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Schicksalhafte Jahre für die Diözese Csanád

Dr. h.c. Martin Roos, emeritierter Bischof der Diözese Temeswar Foto: Walther Konschitzky

Im Jahr 2009 legte Martin Roos, der damalige Bischof der Diözese Temeswar, den ersten Teilband seines in zwei Bänden konzipierten Werkes „Erbe und Auftrag. Momente aus der Vergangenheit der Diözese Csanád und ihrer Nachfolgebistümer“ vor. Vor kurzem erschien der sechste und letzte Teilband des ersten Bandes, der der Geschichte der alten Diözese Csanád von den Anfängen im Jahr 1030 bis zu der im Anschluss an den Friedensvertrag von Trianon erfolgten Aufteilung im Jahr 1923 gewidmet ist. Damit sind neunhundert Jahre Bistumsgeschichte in sechs umfangreichen Büchern mit insgesamt etwas über 4000 Seiten festgehalten. Dem Gesamtwerk liegt ein Konzept zugrunde, das sich an dem gesammelten Bildmaterial orientiert, so dass, wie es im Klappentext heißt, „der jeweils gegenübergestellte Text lediglich als Kommentar dazu erscheinen kann“. Anhand von etwa 860 Abbildungen geht der Autor in den sechs Teilbänden auf Ereignisse und Entwicklungen in der Diözese Csanád ein, so dass am Ende eine umfassende, äußerst facettenreiche Darstellung der Bistumsgeschichte vorliegt, die ihresgleichen sucht. Aufgrund seines imposanten Umfangs, seines zugrundeliegenden einzigartigen Konzepts, seiner wissenschaftlichen Fundierung und seiner hochwertigen grafischen Aufmachung ist es nicht vermessen, von einem kirchengeschichtlichen Monumentalwerk zu sprechen.

Der zuletzt erschienene Teilband ist der dritte, der die Zeit „vom Absolutismus bis zur Aufteilung“ der Diözese Csanád, also die Jahre 1851 bis 1923, in den Blick nimmt. Zeitlich überspannt er nur neun Jahre und umfasst zwei Kapitel: „Sturmschäden. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen, 1914-1920“ sowie „Trianon, die Katastrophe. Die letzten gemeinsamen Jahre, 1920-1923“. Der behandelte Zeitraum fällt in das Episkopat von Bischof Julius Glattfelder, der seit 1911 die Verantwortung für die Geschicke der Diözese Csanád trug. Gemessen an deren neunhundertjährigen Geschichte sind neun Jahre zwar eine äußerst kurze Zeitspanne, aber für das Banat und sein römisch-katholisches Bistum waren es schicksalhafte Jahre, an deren Ende als Folge der neuen Grenzziehungen nach dem Ersten Weltkrieg die Dreiteilung des Banats und damit auch der alten Diözese Csanád stand. 

Im Kapitel „Sturmschäden“ setzt Martin Roos drei inhaltliche Schwerpunkte: das Kriegsgeschehen, die Auswirkungen des Krieges auf die Diözese und dessen Klerus sowie die Entwicklungen im Banat vom Zusammenbruch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie bis zum Friedensschluss von Trianon. 

Das militärische Geschehen auf den Kriegsschauplätzen ist nur insofern Gegenstand der Betrachtung, als dass es das k.u.k. Infanterieregiment Nr. 61 – das Temeswarer Hausregiment – betrifft, das seine Rekruten ohnehin meist aus dem Banat bezog. Gleich zu Beginn des Krieges wurde es zum Schutz der Südgrenze des Landes nach Kubin, gegenüber der serbischen Festung Smederevo/Semendrien, abkommandiert. Seinen Einsatz an der serbischen Grenze widerspiegelt ein Auszug aus dem Regimentstagebuch, entnommen dem 1917 erschienenen Kriegsalbum „‚61‘ in Waffen“, aus dem der Autor noch mehrmals zitieren wird. Ein „Zeitdokument von besonderer Qualität und Eindringlichkeit“, das Roos in Auszügen in deutscher Übersetzung bringt, ist der an Bischof Glattfelder adressierte Bericht des Pfarradministrators von Pantschowa, Pater Andreas Wild, in dem dieser die massenhafte Flucht der Deutschen und Ungarn aus Pantschowa im September 1914 – aus Angst vor einer Besetzung der Stadt durch die Serben – schildert. 

