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Zukunft braucht Herkunft

Die baden-württembergische Delegation mit ihren Gastgebern vor dem berühmten Gemälde „Die Auswanderung der Deutschen in das Banat“ des Banater Malers Stefan Jäger im Adam-Müller-Guttebrunn-Haus. Foto: Stefanie Dolvig-Curac

Das Deutsche Forum in Billed fungierte als Gastgeber für die Delegation aus Baden-Württemberg. Vor allem das Heimatmuseum stieß auf großen Anklang. Auch Vertreter der Deutschen Banater Jugend (DBJT) nutzen die Gelegenheit zum Austausch mit Innenminister Thomas Strobl und Oberbürgermeister Gunter Czisch. Foto: Cornel Simionescu-Gruber

Hier hält der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz den „Ulmer Spatz“ (gestaltet von Ralf Milde) fest, ein Gastgeschenk des Oberbürgermeisters der Stadt Ulm Gunter Czisch (links im Bild). Foto: Ralf Milde

Auf Einladung der Landsmannschaft der Banater Schwaben besuchte der baden-württembergische Innenminister und stellvertretende Ministerpräsident, Thomas Strobl, begleitet von Regierungsdirektorin Petra Pechbrenner, Referentin für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, das Banat. Als geeigneter Rahmen für die erste Banatreise des Innenministers wurden die Heimattage der Banater Deutschen in Temeswar im Kulturhauptstadtjahr 2023 festgelegt. 
„Europa, das lebt, von uns allen. Das zeigt sich ganz eindrücklich in Temeswar, das zugleich europäische Kulturhauptstadt 2023 ist. Auch die Heimattage der Banater Schwaben finden hier statt. Deshalb gibt es keine bessere Gelegenheit die Kultur der deutschen Minderheit im Banat kennenzulernen und zu spüren: Europa, das lebt von seiner Vielfalt, es lebt von uns allen. Denn: Zukunft braucht Herkunft. Deshalb ist es wichtig, dass wir auch in Zukunft unsere Traditionen in einem vereinten Europa pflegen. Dieses Zeichen des Friedens und der Freiheit ermöglicht uns auch, gemeinsam Richtung Zukunft zu gehen“, so der stellvertretende Ministerpräsident und Innenmister Thomas Strobl.
Auch die Stadt Ulm war mit einer Delegation vertreten, welcher der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch, die Kulturbürgermeisterin der Stadt Ulm Iris Mann, die Leiterin des Kulturamts der Stadt Ulm Sabine Schwarzenböck, der Direktor des Donaubüros Sebastian Rihm, der Direktor des Donauschwäbischen Zentralmuseums Tamás Szalay, die Kulturreferentin für den Donauraum Dr. Swantje Volkmann, sowie fünf Gemeinderäte der Stadt Ulm angehörten. 
Auf dem Programm standen Begegnungen mit Vertretern aus Politik, Kirche und Kultur. Begleitet wurde die Delegation vom Abgeordneten der deutschen Minderheit im Rumänischen Parlament Ovidiu Ganţ, der deutschen Konsulin in Temeswar Regina Lochner, dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat Dr. Johann Fernbach sowie dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben Peter-Dietmar Leber und dessen Stellvertretern Christine Neu, Jürgen Griebel, Georg Ledig und Harald Schlapansky.
Eröffnet wurde das Aufeinandertreffen mit dem Besuch eines Konzerts des Französischen Nationalorchesters unter der Leitung von Cristian Măcelaru (Temeswar/Köln). 
Ein erstes Kennenlernen Temeswars bot eine von Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin durchgeführte Stadtführung, deren Ziel das Temeswarer Rathaus war, in welchem der aus Görwihl stammende Oberbürgermeister Dominic Fritz die Delegation empfing. Neben europäischen und kommunalpolitischen Themen erläuterte Fritz, welche Bedeutung es für Temeswar und die Stadtentwicklung habe, den Titel der europäischen Kulturhauptstadt innezuhaben. „Mit der sehr deutlichen Unterstreichung der europäischen Identität Temeswars, sorgen wir natürlich auch bewusst dafür, dass diejenigen, die hier aufgewachsen sind oder hier zur Schule oder Universität gegangen sind und mittlerweile in Deutschland leben, auch weiterhin das Gefühl haben, es ist nicht nur Vergangenheit, sondern sie haben weiterhin einen Platz in dieser Stadt und sind weiterhin auch Teil der Entwicklung dieser Stadt, dieser Region,“ erklärte Dominic Fritz. Minister Strobl und Oberbürgermeister Czisch verwiesen auf die enge Verbindung, die zwischen Baden-Württemberg, der Stadt Ulm und dem Banat bestehe. Sie waren sich einig, dass Temeswar als eine Stadt, in der die europäische Kultur so harmonisch gelebt werde, zurecht europäische Kulturhauptstadt sei. 
