zur Druckansicht

Da wackelt sogar der Hohenstaufen

Hans Moser trainierte Göppingen zwei Jahre lang. Foto: privat

Auf dem Heimattag 1988 wurde Hartmut Mayerhoffer zum besten Turnierspieler gewählt und von Schirmherr Hans Moser (hinten) ausgezeichnet. Links der damalige stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Peter Krier. Foto: Ronnie Kradi

Cheftrainer Hartmut Mayerhoffer gibt bei Frisch Auf Göppingen die Richtung an. Foto: Eibner-Pressefoto

„Das Glück ist mehr auf der Seite des Angreifers als auf der desjenigen, der sich verteidigt.“  (Niccolò Machiavelli)

Seit 1988 übt Göppingen die Patenschaft über die Banater Schwaben in Baden-Württemberg aus. Sie gehören zur Stadt wie die Handballer von Frisch Auf. Ein Verein mit großer Tradition und Erfolgen: elfmal Deutscher Meister (darunter zweimal auf dem Großfeld), sechsmal Europapokalsieger. Für einen solchen Klub tätig zu sein, schaffen nicht viele. Umso beachtlicher, dass dies gleich zwei Banater Schwaben innerhalb von 34 Jahren gelungen ist: Hans Moser und Hartmut Mayerhoffer.

Knickfallwurf erfunden

Moser kam am 24. Januar 1937 in der Temeswarer Postgasse, unweit des Küttelplatzes, als Sohn des Buchhalters Robert Moser und der Helena (geborene Gersteneck) in der Josefstadt zur Welt. Er besuchte Volksschule, Lehrerbildungsanstalt und Baulyzeum. Nach dem Abitur studierte Moser Agronomie. Den Ballspielen war er schon im Kindesalter zugetan, zunächst dem Volleyball. In der Postgasse wohnten einige gute Spieler. Sie gründeten eine Freizeitmannschaft, der auch Moser angehörte. Er war so gut, dass er bald den Sprung in die Volleyballnationalmannschaft der Junioren schaffte. Das blieb aber nur ein Intermezzo, weil der frühere Temeswarer Wasserballnationalspieler Adalbert Sterbenz ihm riet, zum Handball zu wechseln: „Du bist groß, hast einen guten Bumms.“

So gelangte Moser zu Constructorul Temeswar und bestritt zwei Freundschaftsspiele gegen Ştiinţa Temeswar, wo er Trainer Constantin Lache auffiel. Der holte ihn 1951 zur Studentenmannschaft, wenige Tage bevor Moser mit der Volleyballnationalmannschaft ins Trainingslager fahren sollte. Der 1,92 Meter große Neuzugang machte als Handballer schnell Fortschritte, gewann 1956 mit Ştiinţa den ersten und letzten Titel auf dem Großfeld. Als Spielmacher und Torjäger in einer Person verfeinerte er den Fallwurf, indem durch Täuschung die Mauer umgangen wird. Dieser Knickfallwurf wurde zu seiner Spezialität. Kein Wunder, dass er auch im fernen Bukarest auffiel. 1959 wurde Moser von Dinamo Bukarest verpflichtet und vorwiegend im linken Rückraum eingesetzt, wo gegen seine harten Würfe oft kein Kraut gewachsen war.

Mit Dinamo gewann er in neun Jahren drei Meistertitel auf dem Groß- und acht auf dem Kleinfeld sowie 1965 den Europapokal der Landesmeister gegen Medveščak Zagreb. Zwischen 1960 und 1965 absolvierte er die Sporthochschule in Bukarest, wo er seinen Abschluss als Diplomsportlehrer machte.

Bereits mit 17 Jahren wird Moser in die rumänische Nationalmannschaft berufen und scheiterte bei der Weltmeisterschaft vier Jahre später in der Vorrunde. Viel besser lief es bei den nächsten zwei Endturnieren, als Rumänien 1961 und 1964 zweimal in Folge Weltmeister wurde – angeführt von Hans Moser. Er war Dreh- und Angelpunkt, dirigierte das Spiel und warf die entscheidenden Tore. Es waren so viele, dass er 1964 WM-Torschützenkönig und im gleichen Jahr zum Welthandballer gewählt wurde. Die Experten waren sich einig, dass Rumänien damals  den besten Handball aller Zeiten gespielt hat. Ohne Moser wäre das nicht möglich gewesen.

