Liewe Christeleit, liewe Landsleit, jung un alt, vun noh un fern!
Oschtre! Jo mer feire in de nächschte Täch Oschtre. ‘S is das grescht Fescht im Kerchejohr, a Fescht der Frääd iwer unser Erlesung – was läder nor noch wenich Leit wisse un bewusst feire. Als e Schwob aus dr Heed – un als das fiehl ich mich jetz noch, no fascht zwanzig Johr in Deitschland – schreib ich aa die erschte Reihe in der Sproch, mit der ich ofgewachs sin. In der Faschtezeit denk ich oft an die Zeit zuruck, wo ich als Kind in Billed bei meine Großeltre die Oschterzeit erlewe han därfe. ‘S schenscht vun allem waar das Oschternischt-Baue mit dem Ota. Do hamer unne am Wasser ganz vill Graas, Krotteblume, Butterblume un Hinglsdärm geroppt un im Hof, in de Rewe un hiner de Kutsch ganz vill Nischter gemach, in dr Hoffnung, dass de Oschterhaas aa alle Nischter voll macht. Am nächschte Morjet – am Oschtersonntach – waar die Frääd groß, wann mer Kinner die volle Nischter gfun han. Natierlich waar das nor e Täl von der Oschterfrääd. Derzu gheert aa noch die Zeit, wo die Kercheglocke of Rom gflo sin un die Ministrante mit de Raschple un Kleck im Dorf unerwegs waare; das Aaierfärwe un de Kerchgang mit dem Wunsch: Frohe Oschtre!
Liebe Landsleute, die damalige Freude – die Osterfreude – kann ich heute als Erwachsener bestimmt nicht mehr so treffend beschreiben, aber sie wurde mir vorgelebt, und mein Herz wurde von ihr erfüllt. Diese Freude begleitet mich bis zum heutigen Tag und hoffentlich bis zu meiner letzten Stunde. Und ich versuche – soweit es mir möglich ist – diese Freude Tag für Tag zu leben, besonders durch meine Fröhlichkeit und Natürlichkeit. Aber wie sieht es aus in unseren Gemeinden, in unserem Umfeld und in unseren Familien – ja, in uns selbst? Ist die Osterfreude noch vorhanden? Leben wir sie? Wohin ist sie verschwunden?
Wie hat es damals vor knapp zweitausend Jahren in Jerusalem ausgesehen, als Jesus auf einem Esel durch das Stadttor einzog? Wir feiern dieses Ereignis Jahr für Jahr an Palmsonntag. Es war ein Tag der Freude für die Stadt Jerusalem und für das Volk aus dem Umland. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf den Straßen aus und jubelten ihm mit Zweigen zu. Beim Evangelisten Lukas lesen wir, dass die Jünger erfüllt von Freude gegen den Willen der Pharisäer und Schriftgelehrten ihrem Meister huldigten und laut riefen: „Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn.“ Überschwängliche Freude – und wie lange hat diese Freude angehalten? In der gleichen Woche feiern wir das letzte Abendmahl, den Verrat durch Judas, die Gefangennahme im Garten Gethsemani, die Verurteilung durch den Hohen Rat, die Kreuzigung auf Befehl des Statthalters und die Grablegung durch einen frommen Mann namens Josef von Arimathäa. – Wo war da die Freude der Jünger, der Anhänger Jesu und der Stadtbevölkerung? Die Freude des Palmsonntags (Einzug in Jerusalem) hat nicht lange angehalten. So schnell hat sich die Stimmung und das Gemüt des Volkes, aber auch der treuen Anhänger und Freunde Jesu gewendet.
Fast wäre diese Freude untergegangen, wenn sich nicht am dritten Tag nach der Grablegung des Leichnams unseres Herrn Jesus Christus in aller Früh ein paar Frauen mit wohlriechenden Salben auf den Weg zum Grab gemacht hätten. Sie waren die ersten Zeugen der Osterfreude – der Auferstehung unseres Herrn. Die Jünger Jesu und die Frauen aus seinem Gefolge wurden von dieser Freude erfüllt und haben ab diesem Zeitpunkt mit viel Eifer diese Osterfreude – verkündet die Freude der Erlösung durch Jesus Christus.
Die Apostel haben das Wort Gottes und die frohe Botschaft der Osternacht verbreitet. In der Apostelgeschichte lesen wir, dass die Gemeinde von Tag zu Tag gewachsen ist. Auch als man sie verfolgte und bestrafen wollte, haben sie diese Freude nicht abgelegt. In den ersten Jahrhunderten hat man immer wieder versucht, diese neue Bewegung – die Kirche Jesu Christi – zu vernichten. Man hat die Christen nicht nur gehetzt und verfolgt, sondern auch getötet, und oft auf bestialische Art. Aber die Freude Jesu strahlte aus ihnen, wenn sie lobend und preisend in den Tod gingen. Diese Freude hat viele Menschen fasziniert, und so konnte die Kirche Jesu wachsen und sich entfalten. Die Osterfreude hat nicht irgendwann im frühen oder späten Mittelalter aufgehört zu wirken, sondern sie ist nur zeitweise durch äußere Umstände geschrumpft, aber sie überdauerte viele Jahrhunderte – bis zum heutigen Tag, weil sie eine einzigartige Freude ist – die Freude Jesu. Möge in der Osternacht diese Freude – die Osterfreude der ersten Stunde – unsere Herzen erfüllen, damit wir mit dem gleichen Mut wie die Frauen vor dem leeren Grab und die Apostel Jesus als den Auferstandenen bekennen und bezeugen, und wie Paulus es im 1. Brief an die Gemeinde von Thessalonichi schreibt: „Seid allezeit fröhlich.“
Ihr Leit, ihr Leit, ihr liewe Leit – es kommt die heilich Oschtrezeit, und ich winsch eich alle – klään un groß, jung un alt – frohe Oschtre.