Roos geht des Weiteren auf den Einsatz der Einundsechziger an der Isonzo-Front ein, wo sie in zwölf, zum Teil äußerst schweren Schlachten „eine harte und lange Bewährungsprobe zu bestehen hatten“, und hebt – wiederum unter Rückgriff auf das bereits erwähnte Kriegsalbum – den Widerstand des IV. Bataillons auf der Anhöhe Fajti Hrib am 3. November 1916 hervor, als „eine Handvoll Verwegener“ unter dem aus Großsanktnikolaus stammenden Hauptmann Peter Roos einen Überrumpelungsangriff der Italiener abwehren und diese, obwohl in mehrfacher Überzahl, in die Flucht schlagen konnte. Dies brachte dem Hauptmann den Maria-Theresien-Orden und die Erhebung in den Freiherrnstand ein. 

Die Schlachten am Isonzo forderten von den Soldaten des Temeswarer Hausregiments einen hohen Blutzoll. Die meisten Gefallenen wurden auf den Soldatenfriedhöfen in Frontnähe beigesetzt. Der Autor bringt ein Foto und eine Beschreibung des Soldatenfriedhofs von Sankt Daniel (San Daniele, heute Štanjel in Slowenien), beides dem Band „’61‘ in Waffen“ entnommen. Die Trauernachrichten wurden den Angehörigen meist von den Ortsbehörden zusammen mit dem Seelsorger überbracht. Als seltenen Fall erwähnt Roos das im Tschakowaer Heimatbuch veröffentlichte Schreiben des Oberstabsarztes des Garnisonsspitals zu Komorn, in dem dieser Karoline Spengler über den Tod ihres Sohnes Josef am 16. Januar 1915 in Kenntnis setzt. Noch seltener war es jemand vergönnt gewesen, am Grabe seines gefallenen Angehörigen zu verweilen, wie auf dem auf Seite 83 veröffentlichten Foto von Anton Stürmer aus Neumoldowa am Grabe seinen Bruders Alfred auf dem Soldatenfriedhof von Doberdo.

Von Rekrutierungen waren auch Teile des Klerus, Seminaristen und Zöglinge des Knabenseminars „Emericanum“ betroffen. Roos bringt eine Aufstellung der 40 Diözesanpriester aus der jüngeren Generation, die als Feldgeistliche im Fronteinsatz waren, sowie der 32 Seminaristen und 28 „Emericaner“, die zum Kriegsdienst eingezogen wurden.

Unter den als Militärseelsorger einberufenen Geistlichen befand sich auch der „bis heute unerreichte Historiograph der Diözese Csanád“ Koloman Juhász (1892-1966), dem Martin Roos gleich mehrere Seiten widmet. Dem Theologen und Historiker, der in Wien studiert hatte und dort zweifach – jeweils mit einem Thema aus der Geschichte des Bistums Csanád – promoviert wurde, ist es dank eines „beispiellosen, begnadeten Idealismus, verbunden mit außergewöhnlicher Fähigkeit, Gewissenhaftigkeit, Ausdauer und Liebe zur Sache“ gelungen, ein mehrbändiges Werk zur Geschichte seines Heimatbistums vorzulegen, das die Zeit von 1030 bis 1699 umspannt. Juhász habe großen Wert darauf gelegt, dass seine Arbeiten – neben Ungarisch – auch in deutscher Sprache erschienen, so Roos, der eine Übersicht über die in Temeswar und in deutschen Verlagen erschienenen Publikationen bietet. 