2000 wurde er von der Internationalen Handball-Föderation in die Weltauswahl des 20. Jahrhunderts gewählt. Seine Erfolgsbilanz ist imposant: 650 A-Liga-Spiele mit 3000 Toren und 224 Länderspiele mit 1000 Treffern. „Moser war in seiner aktiven Zeit ein Virtuose. Ihm stand im Umgang mit dem Ball einfach eine größere Tastatur zur Verfügung als vielen anderen“, schrieb die „Günzburger Zeitung“. Und bestätigte den Lyriker Rainer Maria Rilke: „Ruhm ist die Summe der Missverständnisse, die sich um einen Namen sammeln.“

1968 genehmigte der Rumänische Handball-Verband Moser einen auf sechs Monate befristeten Vertrag als Spielertrainer beim Bayernligisten TSV Milbertshofen. Nach Vertragsende blieb er im Münchener Stadtteil und stieg mit Milbertshofen 1970 in die 1. Bundesliga auf. „Er hat uns alle besser gemacht“, erinnerte sich Spielführer Gerhard Ochsenkühn. Danach hatte Moser Trainerengagements beim VfL Günzburg, in Augsburg, wieder Milbertshofen und kam 1984 zu Frisch Auf Göppingen. Dorthin geholt hat ihn Horst Singer. Er war 40 Jahre lang Spieler, Trainer und Manager von Frisch Auf, brachte es auf 23 Länderspiele. Noch heute kommt der 87-Jährige zu den Heimspielen in Göppingen. Er erinnert sich: „Hans Moser war ein hervorragender Handballspieler und -trainer. Wir waren sehr zufrieden mit ihm.“

Effekt verpufft

Klar, denn der Temeswarer führte Frisch Auf in die 1. Liga zurück, nachdem die Mannschaft zwangsabgestiegen war, weil ein Spieler als Profi fungierte und nicht als Amateur, wie es die damaligen Statuten forderten. Nach dem Aufstieg wurde Göppingen 1985/86 als Neuling Neunter von 14 Teams in der 1. Bundesliga. „Es war eine schöne Zeit bei Frisch Auf, an die ich gerne zurückdenke, weil sie mir viel gebracht hat. Ein guter Verein, das Umfeld hat gestimmt, ich hatte ein tolles Verhältnis zu den Spielern“, so Moser. Warum blieb er dennoch nur zwei Jahre? „Meine Devise als Trainer war stets, den Spielern zu zeigen, wie es geht. Dann zog ich weiter, weil der Effekt des Weltmeisters nach paar Jahren verpuffte.“ Deshalb wechselte er 1986 als Trainer zum Handballclub Emmenstrand in die Schweiz, wo er Vierter in der 1. Liga wurde.

Insgesamt brachte es Moser im Handball auf vier Jahrzehnte als Spieler und Trainer. Da es seinerzeit in dieser Sportart nicht viel zum Verdienen gab, arbeitete er als Sportlehrer, darunter 25 Jahre am Günzburger Dossenberger-Gymnasium.

Viele Ehrungen und Auszeichnungen wurden ihm als Handballer zuteil. Vor der WM 1970 in Frankreich gab die französische Post eine Briefmarke mit seinem Konterfei heraus, das ihm aber nicht ähnelte. „Weil es seitenverkehrt kopiert wurde“, schmunzelte Moser. Auf jeden Fall brachte die Briefmarke Rumänien Glück. Obwohl er nicht mehr für sein Heimatland spielte, gewann es die dritte von vier WM-Goldmedaillen, war lange Zeit Rekordweltmeister.

1961 wurde Moser der Titel „Verdienter Meister des Sports“ in Rumänien verliehen und 2007 zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Temeswar ernannt. „Letzteres hat meinem Ego sehr gut getan“, sagte er. Seine vierte Ehefrau Norka ist Kubanerin. Aus früheren Ehen hat er vier Kinder.

