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Zuviel Nebel! Kein Durchblick bei UTA - Eine sportliche Glosse

Das Aufgebot von UTA Foto: UTA

Zwei Engelsbrunner aus Deutschland auf Besuch bei UTA: Peter Titsch, UTA-Manager Attila Brosovszki und Franz Schmelowski(v.l.n.r.) Foto: privat

Nikolaus Lenau schrieb mit 29 Jahren das Gedicht „Nebel“. Darin heißt es: „Nimm fort in deine graue Nacht/ Die Erde weit und breit!/ Nimm fort, was mich so traurig macht,/ Auch die Vergangenheit.“

UTA könnte nichts Besseres passieren, als dass der Nebel die Torflaute des Fußball-Erstligisten fortnimmt. Seine Ladehemmung hielt zuletzt 477 Minuten an, mehr als fünf Spiele. „Vergrößert die Tore für die Alte Dame“, forderte die Wochenzeitung „Fotbal Vest“. Und im Fernsehen riet der ehemalige Fußballtrainer, Manager und Funktionär Grigore Sichitiu den Spielern, an Weihnachten in die Kirche zu gehen: „Vielleicht hilft Beten.“ Um mehr Durchblick zu bekommen und den Weg zum Tor durch die wabernden Nebelschwaden zu finden. Helfen könnten Nebelglocken, die wie bei Schiffen akustisch die Richtung weisen. An der Hamburger Küste sind bestimmt welche übrig, etwa beim HSV, der seit vier Spielzeiten in die 1. Bundesliga zurückzukehren versucht.

„Jedes Ding hat drei Seiten. Eine positive, eine negative und eine komische“, scherzte der Münchener Komiker Karl Valentin. Für die komische bei UTA sorgte der Trainer – mit einer nebligen Erklärung. Angeblich konnten sich seine Spieler nicht aufs Toreschießen konzentrieren, weil nicht alle ihre Gehälter gleichzeitig bekommen haben. Es ist wie im Witz: Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Bankräuber und einem Fußballer? Der Bankräuber sagt: „Geld her oder ich schieße!“ Der Fußballer sagt: „Geld her oder ich schieße nicht!“ Obwohl das Geld wieder pünktlich floss, stocherten die Arader weiter im Nebel und schossen in 21 Partien nicht mal ein Tor pro Spiel – genauer 0,81. Ein Nebel des Grauens.

Deshalb beschloss der allmächtige Berater, der fast alle Spieler und den Trainer bei UTA unter Vertrag hat, einen Wunderstürmer durch den Nebeldunst nach Arad zu lotsen. Mit viel Tamtam wurde Tomas Wagner als Retter in der Not präsentiert, weil er mal ein Törchen in der Champions League geschossen hat. Doch nach nur einem Monat mit 54 torlosen Minuten in drei Kurzeinsätzen wurde sein Vertrag aufgelöst. Wagner war das fünfte Rad am UTA-Wagen. Und seine Verpflichtung eine benebelte Entscheidung. Der Tscheche wird als kürzester Transfer in die Vereinsgeschichte eingehen. Viel Nebel um nichts! Oder, um wieder Karl Valentin zu zitieren: „Wer am Ende ist, kann von vorn anfangen, denn das Ende ist der Anfang von der anderen Seite.“

Diesig war die Entscheidung des Trainers, Tormann und Kapitän Florin Iacob von heute auf morgen auf die Nebelbank, pardon Ersatzbank, zu setzen, obwohl der als einziger bis dahin durchgespielt hatte. Das wäre so, als wenn Bayerntrainer Julian Nagelsmann von jetzt auf gleich Torwart und Kapitän Manuel Neuer zum Reservisten degradieren würde. Eine Einweisung in die Psychiatrie wäre ihm sicher – nicht Neuer, sondern Nagelsmann. Ob der UTA-Torhüter auf der Bank an die Worte eines weltberühmten Kollegen gedacht hat? Sepp Maier sagte: „Ein Torhüter muss Ruhe ausstrahlen. Er muss aber aufpassen, dass er dabei nicht einschläft.“ Tennisspieler haben es besser. „Ich bin froh, dass ich mich selber aufstellen und mich keiner vom Platz holen kann“, meinte Boris Becker.

Bei UTA hat der Trainer im Gegensatz zu Nagelsmann nichts zu befürchten. Der Vorstand lässt die Zügel schleifen. Wie im Sommer, als die Spieler im slowenischen Trainingslager das Saisonziel festlegten. Woanders macht das die Vereinsführung. Fragen Sie mal Ehrenpräsident und Aufsichtsrat Uli Hoeneß oder den Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn vom FC Bayern. Wenn die Bayernspieler versuchen würden, alleine das Saisonziel festzulegen, gäbe es Straftraining und Geldstrafen.
Nur der Wuppertaler SV machte eine Ausnahme. Dort legten Vorstand, Mannschaft und Fans 2018 gemeinsam das Ziel fest. Vergebens! Damals war Wuppertal wie heute in der 4. Liga – und nicht wie UTA in der 1. Aber der Arader Vorstand bleibt stumm. Das Schweigen im Nebel...

Das von der Mannschaft formulierte Ziel heißt Qualifikation für die Aufstiegsrunde. Momentan ist nebulös, ob es erreicht werden kann: UTA hat nach 21 Spielen als Neunter 5 Punkte Rückstand auf einen Playoffplatz. In der vergangenen Meisterschaft belegten die Arader nach 21 Etappen noch Rang 8. Außer Spesen nichts gewesen – außer einer dicken Nebelsuppe mit zuletzt acht Spielen in 53 Tagen ohne Sieg und nur zwei geschossenen Toren. Die längste Sieglosserie der Arader seit eineinhalb Jahren in der 1. Liga, in die sie 2020 nach zwölf Jahren zurückgekehrt sind.

Deshalb wirdʼs Zeit, dass sich der dichte Nebel endlich verzieht. Ob der Baron dann noch auf der Gegengeraden im neuen Stadion sitzen wird, ist unsicher. Nach viel Kritik plant die Stadt Arad als Besitzerin der Arena, die Statue des Adeligen auf die Haupttribüne umzusetzen. Was angesichts seiner großen Verdienste um den Verein angemessen wäre. Wenn der Baron unten sein wird, könnte er gleich nach dem Rechten sehen – und den Nebel vertreiben. Damit am 23. Januar im ersten Spiel nach der Winterpause bei seiner UTA klare Verhältnisse herrschen. Mit anderen Worten: allerbeste Sicht!