfach oder kompliziert die Fertigung der Schienenführung ist. Absatzsorgen bestehen keine, die Menschen in Europa werden immer älter.