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Interviews mit Dr. Heinz-Günther Hüsch in Buchform

Wohl kaum jemand weiß so gut Bescheid über den Freikauf der Rumäniendeutschen in der Zeit der kommunistischen Diktatur wie Dr. Heinz-Günther Hüsch: Der heute 83-jährige, in Neuss wohnhafte Jurist und ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete verhandelte von 1968 bis 1989 seitens der Bundesrepublik Deutschland mit Rumänien in Sachen Familienzusammenführung. Die Verhandlungen erfolgten mit Vertretern der Securitate, die im Auftrag der höchsten Staats- und Parteiführung des Landes agierten. Rumänien hat sich das Erteilen von Ausreisegenehmigungen mit Millionen DM bezahlen lassen. Und nicht nur.

Der Begriff „Freikauf“ missfällt Dr. Hüsch. Es habe sich um Kauf von Freiheit und Entlassung in die Freiheit bei seinen Bemühungen gehandelt. In einem Interview mit der Neuss-Grevenbroicher Zeitung erklärte er im Juli 2010: „Ich habe 210000 Fälle und damit 210000 Schicksale geregelt. Die Menschen konnten in den Westen und somit in die Freiheit ausreisen. Das zählt. (…) Das war die größte humanitäre Aktion dieser Art zur Zeit des Kalten Krieges. Ich bin dankbar dafür, dass ich einen positiven Beitrag leisten konnte.“

„Kauf von Freiheit“ nennt sich folgerichtig auch das kürzlich erschienene und anlässlich einer Tagung in Hermannstadt zum Thema „Familienzusammenführung versus Freikauf“ lancierte Buch. Wie dem Untertitel „Dr. Heinz-Günther Hüsch im Interview mit Hannelore Baier und Ernst Meinhardt“ zu entnehmen ist, werden darin die in den vergangenen Jahren von Dr. Hüsch den beiden Journalisten gewährten und in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften erschienenen Interviews zusammengefasst. Aufgenommen wurde auch das in der Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde veröffentlichte Vorwort zu dem von Dr. Hüsch Anfang der neunziger Jahre verfassten und fast 2000 Seiten umfassenden Bericht über seine geheimen Verhandlungen, die im Laufe der Jahre zu mehreren Ausreisevereinbarungen geführt hatten. Ebenso ein Beitrag von Hannelore Baier über die offizielle Haltung Rumäniens zur Familienzusammenführung, der in derselben Zeitschrift erschienen ist, sowie ein Vortrag von Ernst Meinhardt über den Beginn bundesdeutscher Zahlungen an Bukarest. Diese sind mit dem Namen des Rechtsanwalts Dr. Ewald Garlepp verknüpft, dem Vorgänger von Dr. Hüsch in Sachen Freikauf der Rumäniendeutschen. Die Erstveröffentlichung dieses Beitrags erfolgte – wie auch alle anderen im Buch enthaltenen Interviews und Arbeiten von Ernst Meinhardt – in der Banater Post.

Der aus dem Banat stammende Journalist Ernst Meinhardt (Deutsche Welle Berlin) recherchiert seit 2004 zum Thema Freikauf der Rumäniendeutschen. Ein Durchbruch gelang ihm allerdings erst Jahre später, als Dr. Hüsch mit seinem Wissen an die Öffentlichkeit ging und die ersten Interviews gewährte und in Rumänien die umfangreiche Quellenedition „Die Aktion »Rückgewinnung«. Die Securitate und die Ausreise der Deutschen aus Rumänien (1962-1989)“ erschienen ist.                 

Kauf von Freiheit. Dr. HeinzGünther Hüsch im Interview mit Hannelore Baier und Ernst Meinhardt. Hermannstadt: Honterus Verlag 2013. 191 Seiten. ISBN 978-973-1725-90-1. Preis: 29 Lei bzw. 9,90 Euro. Bestellung über www.buechercafe.ro. Versand nach Deutschland ist möglich (Versandkosten: 3 Euro), Zahlung erfolgt per Banküberweisung auf ein deutsches Konto.