Den 75. Geburtstag feierte Moser über dem Atlantik auf dem Flug in den Urlaub nach Kuba. Fünf Jahre später beging er den 80. daheim in Konzenberg, einem Ortsteil von Haldenwang, im Landkreis Günzburg, genauso wie den 85. am vergangenen 24. Januar. „Ab einem gewissen Zeitpunkt feiert man nicht mehr das Alter, sondern die Gesundheit“, meinte er. „Mental bin ich noch fit. Nur das Gehen fällt mir schwer, da die Gelenke nicht mehr richtig mitspielen.“

Moser ist ein angenehmer Gesprächspartner, der locker eine Anekdote nach der anderen aus dem Ärmel schüttelt. Wie diese: „Da ich am 24. Januar, dem Tag der Vereinigung der rumänischen Fürstentümer, geboren bin, hängte mein Vater in Temeswar stets die Landesfahne raus. Meine Schwester Ildiko weinte, weil an ihrem Geburtstag keine gehisst wurde. So entschloss sich mein Vater, auch an ihrem Ehrentag eine aufzuhängen. Ab dann war alles in Ordnung.“

Sein Ex-Verein Dinamo hat Moser bis heute nicht vergessen und würdigte ihn anlässlich des 85. Geburtstages auf der Facebook-Seite. Verständlich, denn laut dem Philosophen Voltaire „ist das Bessere der Feind des Guten“. Einen Besseren als Moser hatte Dinamo nicht...

Talent entdeckt

1988 fand der Heimattag der Banater Schwaben in Nürnberg statt, weil die Ulmer Donauhalle umgebaut wurde. Hans Moser, dem Schirmherrn des zweiten Handballturniers, fiel ein großgewachsener und wurfgewaltiger blonder Rückraumspieler auf, der zum besten Handballer des Wettbewerbes gewählt wurde. „Das könnte einer werden“, dachte sich der Trainer des Zweitligisten VfL Günzburg – und griff zu. Er ließ das Jungtalent eine Woche bei sich wohnen und gab ihm einen Vertrag. Der Neue hieß Hartmut Mayerhoffer, ebenfalls ein Banater Schwabe. Er kam am 26. Juli 1969 in Großsanktnikolaus zur Welt und stammt aus Warjasch. Als Hartmut in der vierten Klasse war, wanderte die Familie mit ihm und Bruder Hartwig nach Deutschland aus, ließ sich in Augsburg nieder. Dort begann er in der B-Jugend bei der DJK Augsburg-Hochzoll im Alter von 13 Jahren mit dem Handballspiel, beeinflusst von seinem Cousin Herbert Müller, der zurzeit sowohl die österreichische Damen-Nationalmannschaft als auch den Thüringer HC in der Bundesliga der Frauen trainiert.

Hartmut spielte zunächst Linksaußen, dann im linken und mittleren Rückraum. Er landete 1986 bei der A-Jugend des TSV Milbertshofen, dem früheren Verein von Hans Moser. Der war 1988 aus der Schweiz nach Günzburg zurückgekehrt und konnte einen vielversprechenden Torjäger wie Mayerhoffer beim VfL gut gebrauchen. „Ich habe ihn gerne trainiert. Er war ein guter Junge, mein Vorzeigetyp. Folgsam und mit feiner Technik brachte er stets eine gute Leistung und hat immer effektiv gespielt“, schwärmt Moser. Da hatten sich zwei Banater Schwaben gesucht und gefunden.
In Günzburg blieb Mayerhoffer drei Jahre, brachte es zum Stammspieler in der 2. Liga. Dann musste er nach einer Schulter- und Sprunggelenksverletzung mit dem Profihandball aufhören. Er kehrte nach Augsburg zurück, schaffte mit DJK Hochzoll den Aufstieg aus der Verbands- in die Oberliga und wechselte 1996 zum TSV Aichach. Dort war er zunächst Spieler und anschließend Spielertrainer. Von 2001 bis 2008 betreute er den TSV, mit dem er zweimal in die Bayernliga aufgestiegen ist. Anschließend ging's für vier Jahre zum TSV Friedberg, wo ihm der Sprung in die 3. und später in die 2. Liga gelang.

