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Banater Geschichte auf der Bühne

Die Darsteller des Stückes „Donaukinder“ (von links): Danilo Fioriti, Bern Hergl, Stephan Wriecz, Claudia Olma, Kerstin Kiefer, Alexander Müssig Foto: Helmut Dudenhöffer

Mit seiner Produktion „Donaukinder. Eine rumäniendeutsche Geschichte“ gastiert das Chawwerusch-Theater aus Herxheim am Mittwoch, dem 26. August, in Ulm.

Die wechselvolle Geschichte der Banater Schwaben wurde vom Chawwerusch-Ensemble recherchiert und für das Theater aufbereitet. Danilo Fioriti hat aus dem Stoff ein Stück geschrieben, das den Bogen spannt von der abenteuerlichen Donaufahrt des Vorfahren Frederic Geier auf einer legendären „Ulmer Schachtel“ bis in unsere Zeit. Das Stück spielt Anfang der 1990er in Triebswetter. Kurz davor war das Ceauşescu-Regime gestürzt worden und der Eiserne Vorhang gefallen. Mit einem Festtagsschmaus und bei Musik und Tanz wird das 300-jährige Dorfjubiläum gefeiert, bei dem sich die Familie Geier nach langen Jahren wiedertrifft. Endlich können die Daheimgebliebenen und die Ausgewanderten, die drei Generationen der Familie, wieder zusammen sein. Es wird gefeiert, getanzt, getrunken und die ehrwürdige Geschichte des Dorfes heraufbeschworen. Aber trotz aller Freude brechen bald auch alte Wunden auf: Es geht um Schuld, Feigheit, Verrat, Lügen und Sehnsucht. Jede und jeder hat hier ein Geheimnis, eine Leiche im Keller. Aber anders als in der Redensart bleiben diese Leichen nicht reglos im Keller liegen.

Für die facettenreiche Produktion mit großem Ensemble konnte Uwe John als Gast-Regisseur gewonnen werden. Moritz Erbach komponierte die Musik, Richard Weber choreografierte die Tanzszenen des Stücks, für Bühnen- und Kostümbild zeichnete Franziska Smolarek verantwortlich.

Über das Stück schrieb Birgit Möthrath in der „Rheinpfalz“: „Da wird Akkordeon gespielt und getanzt zur Kirchweih, da wird aber auch emotional politisiert aus Sicht derjenigen, die regiert werden. Auch Verfremdungsmomente à la Bertolt Brecht baut das Ensemble gerne ein, etwa das sehr schöne Puppenspiel samt Bänkelsängerin, das von der Auswanderung der Pfälzer und Lothringer von Ulm aus (…) erzählt. Bei den ‚Donaukindern‘ gibt es aber auch einen ganz unverfremdeten Blick auf das innere Ringen der Protagonisten: das des Sohnes um das Andenken an seinen Vater, der am Tag der Flucht nicht am Bahnhof auftaucht; das der Daheimgebliebenen um ihren ganz persönlichen Anteil an der Schuld, und das der Alteingesessenen um den Erhalt ihrer ländlichen Heimat, die dem Untergang geweiht scheint.“

Auch Rolf Gauweiler lobte die Aufführung in der „Rheinpfalz“: „Chawwerusch, und darin liegt der Zauber dieser Aufführung, gibt diesen Menschen eine Stimme. Eine authentische, teils im originalen Dialekt, frei von Verklärung und doch voller Zuneigung zu den Figuren – so wie es diese Theatergruppe seit je mit großem Erfolg tut. Politisch ist das Stück auch. Es geht darum, wer uns verrät und wem wir vertrauen können, wenn ein Staat für sich in Anspruch nimmt, in die privatesten Winkel unseres Daseins schlüpfen zu dürfen. (…) Regisseur Uwe John hat alle diese Erzählstränge zu einer plausiblen und kurzweiligen Inszenierung zusammengebunden.“ 

Das Theaterstück wird im Rahmen des Kulturfestivals „Stürmt die Burg“ um 19.30 Uhr auf der Wilhelmsburg, Prittwitzstraße 100, 89075 Ulm aufgeführt (bei schlechtem Wetter im Alten Theater, Wagnerstraße 1, 89077 Ulm). Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Donauschwäbischen Zentralmuseums Ulm, der Kulturreferentin für den Donauraum am DZM, der Kulturabteilung der Stadt Ulm und der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Der Eintritt kostet 15 Euro. Karten sind an der Abendkasse erhältlich oder können per E-Mail an info@dzm- museum.de beziehungsweise unter Tel. 0731 / 962540 reserviert werden.