Der Krieg wirkte sich auch anderweitig auf das kirchliche Leben aus. So war im neuen, geräumigen Gebäude des Piaristengymnasiums ein Reservespital eingerichtet und auch das Bischöfliche Palais dem Roten Kreuz als Feldlazarett überlassen worden. Der Bischof übersiedelte mit dem gesamten Ordinariat in das kurz davor fertig gestellte neue Priesterseminar. Die Erfordernisse des Krieges zogen auch die Kirchen in Mitleidenschaft, die von der Requirierung der Glocken und der Zinnorgelpfeifen betroffen waren. Bis auf die kleinsten Glocken, die in den Kirchtürmen verbleiben durften, fiel der gesamte Glockenbestand des Bistums der Beschlagnahmung zum Opfer. Als Beispiel bringt der Autor die Glockenabnahme in Orawitz im September 1916, wie sie in der Pfarrchronik geschildert wird. Ein Teil der Orgeln entging dem Schicksal der Verstümmelung, da zum einen vor 1850 gebaute Instrumente als historische Orgeln galten und zum anderen kleinere Orgeln oder solche, die – wie die Wegenstein-Orgel in Neupetsch – bereits Zinkpfeifen im Prospekt hatten, verschont blieben.

Breiten Raum widmet Altbischof Martin Roos den Folgen des Ersten Weltkriegs. „Der verlorene Krieg, die Auflösung der Armee wie der gesamten Monarchie, aber auch die faktische Abdankung des Kaisers und Königs hinterließen ein Machtvakuum, das ausgefüllt werden musste. Für den Soldaten wie für den einfachen Mann von der Straße brachen Welten zusammen“, schreibt er. Es begann „eine Zeit der Revolutionen und der Gewaltherrschaft“, aber „auch ein Suchen nach neuen Ufern“. Mit den landesweit und somit auch im Banat entstandenen Nationalräten der einzelnen Völkerschaften seien zentrifugale Kräfte erwacht, die sich nun in national eigenständigen Staaten formieren wollten. „Los von und nieder mit Ungarn, mit der gesamten Donaumonarchie, war die Losung“, so Roos.

In diesen turbulenten Zeiten wurde das Banat zum Zankapfel zwischen Rumänen und Serben, da beide Nachbarvölker die Region zur Gänze für sich beanspruchten. Der Autor geht auf die Mitte November 1918 erfolgte Besetzung des Banats einerseits durch rumänische und andererseits durch serbische Truppen sowie auf die Schaffung einer von französischen Truppen kontrollierten neutralen Zone zwischen den beiden Kontrahenten ein. In seinen Ausführungen findet auch die Haltung der Banater Schwaben zur Zukunft der Region, wie sie im „Schwäbischen Manifest“ vom 8. Dezember 1918 und in der Resolution der Volksversammlung vom 10. August 1919 zum Ausdruck gebracht wurde, Berücksichtigung. „Sie waren von Anfang an gegen eine Zerstückelung des Banats und hielten selbst dann noch an seiner Integrität fest, als andere diese längst aufgegeben hatten“, schreibt Roos.

Die Würfel über das Schicksal des Banats fielen auf der Pariser Friedenskonferenz. Der Oberste Rat beschloss am 21. Juni 1919 die Aufteilung der Region, wie sie dann in den Verträgen von Trianon (4. Juni 1920) und Sèvres (10. August 1920) endgültig festgeschrieben wurde. Daraufhin zogen sich die Serben Ende Juli 1919 aus Temeswar zurück und die Rumänen nahmen die Stadt am 3. August feierlich in Besitz.

Berichte von Augen- und Zeitzeugen, zum Teil bisher unveröffentlicht, veranschaulichen auf authentische Art und Weise die Geschehnisse. Roos bringt beispielsweise eine Schilderung des Erzdechanten und damaligen Pfarrers von Orawitz Franz Krinitzky über das Kriegsende in dem Bergstädtchen, einen dem Heimatbuch der Stadt Weißkirchen entnommenen Bericht über den Einzug der ersten serbischen Besatzungstruppen in die Stadt am 8. November 1918, einen Bericht aus der Feder des damaligen Pfarrers von Makó Josef Bezdán, in dem dieser dem Bischof die Grausamkeiten der roten Herrschaft in dem kleinen Provinzstädtchen schildert, oder einen Bericht über Modosch, das Dorf an der wandernden Grenze, der ein aufhellendes Licht auf die amtlichen Grenzverschiebungen und die Auswirkungen der verwirrenden Lage auf den Alltag des kleinen Mannes wirft. Das Kapitel schließt mit einem Auszug aus der Historia Domus der Pfarrei Glogon, in dem Pfarrer Josef Knapp aus der Retrospektive die Ereignisse des Ersten Weltkriegs nochmals Revue passieren lässt.

