zur Druckansicht

Ort des Gedenkens und der Gemeinschaft

Der Salvatorianer-Mönch Barazsuly Pisti István, Geistlicher in der Temeswarer Elisabethstädter katholischen Pfarrei „Herz Jesu“, besuchte mit einigen Jugendlichen die lokalen Friedhöfe, um an den verlassenen Gräbern eine Kerze anzuzünden.

Oana Paraschiv

Kein Treffen von Landsleuten, wo nicht auch der Heimatfriedhof im Banat Thema von Gesprächen wird. Auf den Friedhof fokussieren sich die Anliegen der Gemeinschaft – er ist das, was von ihr in vielen Dörfern im Banat übrig geblieben ist. Er stellt individuelle und kollektive Bezüge her. Denn während hier in Deutschland von so manchen Landsleuten, vor allem in den Städten, schon Gräber aufgegeben wurden, wacht man nach wie vor über die Grabsteine im Banat und den Friedhof als Ort der Stille, der Sehnsucht, aber auch der Gemeinschaft. Davon zeugen akribisch erstellte Dokumentationen der Grabsteine einzelner Friedhöfe, davon zeugen nicht unerhebliche finanzielle Leistungen Einzelner oder der Heimatortsgemeinschaften zur Pflege der Friedhöfe und nicht zuletzt die Besuche im Heimatort, die oft mit einem Besuch des Friedhofes beginnen oder enden. Mittlerweile hat auch die Wissenschaft dieses Thema entdeckt. Erst vor kurzem weilte eine Doktorandin aus der Nähe von Belgrad in der Bundesgeschäftsstelle in München, um Material für ihre Arbeit zur Friedhofskultur in den Siedlungsgebieten der Donauschwaben zu sichten. Sie war von den bisher erschienenen Dokumentationen einiger Heimatortsgemeinschaften und Privatpersonen sehr angetan.

Und im Banat selbst? Ein schönes Beispiel einer Friedhofskultur legten an Allerseelen Jugendliche der Pfarrei „Herz-Jesu“ in der Elisabethstadt in Temeswar vor. Sie zogen mit ihrem Salvatorianer-Pater zu den in Dunkelheit liegenden Gräbern der Pfarrgemeinde und entzündeten dort jeweils eine Kerze. Sie schauten nicht auf die entsprechenden Inschriften auf den Kreuzen, sie achteten nicht darauf, ob das Grab gepflegt oder vernachlässigt war. Dass es dann doch so viele sein würden, denen sie ein Licht schenken sollten, hatten sie im Vorfeld nicht geahnt. Im kommenden Jahr wollen sie auf allen Gräbern der beiden Friedhöfe eine Kerze entzünden.

Diese Initiative könnte auch auf unsere Heimatortsgemeinschaften ausgedehnt werden. Wenn nur zwei Vertreter von einem jeden Dorf zu Allerseelen im Banater Heimatort zugegen wären und dort auf den Gräbern der verstorbenen Angehörigen und nach und nach auch auf den anderen Gräbern Kerzen anzünden würden, wäre das mehr als eine Geste sowohl für die Verbliebenen als auch für die Ausgesiedelten. Sie würden erkennen: Wir gehören zusammen und vergessen niemanden, besonders an diesen Tagen des Gedenkens im Monat November, auf über 150 Friedhöfen im Banat.