Liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst, in Christus geliebte Schwestern und Brüder!
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“ – so hören und singen wir an Weihnachten die Engelsbotschaft. Unsere Herzen sind überwältigt. Man kann es gar nicht treffender in Worten fassen, wonach sich jedes Menschenherz am meisten sehnt: ein gutes Verhältnis zu Gott und Frieden.
1. „Ehre sei Gott in der Höhe!“
Der Frieden kommt eigentlich als Folge, er ist ein Geschenk. Wenn wir eine Beziehung zu Gott haben, die Ihn ehrt, dann sind wir mit Ihm verbunden, wir sind mit Ihm versöhnt, dann sind wir mit uns selbst versöhnt, und so können wir mit allen Menschen und mit der gesamten Schöpfung versöhnt sein. Wenn wir uns um die Ehre Gottes bemühen, dann finden wir den Frieden. Wenn wir aber (nur) uns selbst suchen, kann alles ganz schnell zu Konflikt, Krieg und Verwüstung führen.
Heutzutage leiden viele unserer Mitmenschen in Kriegen und sehr viele leiden unter den Folgen der Kriege. Oft sind wir umgeben von Unzufriedenheit und Konflikten auf den Straßen, am Arbeitsplatz, an verschiedenen Orten in der Gesellschaft. Die Friedensbotschaft der Weihnacht hat die Herzen vieler Menschen noch nicht erreicht, auch wenn hell leuchtender Weihnachtsschmuck sie umgibt. Vieles haben wir noch in diesem Sinne zu tun. Unsere Herzen sehnen sich nach dem wahren Frieden, aber unsere Bemühungen, Frieden zu schaffen, empfinden wir als schwach und zerbrechlich. Mit den Worten des Dichters bitten auch wir den lieben Gott: „Versöhne mich mit Dir und mit mir selbst, denn Du bist der Frieden“ (Ady Endre: Gebet nach dem Krieg). Aus Herzensgrund entspringt unser Gebet zum Gott des Friedens. Auch erfahren wir, dass die Welt um uns herum, je mehr sie Gott an den Rand drücken möchte, umso unzufriedener wird, und dass selbst die friedensstiftenden Absichten wohlmeinender Menschen zerstört werden. Daher bilden die ersten Worte der Engelsbotschaft die Bedingung für den Frieden: „Ehre sei Gott in der Höhe!“ Wir haben es notwendig, Gott zu ehren, für uns ist es notwendig, dass wir Ihn in unseren Mitmenschen erkennen, dass wir Sein Antlitz in unseren Nächsten entdecken. Nur dann können wir uns tatkräftig für den Frieden einsetzen. Um es mit den Worten des Heiligen Irenäus zum Ausdruck zu bringen: „Denn die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch“.
2. Frieden kann man nur mit einem friedvollen Herzen schaffen
Um den Frieden müssen wir uns bemühen, aber der Friede ist zugleich ein Geschenk,eine Folge. Erschaffen können wir ihn nicht, aber annehmen können wir dieses große Geschenk. Deshalb sollen wir unsere Herzen vor Gott öffnen, damit Sein Frieden da einkehren kann und unser Leben erfüllen möge. „Wenn du Stille wünschst, dann sollst du still zur Stille einladen“, sagt der Dichter Imre Horváth. Wenn du Frieden wünschst, dann bringe den Frieden mit einem friedvollen Herzen.
Der Frieden ist auch eine dringende Angelegenheit,eine Sendung.„Selig die, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“, heißt es in der Heiligen Schrift (Mt 5, 9). Mit dem Friedenstiften sollen wir dort beginnen, wo wir leben. Das friedliche Leben von Maria und Josef mit Jesus dort, in ihrer Mitte, im Stall von Bethlehem, kann die Botschaft des Friedens so gut übermitteln, dass es zu einer Oase des Friedens wird.
Auch die kleinen Dinge, kleine Gesten können den Frieden bringen und das Weihnachtsfest zieren, denn sie können das Leben eines Menschen oder das Leben mehrerer unserer Mitmenschen verschönern. Im Advent haben die Jugendlichen schöne Treffen organisiert zum Anzünden der Adventskerzen. Überrascht war ich davon, wie konkret die Jugendlichen sind. Keine Theorien haben sie zum Ausdruck gebracht, sondern sie haben darüber gesprochen, wie sie nun, im Advent und auch weiterhin, mit ihren Taten und mit ihrem Leben bezeugen können, dass sie Kinder Gottes sind, wie sie vielen anderen die Liebe, die Freude und den Frieden Gottes schenken können: indem sie älteren, einsamen Menschen helfen, indem sie sich vielleicht einem Kollegen nähern, der sich sonst abkapseln würde und auf eine falsche Bahn geraten könnte... und so weiter.
3. Gott will den Frieden für alle
Ein Bischof hat seine Weihnachtsbotschaft in diesem Jahr folgendermaßen betitelt: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind und jenen, die schlechten Willens sind“. Damit meinte er, dass wir Menschen Friedensbotschafter sein können, nur wenn wir unsere Mitmenschen nicht in Kategorien unterteilen – in gute Menschen und schlechte Menschen – und wenn wir die Botschaft und die Wirklichkeit des Friedens allen Menschen schenken wollen. Das mag unvernünftig scheinen, wenn wir nicht auf Den blicken, den der Vater zu allen Menschen geschickt hat. Und wenn Er zu den Menschen gelangt, dann bringt Er den Frieden für alle mit sich. Unsere Sendung ist es, Ihn, seine Herrlichkeit, zu allen Menschen zu bringen. Gegen den Frieden haben wir bereits alle gesündigt. Alle haben wir Bekehrung nötig. Zu dieser inneren Bekehrung lädt uns das an Weihnachten geborene Jesukind ein, um uns Seinen Frieden zu schenken.
In dieser friedenschaffenden Liebe Jesu, der unter uns geboren ist, wollen wir alle wachsen, damit der Friede herrsche in den Herzen der Menschen und unter den Völkern!
Temeswar, Weihnachten 2022