Das Kapitel „Trianon, die Katastrophe. Die letzten gemeinsamen Jahre 1920-1923“ leitet der Autor mit einer Aussage ein, die das ganze Ausmaß der Katastrophe offenbart: „Das Friedensdiktat von Trianon bedeutete für die fast tausendjährige Diözese Csanád nicht nur den schwersten Schicksalsschlag seit ihrer Existenz, sondern hatte für die alte Stiftung katastrophale Folgen.“ Infolge nationaler und ethnischer Sonderinteressen sei sie nun zerstückelt und aufgeteilt worden. „Hier wurde zerschlagen, was bisher ein integres Ganzes darstellte“, so Roos.

Die Ziehung der neuen Grenzen, deren Verlauf ausführlich beschrieben und anhand von Karten veranschaulicht wird, hatte zur Folge, dass die Pfarreien der alten Diözese nun in drei Staaten lagen (157 in Rumänien, 62 in Serbien und 32 in Ungarn). „Über Nacht war der Mitbruder ins Ausland gefallen, war die Filiale von der Muttergemeinde getrennt oder der zuständige Dechant im Ausland – und zum großen Unglück kam noch hinzu, dass man den ausländischen Bischof, der in Temeswar saß, nicht ins Land ließ, schon gar nicht in das Land der Serben, die das besetzte Temeswar wieder hatten räumen müssen.“ 

Ausführlich geht Martin Roos auf den Umgang des Bischofs mit der Ende des Krieges eingetretenen neuen Lage ein. „In den Strudel der Ereignisse wurde auch der Bischof persönlich hineingezogen. Er tat sich schwer mit der neuen Lage seiner Diözese und seines Volkes. Die Umstellung ging ihm an den Lebensnerv und stellte die bisherige Welt für ihn buchstäblich auf den Kopf“, ist auf Seite 183 zu lesen. Glattfelder betrachtete bis zur Unterzeichnung 

einer internationalen Abmachung sowohl die Serben als auch die Rumänen und die Franzosen als widerrechtliche Besatzer seiner Heimat. Er vertrat einen strikt juristischen Standpunkt und wollte sich erst einem völkerrechtlich bindenden Abkommen beugen. Daher lehnte er davor alles ab, was auch nur den Anschein einer Anerkennung der neuentstandenen Lage erwecken hätte können. 

Glattfelder blieb der Begrüßungsfeier der rumänischen Armee auf dem Domplatz fern und weigerte sich, dem neuen Präfekten Dr. Aurel Cosma seine Aufwartung zu machen, was ihm die Behörden übelnahmen. Die einzige Kommunikation mit den Behörden seien Absagen, Proteste und Interventionen gewesen, schreibt Roos. „Selbst die wenigen ausgestreckten Hände wurden misstrauisch beäugt und zurückgewiesen. Der Ton war oft scharf, bissig bis schneidig, auf alle Fälle ablehnend.“ Dazu findet sich in einer Anmerkung noch ein treffender Hinweis: „Der scharfe Verstand Glattfelders, der die Entwicklung der Dinge klar voraussah, wie auch seine spitze Handschrift deuten auf eine charakterfeste Persönlichkeit, dazu kommt sein ausgeprägter Nationalstolz, der seinem politischen Schicksal hier arg mitgespielt hat.“ Glattfelders Haltung hatte zur Folge, dass die rumänischen Behörden nun ihrerseits dem Bischof gegenüber misstrauisch wurden, ihn staatsfeindlicher Gesinnung verdächtigten und ihn durch die Siguranţa beobachten ließen.

Bischof Glattfelder tat sich auch nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Trianon am 4. Juni 1920 mit der neuen Lage schwer. Vier Tage später wandte er sich zwar in einem auf Latein verfassten Brief (Faksimile auf Seite 208) an die Priester im rumänischen Teil seines Bistums, in dem er diese aufforderte, zu dem neuen Staat loyal und treu zu stehen und gegebenenfalls den Treueid auf den König zu leisten, doch der Präfekt verbot die Veröffentlichung des Briefes mit der Begründung, dass der Bischof selbst den Eid noch nicht geleistet habe und daher auch seine Priester nicht dazu auffordern könne. Erst am 19. März 1921 legte Glattfelder den Eid auf den König und die rumänische Verfassung ab. 

