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Ehrenbürgerwürde der Stadt Temeswar an Dr. Adrian Constantin

Bürgermeister Dominic Fritz überreicht Dr. Adrian Constantin die Ehrenbürgerwürde der Stadt Temeswar. Foto: Zoltán Pázmány

Adrian Constantin war zwölf Jahre Schüler des Lenau-Lyzeums. Nun wurde ihm im Festsaal seiner ehemaligen Schule vor den versammelten Schülern und Lehrern die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt verliehen. Der Vorschlag kam von Bürgermeister Dominic Fritz, der den schulischen Rahmen für die Verleihung passender fand als das übliche Prozedere im Saal der Philharmonie, weil es auch den Kontakt mit den Schülern ermöglichte. 

Nach dem Studium an der Universität Sophia Antipolis in Nizza promovierte Adrian Constantin 1996 an der New York University und setzte seine Studien an den Universitäten Basel und Zürich fort. In seiner Laufbahn hatte er renommierte akademische Positionen an der Universität Newcastle upon Tyne, der Universität Lund, dem Trinity College Dublin sowie dem King’s College London inne, aktuell lehrt er an der Universität Wien. In den Fokus der Öffentlichkeit gelangte Univ.-Prof. Dr. Adrian Constantin im Jahr 2020, als er für seine Beiträge zur Mathematik der Wellenausbreitung den Wittgenstein-Preis, Österreichs höchstdotierten Wissenschaftsförderpreis erhielt. (Wir berichteten in der Banater Post). Seit 2022 ist er auch korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.

Adrian Constantin zeigte sich überwältigt vom Empfang an seiner alten Schule, wo die Schüler ihn im Spalier mit Applaus begrüßten. Direktorin Helene Wolf wies darauf hin, dass der Mathematiker bereits als Schüler an Olympiaden teilgenommen hatte und da die Grundlagen für seine Forschungstätigkeit gelegt hat. Sie äußerte die Hoffnung, „dass auch die heute hier Anwesenden in einigen Jahren eine Erfolgsgeschichte erzählen können“. Die Schule sei stolz darauf, solche Schüler zu haben, die den späteren Generationen als Vorbild dienen können. Mit Adrian Constantin hat neben den beiden Nobelpreisträgern Herta Müller (Literatur) und Stefan Hell (Chemie) ein weiterer Lenauschüler hohe internationale Anerkennung erworben. Der ebenfalls bei der Festlichkeit anwesende Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen aus Rumänien Ovidiu Gant, der nach der Wende auch Direktor der Lenauschule war,  sinnierte über das „Rezept“ der Schule, das zu solchen Höchstleistungen geführt hat. “Es ist schwer zu sagen, welches Rezept die Lenauschule hatte. um solche Köpfe zu geben. Wahrscheinlich war es eine andere Atmosphäre, eine andere Art, an die Sachen in diesem traurigen Kommunismus heranzugehen, der Kontakt zum Westen, die Offenheit der Schule, das Zusammenkommen und Zusammenleben der Schüler, Deutsche, Rumänen und viele andere, die hier zur Schule gegangen sind. Ich glaube, das hat alles dazu beigetragen. Sicher auch eine Reihe von phantastischen Lehrern, die hier unterrichtet haben. Ich bin auch nicht sicher, dass die Liste komplett ist mit diesen drei Namen - Herta Müller, Stefan Hell, Adrian Constantin. Aber ich bin zuversichtlich, dass auch in Zukunft Kinder, die jetzt an der Schule sind, ähnliches leisten werden.“ Die Laudatio für Adrian Constantin hielt sein ehemaliger Banknachbar an der Lenauschule Univ.-Prof. Dr. Emanuel Bratu, der unter den Meilensteinen im Lebenslauf des Mathematikers auch an die gemeinsame Schulzeit erinnerte. Darauf ging der Geehrte selber ein, indem er bekannte: „Die Lenauschule hat mir Perspektiven eröffnet und mir den Zugang zur lebendigen deutschen Kultur ermöglicht. Die deutsche Kultur hat auch eine Komponente der Förderung der Freiheit. Das ist für mich als Forscher sehr wichtig geworden, denn ich bin im Nachhinein in einer Reihe von Ländern und an mehreren Universitäten tätig gewesen. Und die Freiheit ist sehr wichtig an den Universitäten und in der Forschung.“ Er ermunterte die Schüler, auch vor Schwierigkeiten nicht zurückzuschrecken: „Der interessante, kreative Teil der Mathematik ist, wenn man Strukturen entdeckt. Die Mathematik ist schwer, selbst wenn sie einem gefällt, aber sie ist etwas sehr Nützliches, denn hinter allen Erfolgen in der Technologie stecken mathematische Formeln.”

In einem anschließenden Interview für die Banater Zeitung äußerte sich Adrian Constantin, darüber, was ihm die Anerkennung durch seine Heimatstadt bedeute: „Es war völlig unerwartet und es ist eine Freude für mich, denn ich war immer stolz, aus Temeswar zu sein. Ich habe diese Stadt schon als Schüler als etwas Besonderes empfunden. Ich habe auch diese Beziehung mit der deutschen Gemeinschaft – als ich Kind war, war sie viel größer – und die Lenauschule als besonders gesehen. Ich denke, auch die Tatsache, dass der Bürgermeister aus Deutschland kommt, das ist eine Besonderheit, die mit der Geschichte der Stadt zu tun hat. Ich denke, dass dies kein Zufall ist, dass es hier passiert ist und nicht irgendwo anders. Das ist eine Stadt, die noch besser bekannt werden sollte im Ausland.“ Auch zu seiner Sozialisation in der Lenauschule äußerte er sich: „Als Lenauschüler hat man den Vorteil, man lernt eine Sprache, aber man hat auch Kontakte mit Menschen, die hier leben, man hat also eine Bindung zur Sprache, in einem anderen Grade als wenn man zum Beispiel Französisch lernen würde. Es gibt eine kulturelle Beziehung. Auch aus der Wiener Perspektive gibt es eine Beziehung: Es gibt hier Gebäude, die Gebäuden aus Wien ähneln oder, wie ich festgestellt habe, gewisse Tafelgerichte, die ähneln. Es gibt eine kulturelle Beziehung, die weiterbesteht. Als ich 2008 nach Wien gekommen bin, habe ich es als ein zweites Zuhause empfunden: Viele Sachen waren mir bekannt, Teil meiner Erfahrung als Kind.“