Auszeichnung erhalten

In jenen Jahren baute sich Mayerhoffer ein zweites Standbein auf, falls es mit der Trainertätigkeit nicht klappen sollte. Nach der Mittleren Reife erlernte er den Beruf des Groß- und Handelskaufmanns. Und arbeitete zwischen 1995 und 2012 als selbstständiger Vertriebsleiter für den italienischen Fahrradhersteller Vinar S.p.A. in Deutschland, Österreich sowie der Schweiz. Vor zehn Jahren konzentrierte er sich ganz auf den Trainerberuf und gab den Job als Vertriebsleiter auf. Da war er Coach bei Zweitligist SG BBM Bietigheim-Bissingen und strebte höhere sportliche Ziele an. Was ihm gelingen sollte. Zwischen 2014 und 2018 schaffte er mit dem kleinen Verein zweimal den Aufstieg in die 1. Bundesliga. In der Saison 2017/18 wurde er von den Trainerkollegen und Managern zum „Trainer der Saison“ in der 2. Bundesliga gewählt. Eine besondere Auszeichnung.

Verständlich, dass der Traditionsverein Frisch Auf Göppingen auf Mayerhoffer aufmerksam wurde, zumal man in zwei Spielzeiten auf die von ihm betreuten Bietigheimer traf. Vor vier Jahren war es dann soweit: Frisch Auf verpflichtete Hartmut und somit den zweiten Banater Schwaben als Cheftrainer in der Vereinsgeschichte. „Nach Bietigheim war dies der nächste Schritt für mich“, sagt Mayerhoffer, als wir uns in der Göppinger EWS-Arena gegenübersitzen und neunzig Minuten lang über Gott und die Welt, aber vor allem über Handball, reden.

Hartmut macht einen gelassenen, zufriedenen und entspannten Eindruck. Von Erfolgsdruck ist ihm nichts anzumerken. Obwohl es den natürlich gibt, ganz besonders in Göppingen. „Man merkt, dass es sich um einen Traditionsklub handelt. Handball hat hier einen sehr großen Stellenwert, mit ganz anderen professionellen Strukturen als in Bietigheim“, erzählt Mayerhoffer, der im Juni 2014 seine A-Lizenz als Trainer beim Deutschen Handball-Bund gemacht hat. Sie erlaubt es ihm, in der höchsten deutschen Spielklasse zu trainieren. Er ist übrigens der einzige banatschwäbische Trainer in einer ersten deutschen Liga, egal um welchen Mannschaftssport es sich handelt. Eine tolle Leistung!

Mayerhoffers Job in Göppingen ist reizvoll, aber anspruchsvoll. Weil die Erwartungen in der Stauferstadt traditionell hoch sind. Wie gelingt es ihm, dem Dauerdruck zu widerstehen? „Ganz einfach. Man darf ihn nicht an sich ran lassen und muss sich aufs Wesentliche konzentrieren. Meine ganze Energie stecke ich in das, was ich durch kontinuierliche und zielgerichtete Arbeit selbst beeinflussen kann. Deshalb kümmere ich mich auch nicht um soziale Netzwerke und was darin über uns steht.“ Er fühlt sich wohl: „Bei Frisch Auf handelt es ich um eine der besten Adressen. Es ist eine konstruktive Zusammenarbeit, so dass man das Gefühl hat, in einem Boot zu sitzen.“

Seine bisherige Erfolgskurve in Göppingen zeigt kontinuierlich nach oben. Bevor er kam, wurde das Team zweimal in Folge Zehnter, mit ihm ging's Schritt für Schritt aufwärts: Achter (2018/19) und Siebter (2020/21). Die Spielzeit dazwischen wurde wegen der Coronapandemie abgebrochen. Es war eine schwierige Zeit, in der es ums nackte Überleben ging. Zum Glück sprang das lokale börsennotierte Unternehmen Teamviewer als Hauptsponsor mit einer Million Euro ein. Der führende Softwareanbieter Europas ist auch Trikotsponsor beim englischen Fußballtraditionsverein Manchester United und in der Formel 1 mit seinem Logo auf Motorabdeckung, Frontflügel, Cockpitverkleidung der Rennwagen sowie der Kleidung von Fahrern und Teammitgliedern von Mercedes präsent.

Das finanzielle Engagement bei Frisch Auf hatte seinen Preis: Statt in der traditionellen grünen Vereinsfarbe spielen die Göppinger seither in der Sponsorenfarbe Blau, was für viel Unmut bei den Anhängern gesorgt hat. „Doch es gab keine Alternative“, sagt Mayerhoffer. „Geld macht nicht korrupt – kein Geld schon eher“, meinte der Kabarettist Dieter Hildebrandt. In Göppingen scheint einiges vorhanden zu sein. Der Etat beträgt sechs Millionen Euro.

