In Erinnerung an das Politische Lebenswerk der Ehemaligen Bayerischen Landtagspräsidentin Barbara Stamm fand am 23 Oktober 2023 im Konferenzzentrum der Hanns-Seidl-Stiftung in München ein Festakt zum ersten Todestag statt.
In zwei Podiumsgesprächen wurde das soziale Engagement von Barbara Stamm gewürdigt. Susanne Breit-Kessler, stellvertretende. Vorsitzende, und Stefanie von Winning, stellvertretende Generalsekretärin der Hanns Seidl Stiftung, begrüßten die über 200 anwesenden Gäste.
Zum Gedenken an die große Bayerische Politikerin sprachen Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags, der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder sowie (per Video) Klaus Johannis, der Staatspräsident Rumäniens. Alle drei würdigten das große Engagement von Barbara Stamm. In den folgenden Podiumsgesprächen, moderiert von Daniel Petsch vom TV Main Franken, sowie beim Festakt, moderiert von Ursula Heller vom Bayerischen Rundfunk, berichteten verschiedene Zeitzeugen über ihre Zusammenarbeit, ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit Barbara Stamm: Prälat Bernhard Piedl, Landes-Caritasdirektor Bayern; Ulrike Scharf, Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales; Carolina Trautner, Landesvorsitzende der Lebenshilfe Bayern e.V. Staatsministerin a.D.; Dr. Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen; Sylvia Stierstorfer, Beauftragte für Aussiedler und Vertriebene der Bayerischen Staatsregierung, und Prof. Dr. Wolfgang Schramm, Vorsitzender der Bayerischen Kinderhilfe Rumänien e.V. Im dritten Teil des Festaktes begrüßte Markus Ferber, MdEP, Vorsitzender der Hanns-Seidl-Stiftung, die Gäste mit einem kurzen Video: „Die Politikerin Barbara Stamm“ so wie einem Kurzvideo: „Der Mensch Barbara Stamm“.
Die Mutter Bayerns und die Seele Frankens
Zum Gedenken an Barbara Stamm würdigte der Bayerische Ministerpräsident ihre vielseitige Arbeit mit den Worten „Fürsorge, Empathie, Entschlossenheit, Kraft, Vitalität, Engagement und Liebe – dafür steht Barbara Stamm. Sie war eine herzensgute Frau und eine leidenschaftliche Kämpferin für die Schwächsten in unserer Gesellschaft.(...) Barbara Stamm ist die größte Politikerin, die Bayern je hatte. Ich vermisse sie sehr!“ so Ministerpräsident Markus Söder. Und weiter: „Im Mittelpunkt von Barbara Stamms Sozialpolitik stand der Mensch. (...) Barbara Stamm war das soziale Gewissen der CSU, sie war engagierte Christin und überzeugte Europäerin. Barbara Stamm war die unermüdliche Stimme der Schwächeren, die streitbare Vorkämpferin der Demokratie und Bayerns Fixstern.(...) Dabei war sie nicht nur in der CSU geliebt und geschätzt, sondern über alle Parteigrenzen hinweg respektiert und geachtet. Ihr Wort hatte Gewicht, nicht nur in Bayern, sondern auch in Berlin und in Brüssel. Ich habe selbst einige Koalitionsverhandlungen erlebt, bei denen die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel bewusst darum gebeten hat, Barbara Stamm möge dabei sein, um wichtige sozialpolitische Weichenstellungen zu besprechen. (...) Bayerns soziales Gesicht wäre nicht so, wie es ist, ohne das Wirken von Barbara Stamm. Sie hat die bayerische Sozialpolitik über Jahrzehnte geprägt und ihre Vision von einem solidarischen und gerechten Bayern mit großer Leidenschaft verfolgt. (...) Im Mittelpunkt politischer Entscheidungen mussten für sie die Bedürfnisse der Menschen stehen, (...) denn sie wollte eine Gesellschaft, in der jeder gehört wird.