Reichlich Aufschluss über die Situation in dem geteilten Bistum geben zwei Briefe Glattfelders vom August 1920 – einen an seinen ehemaligen Schüler in Budapest, Dr. Octavian Prië, nunmehr Staatssekretär im Kultusministerium zu Bukarest, der andere an Kultusminister Octavian Goga –, die der Autor in vollem Wortlaut in deutscher Übersetzung veröffentlicht. 

Den Spannungen zwischen Glattfelder und den rumänischen Behörden, die auch in der Öffentlichkeit des Landes immer weitere Kreise zogen, setzte der Hirtenbrief des Bischofs zur Agrarreform vom 17. September 1922 die Krone auf. Angesichts der Tragweite dieses Dokuments bringt es der Autor in seiner vollen Länge in deutscher Version. „Die kritischen Gedanken Glattfelders, offen und klar formuliert, erzürnten die zuständigen Stellen in Bukarest, aber auch landesweit und sollten unabsehbare Konsequenzen für das Bistum und erst recht für den Bischof persönlich haben“, so Roos. Daraufhin brachen die staatlichen Stellen jedwelche Verbindung mit dem Bistum ab, „was katastrophale Folgen für den Klerus wie für die Familien der konfessionellen Lehrer nach sich zog“, und forderten schließlich „die Entfernung Glattfelders aus dem Amt oder zumindest das Verlassen des rumänischen Territoriums“.

Es bestehe kein Zweifel darüber, dass Glattfelder in gutem Glauben gehandelt habe, „doch der Sache nach schadete es, das sah am Ende auch Glattfelder selber nicht anders“. Zu seinem Kanzler und Nachfolger Augustin Pacha sagte er: „Ich empfehle keineswegs, dass Sie fortzusetzen versuchen, was ich gemacht habe, denn dieser Ton führt nicht zum Ziel. Versuchen Sie es auf andere Weise!“ Pacha ist es auch, der der Tragödie letzten Aufzug in seiner „Chronica Aulae Episcopalis Timisoarensis“ schildert. Roos bringt seinen Bericht in deutscher Übersetzung. Die Tragödie endete mit der Ausweisung Glattfelders und seiner Abreise aus Temeswar Richtung Szeged am 25. März 1923.

In dieser turbulenten Zeit gab es aber auch hoffnungsvolle Zeichen. Roos schreibt: „Schon bald versuchte das gläubige Volk die Wunden, die der Krieg geschlagen hatte, zu heilen. Es brach eine hohe Zeit für Orgelbauer und für die Glockengießer an, auch neue politische Kräfte formierten sich (…). Selbst im Klerus regten sich neue geistige Kräfte, die sowohl im spirituellen Leben wie auch im kirchlichen Pressewesen an frühere Initiativen anknüpften.“ Auch auf diese Aspekte geht der Autor näher ein.

Wie man es bei Bischof Roos gewohnt ist, ist auch der hier vorgestellte Band mit einem umfangreichen wissenschaftlichen Apparat (178 Seiten mit insgesamt 2963 Anmerkungen) und einem Literaturverzeichnis versehen, das sich über 62 Seiten erstreckt. Die drei Register ermöglichen eine gezielte Suche nach Personen-, Orts- und Sachnamen.

Mit diesem imposanten sechsteiligen Werk hat Martin Roos der alten Diözese Csanád ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass das Publikationsprojekt mit dem zweiten Band zu Ende geführt werden kann. Dieser soll die Zeit von 1923 bis in unsere Tage umfassen, wobei die drei Schwesterdiözesen zwar gesondert behandelt, doch in einem einzigen Band vereint sein werden.    

Martin Roos: Die alte Diözese Csanád. Zwischen Grundlegung und Aufteilung 1030 bis 1923. Teil 3: Vom Absolutismus bis zur Aufteilung 1851-1923, Teilband b,2/1914-1923. Im Selbstverlag der drei Bistümer Szeged-Csanád, Groß-Betschkerek, Temeswar sowie im Verlag Edition Musik Südost München, 2022. 634 Seiten.