Neben den Terminen in Temeswar unternahm die Delegation eine Fahrt nach Lenauheim, wo sie vom Lenauheimer Bürgermeister Ilie Suciu, dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben Jürgen Griebel, dem Vorsitzenden der HOG Lenauheim Werner Griebel sowie dem Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Kirner Land Thomas Jung, empfangen wurden. Zwischen den Gemeinden Lenauheim und der VG Kirner Land besteht eine Partnerschaft. Eine Führung von Dr. Swantje Volkamnn durch die katholische Kirche in Lenauheim und der Besuch der Lenau-Gedenkstätte rundeten den Aufenthalt ab.
Im Deutschen Forum in Billed wurde die Reisegruppe von Adam Csonti, Forumsvorsitzender, und Ioan Ovidiu Oprişa, Bürgermeister von Billed, in Empfang genommen. Auf großes Interesse stieß das Billeder Heimatmuseum, das gute Einblicke in die Banater Lebenswelt bot. Den Abschluss fand die Ausfahrt mit einer Einkehr ins Schwabenhaus in Alexanderhausen.
Zurück in Temeswar, stand am darauffolgenden Tag der Besuch des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses an. Am Denkmal für die Opfer der Russlanddeportation legten der Minister und der Oberbürgermeister ein Blumengesteck nieder. 
Der Abgeordnete Ovidiu Ganţ nutzte die Zusammenkunft im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus, um einerseits für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung des Landes Baden-Württemberg zu danken, andererseits sensibilisierte er die Mitglieder der Delegation für die Thematik der Aufnahme Rumäniens in das Schengen-Abkommen, die seitens Österreichs blockiert wird.
Helmut Weinschrott, Vorsitzender der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung, stellte den Aufbau und die Struktur der Stiftung vor, dankte für die finanzielle Unterstützung Deutschlands, die eine tragende Säule darstellt, und führte anschließend durch das Haus.
Beim anschließenden Festakt der Heimattage der Banater Deutschen in der Temeswarer Oper richteten Minister Strobl und Oberbürgermeister Czisch Grußworte an die Festgesellschaft. 
Auf einen Empfang im Bischöflichen Ordinariat durch Generalvikar Monsignore Johann Dirschl, der Einblicke in die Strukturen der katholischen Diözese Temeswar bot, und die Besichtigung der katholischen Domkirche mit Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin folgte die Teilnahme am Kulturprogramm im Temeswarer Dorfmuseum. 
Nach dem gemeinsamen Besuch des Pontifikalamtes am Sonntagvormittag reihte sich die Delegation in den Trachtenzug durch die Innenstadt ein. Am Denkmal „Kreuzigung“ wurde kurz innegehalten und Kränze seitens der Stadt Ulm, des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat und der Landsmannschaft der Banater Schwaben niedergelegt. 
Innenminister Strobl und Oberbürgermeister Czisch mussten Temeswar aufgrund von Anschlussterminen früher verlassen und konnten an den Veranstaltungen am Sonntag nicht mehr teilnehmen.
„Recht dankbar bin ich für die Begegnungen, die ich hier erleben durfte. Dominic Fritz steht wie seine Stadt für ein weltoffenes Europa mit tiefen kulturellen Wurzeln. Gerade auch die Lebendigkeit der Tradition und Kultur der Banater Schwaben beeindruckt mich sehr, genau wie das allseits große Interesse an der deutschen Kultur und Sprache. Europa, das ist unsere Heimat. Ich bin davon überzeugt, dass die Stadtgesellschaft von Temeswar, die Wirtschaft und der Tourismus auch nachhaltig vom Kulturhauptstadtjahr profitieren. Dazu passt auch, dass sich Temeswar getreu seinem Motto ‚Lass dein Licht leuchten!‘ präsentiert. Das können wir auch als Motto der Hoffnung für uns alle verstehen“, resümierte Minister Thomas Strobl seinen Aufenthalt. „Wir waren überwältigt von der Gastfreundschaft, mit der man uns überall begegnet ist“, sagte der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch nach seiner Rückkehr. Für ihn war es bereits die zweite Reise mit einer Delegation ins Banat.