Ihr Herz und ihre Hilfsbereitschaft machten aber nicht an Landesgrenzen Halt. Gleich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sie in Rumänien ein einzigartiges Hilfswerk ins Leben gerufen. Barbara Stamm gehört zu den bedeutendsten Politiker-innen, die Bayern je hatte. Ihr ehrliches Interesse am Menschen war unvergleichlich. Sie war eine großartige Persönlichkeit und ein wundervoller Mensch. Sie war die Mutter Bayerns und die Seele Frankens und wird es immer bleiben in den Herzen der Menschen und in der bayerischen Sozialpolitik.“
Hilfswerk für Rumänien
Mit ihrer „Hilfe für Rumänien“ hat sie unzähligen Menschen geholfen und eine neue Chance gegeben. Kurz nach dem Umsturz in Rumänien im Dezember 1989 gingen Bilder des Horrors um die Welt, die aus einigen rumänischen Waisenhäusern stammten. Zutiefst menschenunwürdige Bedingungen kamen zu Tage, die eine regelrechte Hilfswelle aus dem Westen zur Folge hatten. Barbara Stamm war damals Staatssekretärin im Bayerischen Sozialministerium, wo sie durch Beschluss des Bayerischen Landtags den Auftrag erhielt, ein Hilfswerk für Rumänien aufzubauen. Ihre ersten Reisen nach Rumänien konnten sie von der Notlage in verschiedenen Behindertenheimen oder der Bukarester Bahnhofskinder, die in Kanalisationsschächten hausten, überzeugen. Diese Erfahrungen haben sie tief bewegt. Sehr beeindruckt war sie aber gleichzeitig von der Gastfreundschaft der Menschen, deren menschlicher Wärme und ihrem Einsatzwillen. Es war für sie sofort klar, dass man helfen muss. Es war ebenso klar, dass es eine Hilfe zur Selbsthilfe wird. Diese konkretisierte sich in über 100 Reisen nach Rumänien, in unzähligen Kleinprojekten und einigen Großprojekten.
Im Banat wurde die Uni-Kinderklinik in Temeswar zum Beispiel mit Blutpräparaten als Spenden in Millionenhöhe unterstützt. Außerdem wurden Geräte für Plasmapherese zur Verfügung gestellt und ein Kooperationsabkommen mit der Medizinischen Universität München abgeschlossen. In Busiasch, ebenfalls im Banat, wurde ein schon existierendes Zentrum für Kinder und Jugendliche mit Diabetes oder Bluterkrankungen mit Geräten, Medikamenten, Computern, Kleidung und Lebensmitteln über die Jahre bis heute unterstützt. In Hermannstadt wurde ein Kinderhospiz unter Mithilfe des Bayerischen Rundfunks gegründet, das einzige übrigens in ganz Rumänien, und in Temeswar wurde das Adam-Müller-Guttenbrunn-Altenheim mit verschiedenen Projekten unterstützt.
Geehrt und ausgezeichnet
Für ihren enormen Einsatz in und für Rumänien wurde Barbara Stamm mit den höchsten Orden Rumäniens ausgezeichnet. 2018 überreichte ihr Staatspräsident Klaus Johannis den rumänischen Nationalorden „Stern von Rumänien im Kommandeursgrad“ und kurz vor ihrem Tod den „Verdienstorden für die Förderung der Menschenrechte und soziales Engagement“. Ausgezeichnet wurde Barbara Stamm auch vom Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien, mit dem sie eine hervorragende Zusammenarbeit hatte. Seitens des Siebenbürgen Forums bekam Barbara Stamm die Honterusmedaille in Dinkelsbühl überreicht, und in Temeswar wurde ihr vom Banater Forum die „Goldene Ehrennadel“ verliehen. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben hat Barbara Stamm 2015 in Anerkennung ihrer Verdienste um unsere Landsleute mit der höchsten Auszeichnung, der Prinz-Eugen-Nadel, geehrt. Die Ehrung erfolgte im Senatssaal des Bayerischen Landtags anlässlich der Festveranstaltung „70 Jahre Banater Schwaben in Bayern“. Barbara Stamm wird noch lange in unserem Gedächtnis bleiben.
Seitens des Kulturwerks Banater Schwaben Bayern, das von der Landesregierung großzügig unterstützt wird, nahmen dessen Vorsitzender Bernhard Fackelmann und Kulturreferent Dr. Michael Nusser an der Gedenkveranstaltung teil.
Barbara Stamm: Eine Freundin der Banater Schwaben
Dokumentation Erstellt von Bernhard Fackelmann