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„Mein Besuch lädt zur Wiederholung ein“

Bundespräsident Steinmeier in Temeswar begleitet von dem Sänger Peter Maffay, dem DFDR-Abgeordneten Ovidiu Ganţ, dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland Peer Gebauer sowie dem Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz und Mitarbeiterinnen des Rathauses. Auch Dr. Bernd Fabritius war Teil der Delegation aus Deutschland. Foto: Dr. Bernd Fabritius

Treffen mit Vertretern der deutschen Gemeinschaft in Rumänien, gemeinsam mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier

Anlässlich seines Staatsbesuchs in Rumänien besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier neben Bukarest und Hermannstadt auch Temeswar, das sich in diesem Jahr mit zwei anderen europäischen Städten den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2023“ teilt. Er begann seinen Besuch mit der Niederlegung eines Kranzes an der Gedenkstätte der Opfer der Revolution von 1989 gegenüber der orthodoxen Kathedrale, besuchte den Temeswarer Metropoliten,  nahm an einem Festkonzert der Temeswarer Philharmonie teil und gab anschließend einen Empfang. In seiner Begleitung befanden sich u.a. der DFDR-Abegordnete Ovidiu Ganț, der Bundestagsabgeordnete Gunther Krichbaum, der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz, der deutsche Botschafter in Bukarest Peer Gebauer, der BdV-Vorsitzende Dr. Bernd Fabritius und der Sänger Peter Maffay, dessen soziale Projekte in Siebenbürgen ebenfalls Ziel des Staatsbesuchs waren.

Der zweite Tag des Besuchs von Frank-Walter Steinmeier in der Kulturhauptstadt galt dem multikulturellen Temeswar, auch den Spuren der deutschen Bevölkerung der Stadt. Zunächst flanierte er in Begleitung des Temeswarer Bürgermeisters Dominic Fritz und dem Abgeordneten für die deutsche Minderheit im rumänischen Parlament Ovidiu Ganț durch die Innenstadt. Eine wichtige Station war der Besuch im frisch renovierten Dom zum hl. Georg, der römisch-katholischen Kathedrale von Temeswar, wo er von S.E. Josef Csaba Pál, Bischof von Temeswar, von Msgr. Johann Dirschl, Generalvikar, von Domkapitular Nikola Lauš, Kanzleidirektor, und vom Diözesanarchivar Dr. Claudiu Călin empfangen wurde. Domorganist Róbert Bajkai-Fábián begleitete den Besuch musikalisch an der großen Wegenstein-Orgel der Domkirche. Der deutsche Gast und seine Begleiter zeigten sich beeindruckt von der multiethnischen und mehrsprachigen Zusammensetzung des Bistums, der selbstverständlichen Mehrsprachigkeit der Pontifikalämter und dem wesentlichen Beitrag der Deutschen aus dem Banat in der Diözese und im Stadtleben. Der Bischof erinnerte daran, dass demnächst die Heimattage der Deutschen im Banat viele ausgewanderte Banater Deutsche in ihre alte Heimat bringen werden und dass auch eine Messe im Hohen Dom Teil des Festprogramms sein wird. Ein interessanter Aspekt für den hohen Gast war das europäische Projekt der Renovierung und Restaurierung des hohen Doms, seine Dauer, aber auch der Umfang, das Volumen und der Wert der Arbeiten. Mit Genugtuung wurde festgestellt, dass die Diözese Temeswar die besonders wichtige Unterstützung der Renovabis-Stiftung der deutschen Katholiken, aber auch der Erzdiözesen Köln, Paderborn und Bamberg, der Diözesen Rottenburg-Stuttgart, Münster, Mainz sowie weiterer Verbände und Förderer aus dem In- und Ausland und der ins Ausland ausgewanderten oder im Land verbliebenen Deutschen aus dem Banat erhält. Als Gastgeschenk überreichte der Bischof dem Bundespräsidenten das dreibändige Werk „Die Kathedrale zum hl. Georg zu Temeswar. Bischofskirche der Banater Metropole, kaiserliche Stiftung der Habsburger.“ Es ist das Ergebnis der wissenschaftlichen Arbeit Seiner Exzellenz Martin Roos, emeritierter Bischof von Temeswar, und als Dokumentation von unschätzbarem Wert. 

Nur wenige Schritte weiter liegt das Nikolaus-Lenau-Lyzeum mit ebenfalls frisch renovierter Fassade, dem der nächste Besuch des Bundespräsidenten galt. Im Innenhof wurde er von einer Schülergruppe empfangen, den aktuellen Absolventenklassen der Spezialabteilung, die mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes betrieben wird und den Schülerinnen und Schülern den Doppelabschluss für Rumänien und Deutschland ermöglicht. Direktorin Helene Wolf erläuterte dem Gast, dass die Lenauschule  erst wenige Tage davor mit mehreren hundert ehemaligen Absolventen, Lehrern und Schülern mit einem mehrtägigen Fest ihren um drei Jahre verschobenen 150. Geburtstag gefeiert hatte. Anders als andere deutsche Auslandsschulen stehe sie in der Tradition der deutschen Minderheit, die zwar sehr geschrumpft sei, aber deren Erbe in der Schule weiter fortwirkt. In diesem Sinne überreichte sie ihm das zum Jubiläum erschienene Erinnerungsbuch „Die Lenauschule sind wir“, eine reich bebilderte Dokumentation, die der Verein der Freunde der Lenauschule zum Jubiläum vorgelegt hat. Der Bundespräsident zeigte sich beeindruckt und schrieb in das Gästebuch der Lenauschule: „Ich bin begeistert von der Arbeit, die an dieser Schule geleistet wird. (…) Mögen die Schülerinnen und Schüler, die diese Schule verlassen, weiter an der festen Brücke zwischen Deutschland und Rumänien arbeiten und Freude daran haben.“ Einen Baustein der „Brücke“ konnte er selbst erleben, als er zufällig auf eine Gruppe von Schülern aus Prien am Chiemsee stieß, die sich gerade als Austauschpartner der Lenauschule in Temeswar aufhielten.

Die ebenfalls frisch renovierte Innerstädter Synagoge war eine weitere Station des Bundespräsidenten in Temeswar. Hier gab es ein Treffen mit Vertretern der deutschen und jüdischen Minderheit. Der Bundespräsident zeigte sich beeindruckt vom kulturellen Reichtum dieser Stadt: „Dies ist eine Region, in der seit Jahrhunderten Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Ethnien und vor allem unterschiedlicher Religionen zusammen gearbeitet und gelebt haben. Dass diese Zusammenarbeit auch weiter stattfindet, das habe ich in meinem letzten Gespräch mit der jüdischen Gemeinschaft und der deutschen Minderheit erfahren“, äußerte er als Bilanz seines Besuchs. Auch der Temeswarer Vertreter der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament Ovidiu Ganț zeigte sich zufrieden mit dem Besuch des deutschen Staatsoberhaupts. Er wertete ihn als ein wichtiges Signal im Sinne der Würdigung der Vielsprachigkeit, aber auch ein Signal in Richtung junger Menschen, die das heutige Temeswar im Bewusstsein der multiethnischen Tradition repräsentieren.