Vertrag verlängert

Im Vorjahr wurde Mayerhoffers Vertrag in der stärksten Handball-Liga der Welt vorzeitig um zwei Jahre bis 2024 verlängert. „Wir sind mit der Arbeit des Trainers sehr zufrieden und davon überzeugt, dass er der richtige Mann ist, um mit ihm den nächsten Schritt der Mannschafts- und Vereinsentwicklung zu gehen“, lautete die Pressemitteilung des Klubs. Dieser Schritt wird von Geschäftsführer Gerd Hofele so beschrieben: „Wir möchten gerne in die Top 6 der Liga eindringen und dabei um die Europapokalplätze mitspielen.“ Mayerhoffer sagt dazu: „Wir haben viel Potenzial, wollen uns weiterentwickeln und sind auf einem guten Weg. Deshalb bin ich zuversichtlich bezüglich der zukünftigen Ziele. Um unter die ersten Sechs zu kommen, müssen wir am Limit spielen.“

Hans Moser lobt: „Es freut mich, dass Hartmut sich behauptet. Er leistet gute Arbeit, obwohl es für einen jungen Trainer nicht leicht ist, sich bei einem solchen Traditionsverein zu etablieren.“ Und auch der langjährige Manager Singer ist überzeugt: „Wenn er sich reinkniet, dürften die Ziele zu erreichen sein.“ Getreu der Devise des griechischen Philosophen Aristoteles: „Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.“

So wie bei den Banater Heimattagen, wo Hartmut mit den Augsburgern einen Rekord aufstellte. Er gewann mit dem Team die ersten acht Handballturniere in Folge und steuerte zahlreiche Tore bei. Die Teilnahme an den Banater Heimattagen zeigt seine Verbundenheit zur alten Heimat, obwohl er sie als Kind verlassen hat. „Ich stehe zu meiner Herkunft. Zuhause bei den Eltern wird Schwowisch gesprochen“, sagt er. Als Vater Josef Ende Januar 90 wurde, war es Hartmut, der die Geburtstagsanzeige für die „Banater Post“ verfasste. Ein kleines Dankeschön an den Papa, der ihn, so lange er konnte, zu den Spielen begleitet hat.

Seit mehr als 30 Jahren war Mayerhoffer nicht mehr im Banat. Obwohl er gerne daran denkt: „Eine schönere Kindheit hätte ich nicht haben können. Es war eine ganz tolle Zeit.“ Deshalb wird er bestimmt mit Lebensgefährtin Alexandra, einer Oberstudienrätin, sowie den Töchtern Leonie (21) und Jannie (15) ins Banat fahren, um ihnen die einstige Heimat zu zeigen. Seine Familie wohnt in Leitershofen im Landkreis Augsburg. Er besucht sie, sooft er kann. In Göppingen hat er eine Wohnung in Nähe der EWS-Arena, wo Frisch Auf trainiert und spielt.

Wenn er mal Zeit hat, geht's zum Snowboardfahren. Ansonsten spielt Handball neben der Familie die größte Rolle in seinem Leben. Vorbilder hatte er nie, genauso wenig eine Ausstiegsklausel im Vertrag. „Das Trainergeschäft kann man ohnehin nicht planen“, nennt er den Grund. „Man muss seinen eigenen Weg gehen.“ Das hat Hans Moser getan. Und das wird auch Hartmut Mayerhoffer tun. Zwei Banater Schwaben waren und sind gut drauf mit Frisch Auf.

Bei BILD haben wir früher nach großen Siegen von Frisch Auf geschrieben: „Da wackelte sogar der Hohenstaufen.“ Und meinten den 684 Meter hohen Hausberg von Göppingen. 
Als ich mich von Hartmut Mayerhoffer vor der EWS-Arena verabschiede, scheint die Sonne. Wir reichen uns die Hand. Er drückt meine ganz fest. Wenn er als Trainer genauso kräftig zupackt, dürfte für Frisch Auf die Sonne hell strahlen. Und der Hohenstaufen wie einst wackeln....

Kommen Sie gut durch die Zeit!